Wie schon berichtet, haben wir die Fahrt nach Adelaide für
einen Besuch im Trash-Wunderland unterbrochen und fuhren danach, voreingenommen
und doch noch ein klein wenig hoffend nach Adelaide hinein. Warum voreingenommen?
Nun, Adelaide wird an der ein oder anderen Stelle als relativ langweilig
beschrieben, auch von Aussies, die dort monatelang gewohnt haben (wie ich aus
erster Hand weiß). Wir hatten im Vorfeld auch fleißig den Reiseführer und
diverse Broschüren nach interessanten Sehenswürdigkeiten durchforstet, waren
aber nur bedingt fündig geworden…
Dennoch hatte uns eine Broschüre großspurig eine „elegant,
yet vibrant city“ versprochen und warb mit der Aussage einer jungen Dame, die
dort wohl den schönsten Urlaub ihres Lebens verbracht haben will. Es gibt zwei
„kulturelle“ Pfeiler, auf die Adelaides Stolz sich stützt, und das sind
Shopping und Wein. Ersteres ist für uns als Nicht-gerade-Fashion-Victims eher
uninteressant, das andere scheidet für uns Teil- und Komplettabstinenzler
ebenso aus. Denkbar ungünstige Voraussetzungen für einen Besuch in Adelaide.
Als wir in die Stadt hineinfuhren, vorbei an
Auenland-artigen Hügeln und Weinbergen, durch nette kleine Vororte hindurch,
dachte ich eigentlich, daß es so schlimm ja nicht sein könne. Doch irgendwie
war von der angekündigten Großstadt nichts zu sehen. Je näher wir dem Central
Business District kamen, desto besser sah man, daß Adelaide eigentlich nur eine
zu schnell gewachsene Kleinstadt ist, in die – in der Hektik – irgendwer ein
paar Pseudo-Wolkenkratzer geschmissen hatte, die dort nun mehr oder minder
verschämt in der Gegend herumstehen. Wir navigierten uns gekonnt durch das sehr
parklastige Stadtbild und erreichten schließlich unser Motel, das auf den
ersten Blick sehr nett aussah. Ich freute mich; nach vier Nächten im Van nun
endlich eine schöne Bleibe zu haben, und ich freute mich genau bis zu dem
Zeitpunkt, an dem Cornelius die Tür zu unserem Zimmer öffnete. Ein Bunker mit
hohen Decken in trostlosen Farben, alten und hässlichen Simpelmöbeln und nur
dem allernötigsten an Komfort, um sich von einer Gefängniszelle signifikant zu
unterscheiden. Über die zahlreichen Mängel hat sich der Liebste ja schon
ausgelassen…
Nach diesem Schock mußte erstmal die Stadt erkundet werden,
immerhin war es des Liebsten Geburtstag und er wollte gut zu Abend essen. Doch
auch hier wartete Enttäuschung. Im CBD stehen neben ein paar traurigen
Möchtegern-Wolkenkratzern und viel zu vielen Hochglanz-Malls nur Schangelbuden,
Stripschuppen, Casinos und Lokale, in die man als Frau oder Schwächling lieber
nicht allein hineinspaziert. Dazwischen Baustellen, häßliche Graffitis und jede
Menge Hoffnungslosigkeit, insbesondere, wenn der Himmel grau ist. Cornelius hat
aber schon genug über die häßlichen Seiten dieser langweiligen, uninspirierten
aber eben auch „laid back“ wirkenden Stadt geschrieben, sodaß ich hier ein paar
nette Aspekte aufgreifen will. Auf dem Rückweg vom sehr schmackhaften
Abendessen zum Beispiel sahen wir diese nette Denkmal-Installation:
Außerdem gibt es ein paar schöne, alte Bauten dort.
