Freitag, 13. September 2013

Teil 5: Adelaide (Claudia)

Wie schon berichtet, haben wir die Fahrt nach Adelaide für einen Besuch im Trash-Wunderland unterbrochen und fuhren danach, voreingenommen und doch noch ein klein wenig hoffend nach Adelaide hinein. Warum voreingenommen? Nun, Adelaide wird an der ein oder anderen Stelle als relativ langweilig beschrieben, auch von Aussies, die dort monatelang gewohnt haben (wie ich aus erster Hand weiß). Wir hatten im Vorfeld auch fleißig den Reiseführer und diverse Broschüren nach interessanten Sehenswürdigkeiten durchforstet, waren aber nur bedingt fündig geworden…
Dennoch hatte uns eine Broschüre großspurig eine „elegant, yet vibrant city“ versprochen und warb mit der Aussage einer jungen Dame, die dort wohl den schönsten Urlaub ihres Lebens verbracht haben will. Es gibt zwei „kulturelle“ Pfeiler, auf die Adelaides Stolz sich stützt, und das sind Shopping und Wein. Ersteres ist für uns als Nicht-gerade-Fashion-Victims eher uninteressant, das andere scheidet für uns Teil- und Komplettabstinenzler ebenso aus. Denkbar ungünstige Voraussetzungen für einen Besuch in Adelaide.

Als wir in die Stadt hineinfuhren, vorbei an Auenland-artigen Hügeln und Weinbergen, durch nette kleine Vororte hindurch, dachte ich eigentlich, daß es so schlimm ja nicht sein könne. Doch irgendwie war von der angekündigten Großstadt nichts zu sehen. Je näher wir dem Central Business District kamen, desto besser sah man, daß Adelaide eigentlich nur eine zu schnell gewachsene Kleinstadt ist, in die – in der Hektik – irgendwer ein paar Pseudo-Wolkenkratzer geschmissen hatte, die dort nun mehr oder minder verschämt in der Gegend herumstehen. Wir navigierten uns gekonnt durch das sehr parklastige Stadtbild und erreichten schließlich unser Motel, das auf den ersten Blick sehr nett aussah. Ich freute mich; nach vier Nächten im Van nun endlich eine schöne Bleibe zu haben, und ich freute mich genau bis zu dem Zeitpunkt, an dem Cornelius die Tür zu unserem Zimmer öffnete. Ein Bunker mit hohen Decken in trostlosen Farben, alten und hässlichen Simpelmöbeln und nur dem allernötigsten an Komfort, um sich von einer Gefängniszelle signifikant zu unterscheiden. Über die zahlreichen Mängel hat sich der Liebste ja schon ausgelassen…

Nach diesem Schock mußte erstmal die Stadt erkundet werden, immerhin war es des Liebsten Geburtstag und er wollte gut zu Abend essen. Doch auch hier wartete Enttäuschung. Im CBD stehen neben ein paar traurigen Möchtegern-Wolkenkratzern und viel zu vielen Hochglanz-Malls nur Schangelbuden, Stripschuppen, Casinos und Lokale, in die man als Frau oder Schwächling lieber nicht allein hineinspaziert. Dazwischen Baustellen, häßliche Graffitis und jede Menge Hoffnungslosigkeit, insbesondere, wenn der Himmel grau ist. Cornelius hat aber schon genug über die häßlichen Seiten dieser langweiligen, uninspirierten aber eben auch „laid back“ wirkenden Stadt geschrieben, sodaß ich hier ein paar nette Aspekte aufgreifen will. Auf dem Rückweg vom sehr schmackhaften Abendessen zum Beispiel sahen wir diese nette Denkmal-Installation:


Außerdem gibt es ein paar schöne, alte Bauten dort.

