Unser Hotel gehörte zu einer dieser Ketten und war nach 5 Gehminuten
erreicht. Von außen sah es einigermaßen schangelig aus, doch innen war alles in
Ordnung. Nach dem Abwurf der Bagage zogen wir noch einmal kurz los, allerdings
nicht weiter als Southern Cross (wo es alles gibt), um uns mit Burgern zum
Abendessen und Einkäufen für das in der Hotelbuchung nicht inkludierte und also
zu improvisierende Frühstück zu versorgen.
In den folgenden Tagen verfestigte sich unser Eindruck, daß es
einfach eine Weile braucht, um mit Melbourne richtig warm zu werden aber dann!
Sydney springt einem sofort mit offenen Armen entgegen, ist bunt, lustig und
offen, aber auch etwas oberflächlich. Melbourne ist dunkler und indirekter,
geht aber mehr in die Tiefe und gleicht seinen Mangel an Wahrzeichen und
überlebensgroßen Symbolen durch klarere Kante aus und ein Profil, das nicht everybody’s darling sein will.
In einem letzten Vergleich, dann höre ich auf, versprochen, könnte
man sich Sydney als Superman und Melbourne als Batman vorstellen. Ersterer ist
strahlender und mächtiger, alles fliegt ihm zu, alle lieben ihn, er ist
unbezwingbar. Aber eben auch in seiner Allpotenz ein bißchen langweilig.
Letzterer hingegen hat sich alles selbst erarbeitet, ja erkämpft, ist aber fast
genau so beliebt, obwohl er dunkler ist, charakterstärker, mit mehr Ecken und
Kanten und Schwächen und genau deshalb interessanter.
Passend zu diesem Vergleich ist, daß es an manchen Ecken in
Melbourne aussieht, wie in Gotham City
und auch einige Parks und Straßenschilder legen den
Vergleich nahe
Wir kamen sonntagabends in Melbourne an und blieben bis
Freitag, an welchem Tag auch die Konferenz endete, derentwegen wir hier waren
und überhaupt in Australien sind. Am Montagmorgen nahm ich an einem Workshop
teil, außerdem sah ich mir die Vorträge an, die von Mittwochmorgen bis
Freitagnachmittag reichten. So blieben mir nur der halbe Montag und der
Dienstag, um Melbourne zu erkunden, was wirklich zu wenig ist, so daß ich
hoffe, neben Sydney auch diese, wie ich nach meiner Abreise nun voller
Überzeugung sage: tolle Stadt wiedersehen werde.
Meine Liebste hat deutlich mehr von Melbourne erlebt und in
ihrem Bericht finden sich daher auch mehr Bilder. Aber vom wenigen, das ich
gesehen habe, will ich kurz berichten.
Am Montagmittag bestiegen wir den kostenlosen Touristen-einmal-um-die-Innenstadt-Fahren-Bus
und ließen uns zu einem Outletcenter im Westen kutschieren, um Zaster
loszuwerden. Danach stromerten wir noch ein wenig planlos umher, um ein Gefühl
für die Stadt zu bekommen und am Abend fuhren wir mit einer Tram, die in
Melbourne den Hauptteil des ÖPNV bestreiten, nach St. Kilda, Melbournes sehr
niedlichem und dörflich wirkendem Strandstadtteil, um eine dort lebende nette
ehem. Kollegin von mir zum Abendessen zu treffen. Auf dem Weg protzte auch
Melbourne mit Sonnenuntergangspanoramen.
Am Dienstag durchstreiften wir den CBD und erreichten nach
einer umfänglichen Verirrung schließlich doch noch den Shrine of Rememberance,
wo gefallener australischer Soldaten aller Art gedacht werden soll und gerade
eine unterirdische Galerie bzw. Ausstellungsörtlichkeit angelegt wird.
Auf dem Weg dahin streiften wir den royalen botanischen
Garten bzw. den von Herrn Monet
und natürlich am mächtigen australischen Institut für äußere
Angelegenheiten
Dienstagabend wurde feierlich, nachdem Montag und Dienstag
im Vorfeld noch Workshops angeboten worden waren, die Konferenz eröffnet und
einer der Eröffnungsredner war niemand geringeres als Alec Jefferys, der
(Gründer)Vater der forensischen Genetik, der nicht nur ein beeindruckender
Wissenschaftler,
sondern auch noch ein
echt netter Typ ist.
Als Unterhaltungsprogramm gab es neben
Begrüßungsritualtänzen von Aborigines und Maoris auch „Begegnungen mit
australischen Tieren“ und hier sieht man mich, wie ich dafür (mit) Schlange
stehe
Und das war’s im Groben auch von Melbourne, denn ab Mittwoch
sah ich nur den Weg von und zur Konferenz und die echt schäbbigen Außenbezirke,
durch die wir am Freitag auf dem Weg zum Camperverleih schaukelten, lasse ich
gnädigst unter den Tisch fallen :-)
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