Montag, 9. September 2013

Australien #7 - Melbourne (Corn)

Ohje, dachte ich, als ich aus der Southern Cross Station (Melbournes Hauptbahnhof) auf die Strasse trat und mich zum ersten Mal umsah. Melbourne wirkte schroff, düster und abweisend, GANZ anders als Sydney. Southern Cross liegt mitten in Melbournes Zentrum und dennoch sah es hier überhaupt nicht nach selbstbewußter Metropole und schon gleich gar nicht nach der lebenswertesten Stadt der Welt aus, zu der Melbourne regelmäßig gewählt wird.
Unser Hotel gehörte zu einer dieser Ketten und war nach 5 Gehminuten erreicht. Von außen sah es einigermaßen schangelig aus, doch innen war alles in Ordnung. Nach dem Abwurf der Bagage zogen wir noch einmal kurz los, allerdings nicht weiter als Southern Cross (wo es alles gibt), um uns mit Burgern zum Abendessen und Einkäufen für das in der Hotelbuchung nicht inkludierte und also zu improvisierende Frühstück zu versorgen.

In den folgenden Tagen verfestigte sich unser Eindruck, daß es einfach eine Weile braucht, um mit Melbourne richtig warm zu werden aber dann! Sydney springt einem sofort mit offenen Armen entgegen, ist bunt, lustig und offen, aber auch etwas oberflächlich. Melbourne ist dunkler und indirekter, geht aber mehr in die Tiefe und gleicht seinen Mangel an Wahrzeichen und überlebensgroßen Symbolen durch klarere Kante aus und ein Profil, das nicht everybody’s darling sein will.
In einem letzten Vergleich, dann höre ich auf, versprochen, könnte man sich Sydney als Superman und Melbourne als Batman vorstellen. Ersterer ist strahlender und mächtiger, alles fliegt ihm zu, alle lieben ihn, er ist unbezwingbar. Aber eben auch in seiner Allpotenz ein bißchen langweilig. Letzterer hingegen hat sich alles selbst erarbeitet, ja erkämpft, ist aber fast genau so beliebt, obwohl er dunkler ist, charakterstärker, mit mehr Ecken und Kanten und Schwächen und genau deshalb interessanter.
Passend zu diesem Vergleich ist, daß es an manchen Ecken in Melbourne aussieht, wie in Gotham City



und auch einige Parks und Straßenschilder legen den Vergleich nahe


Wir kamen sonntagabends in Melbourne an und blieben bis Freitag, an welchem Tag auch die Konferenz endete, derentwegen wir hier waren und überhaupt in Australien sind. Am Montagmorgen nahm ich an einem Workshop teil, außerdem sah ich mir die Vorträge an, die von Mittwochmorgen bis Freitagnachmittag reichten. So blieben mir nur der halbe Montag und der Dienstag, um Melbourne zu erkunden, was wirklich zu wenig ist, so daß ich hoffe, neben Sydney auch diese, wie ich nach meiner Abreise nun voller Überzeugung sage: tolle Stadt wiedersehen werde.
Meine Liebste hat deutlich mehr von Melbourne erlebt und in ihrem Bericht finden sich daher auch mehr Bilder. Aber vom wenigen, das ich gesehen habe, will ich kurz berichten.

Am Montagmittag bestiegen wir den kostenlosen Touristen-einmal-um-die-Innenstadt-Fahren-Bus und ließen uns zu einem Outletcenter im Westen kutschieren, um Zaster loszuwerden. Danach stromerten wir noch ein wenig planlos umher, um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen und am Abend fuhren wir mit einer Tram, die in Melbourne den Hauptteil des ÖPNV bestreiten, nach St. Kilda, Melbournes sehr niedlichem und dörflich wirkendem Strandstadtteil, um eine dort lebende nette ehem. Kollegin von mir zum Abendessen zu treffen. Auf dem Weg protzte auch Melbourne mit Sonnenuntergangspanoramen.



Am Dienstag durchstreiften wir den CBD und erreichten nach einer umfänglichen Verirrung schließlich doch noch den Shrine of Rememberance, wo gefallener australischer Soldaten aller Art gedacht werden soll und gerade eine unterirdische Galerie bzw. Ausstellungsörtlichkeit angelegt wird.

Auf dem Weg dahin streiften wir den royalen botanischen Garten bzw. den von Herrn Monet

kamen am Federation Square vorbei


und natürlich am mächtigen australischen Institut für äußere Angelegenheiten



Dienstagabend wurde feierlich, nachdem Montag und Dienstag im Vorfeld noch Workshops angeboten worden waren, die Konferenz eröffnet und einer der Eröffnungsredner war niemand geringeres als Alec Jefferys, der (Gründer)Vater der forensischen Genetik, der nicht nur ein beeindruckender Wissenschaftler,


 sondern auch noch ein echt netter Typ ist.

Als Unterhaltungsprogramm gab es neben Begrüßungsritualtänzen von Aborigines und Maoris auch „Begegnungen mit australischen Tieren“ und hier sieht man mich, wie ich dafür (mit) Schlange stehe

Sie verstehen? ;-)

Und das war’s im Groben auch von Melbourne, denn ab Mittwoch sah ich nur den Weg von und zur Konferenz und die echt schäbbigen Außenbezirke, durch die wir am Freitag auf dem Weg zum Camperverleih schaukelten, lasse ich gnädigst unter den Tisch fallen :-)



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