Hell und freundlich. Wie Adelaide.
Auch erwähnen möchte ich, daß die Leute in unserem Motel entwaffnend freundlich sind und das Frühstück mir jeden Morgen Freude bereitet hat. So auch am zweiten Tag, an dem wir uns anschickten, den Strandstadtteil Glenelg zu besuchen, der in der Broschüre als „World Class Beach“ beschrieben wurde. Er war kein World Class Beach. Dafür war es schön, mal wieder am Meer zu sein und ein kleiner, palmenbewachsener Platz direkt an einem weit ins Meer führenden Steg ist sogar recht idyllisch:

 

Leider ist es der Rest des Stadtteils nicht. Laute, vielbefahrene Straßen und dazwischen kleine Bungalows, häßliche Kirchen und verramschte Hausfassaden. Einzig am „Broadway“ (Cornelius wird berichten) sah man ein paar schöne kleine Häuschen, aber eben nichts, was diesem Wort gerecht wird. Wir wanderten danach aber noch ein wenig barfuß am Strand herum und ließen uns das Wasser um die Füße spülen, sodaß es nicht nuuuur schrecklich war. Anschließend brachten wir die alte Lady, unseren Campingvan, schweren Herzens zurück und begaben uns in die Nordstadt, wo unser Motel lag.

Von dort aus starteten wir noch einen Spaziergang durch den direkt vor der Tür gelegenen Park, der sogar recht hübsch war und freundeten uns mit einem kleinen, sehr geduldigen und sehr schmusebedürftigen Pferd an, was mich ziemlich fasziniert hat. Hier ein paar Bilder:

 

 Das Licht war schön an diesem Abend und so setzten wir uns auf eine Parkbank, warteten auf den Sonnenuntergang und gingen dann heim, um uns die Bäuche vollzustopfen.


Für den dritten Tag in Adelaide war Regen angekündigt, doch als wir losmarschierten, war noch nichts davon zu sehen. Wir liefen die halbe Stunde bis zum Botanischen Garten und hofften, dort Spektakuläres sehen zu können, doch wie so vieles in Adelaide war auch der Garten nur medioker. Immerhin eine kostenlose Grünanlage mit einigen gut gemeinten Ausstellungshäusern und sicher eine Quelle der Entspannung für Adelaides Bewohner und Besucher. Als wir die wichtigsten Dinge betrachtet hatten, fing es an zu regnen und so beendeten wir den Besuch dort recht zügig. Bilder hat sicher Cornelius gemacht, genauso wie von unserer nächsten Station, dem South Australian Museum. Das ist ein kostenloses Naturkundemuseum, in dem allerlei Themen abgehandelt werden: von der Aboriginee-Kultur über die Säugetierfauna der Erde bis hin zur australischen Biodiversität. Hier wird quasi die ganze Tierwelt Australiens mit all ihren Gefahren und Putzigkeiten anhand von ausgestopften (und Papp-)Kameraden vorgeführt und erklärt, wobei der Riesentintenfisch, der sich über drei Stockwerke erstreckte, am meisten beeindruckt hat. Auch hier gilt: Fotos beim Liebsten!

Als wir aus dem Museum traten, schüttete es in Strömen, sodaß wir uns schleunigst auf den Heimweg machten, um den Tag dort ausklingen zu lassen. Tja, Adelaide wollte uns wohl nicht eben verwöhnen. Aber tatsächlich haben wir dann doch eine Sache gefunden, um die man die Stadt beneiden kann: die wunderschönen Universitätsbauten. Wenn ich das mit der Pharmazie in Bonn vergleiche, muß ich fast ein bißchen weinen. Aber nur fast.

Adelaide und ich, wir sind keine Freunde geworden. Auch die Menschen sind dort nicht so freundlich wie anderswo; vermutlich weil sie dort leben müßen. Aber es gibt doch immer wieder Ausnahmen und wir hatten auch in dem Schangel-Motel-Zimmer schöne Stunden bei Tee, Keks und Serie. Und weil der Liebste die Stadt so schön gebasht hat, kommen jetzt noch ein paar nette Eindrücke.

 


Das nächste Ziel ist Alice Springs, von wo aus es auf eine dreitägige Wüstentour gehen soll. Falls wir das überstehen, melde ich mich danach!

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