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Hell und freundlich. Wie Adelaide. |
Auch erwähnen möchte ich, daß die Leute in unserem Motel
entwaffnend freundlich sind und das Frühstück mir jeden Morgen Freude bereitet
hat. So auch am zweiten Tag, an dem wir uns anschickten, den Strandstadtteil
Glenelg zu besuchen, der in der Broschüre als „World Class Beach“ beschrieben
wurde. Er war kein World Class Beach. Dafür war es schön, mal wieder am Meer zu
sein und ein kleiner, palmenbewachsener Platz direkt an einem weit ins Meer
führenden Steg ist sogar recht idyllisch:
Leider ist es der Rest des Stadtteils nicht. Laute,
vielbefahrene Straßen und dazwischen kleine Bungalows, häßliche Kirchen und
verramschte Hausfassaden. Einzig am „Broadway“ (Cornelius wird berichten) sah
man ein paar schöne kleine Häuschen, aber eben nichts, was diesem Wort gerecht
wird. Wir wanderten danach aber noch ein wenig barfuß am Strand herum und
ließen uns das Wasser um die Füße spülen, sodaß es nicht nuuuur schrecklich
war. Anschließend brachten wir die alte Lady, unseren Campingvan, schweren
Herzens zurück und begaben uns in die Nordstadt, wo unser Motel lag.
Von dort aus starteten wir noch einen Spaziergang durch den
direkt vor der Tür gelegenen Park, der sogar recht hübsch war und freundeten
uns mit einem kleinen, sehr geduldigen und sehr schmusebedürftigen Pferd an,
was mich ziemlich fasziniert hat. Hier ein paar Bilder:
Für den dritten Tag in Adelaide war Regen angekündigt, doch
als wir losmarschierten, war noch nichts davon zu sehen. Wir liefen die halbe
Stunde bis zum Botanischen Garten und hofften, dort Spektakuläres sehen zu
können, doch wie so vieles in Adelaide war auch der Garten nur medioker.
Immerhin eine kostenlose Grünanlage mit einigen gut gemeinten
Ausstellungshäusern und sicher eine Quelle der Entspannung für Adelaides
Bewohner und Besucher. Als wir die wichtigsten Dinge betrachtet hatten, fing es
an zu regnen und so beendeten wir den Besuch dort recht zügig. Bilder hat
sicher Cornelius gemacht, genauso wie von unserer nächsten Station, dem South
Australian Museum. Das ist ein kostenloses Naturkundemuseum, in dem allerlei
Themen abgehandelt werden: von der Aboriginee-Kultur über die Säugetierfauna
der Erde bis hin zur australischen Biodiversität. Hier wird quasi die ganze
Tierwelt Australiens mit all ihren Gefahren und Putzigkeiten anhand von ausgestopften
(und Papp-)Kameraden vorgeführt und erklärt, wobei der Riesentintenfisch, der
sich über drei Stockwerke erstreckte, am meisten beeindruckt hat. Auch hier
gilt: Fotos beim Liebsten!
Als wir aus dem Museum traten, schüttete es in Strömen,
sodaß wir uns schleunigst auf den Heimweg machten, um den Tag dort ausklingen
zu lassen. Tja, Adelaide wollte uns wohl nicht eben verwöhnen. Aber tatsächlich
haben wir dann doch eine Sache gefunden, um die man die Stadt beneiden kann:
die wunderschönen Universitätsbauten. Wenn ich das mit der Pharmazie in Bonn
vergleiche, muß ich fast ein bißchen weinen. Aber nur fast.
Adelaide und ich, wir sind keine Freunde geworden. Auch die
Menschen sind dort nicht so freundlich wie anderswo; vermutlich weil sie dort
leben müßen. Aber es gibt doch immer wieder Ausnahmen und wir hatten auch in
dem Schangel-Motel-Zimmer schöne Stunden bei Tee, Keks und Serie. Und weil der
Liebste die Stadt so schön gebasht hat, kommen jetzt noch ein paar nette
Eindrücke.
Das nächste Ziel ist Alice Springs, von wo aus es auf eine dreitägige
Wüstentour gehen soll. Falls wir das überstehen, melde ich mich danach!
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