Donnerstag, 19. September 2013

Australien #14 – Cairns (Corn)


Wir schliefen in unserer letzten Nacht im Toddy’s solange es ging, checkten rechtzeitig aus und verbrachten die Zeit bis zum Abflug mit Imschattensitzen, Bananenessen und Bloggen. Der Shuttlebus zum Flughafen kam pünktlich, das Flugzeug auch und wir sogar vor der geplanten Zeit in Cairns an.

Cairns ist eine merkwürdige Stadt ohne echten Stadtkern und ohne große Bauten oder sonstige Sehenswürdigkeiten, mit einem dieser typischen, rasterartigen Straßenverläufe und nicht mal 100.000 Einwohnern. Ihr Hauptgeschäft ist ganz sicher der Tourismus und dafür ist sie perfekt und zudem viel angenehmer, als Alice Springs. Im CBD von Cairns gibt es wirklich (!) unzählige bunte Souvenir-Shops, Fressbuden und Restaurants und Reiseveranstalter in allen Sprachen. Darunter gemischt gibt es Supermärkte, Nachtmärkte, Convenience Stores, ein paar Läden namhafter Hersteller und vereinzelte und g'schamig versteckte "Adult Stores" - also perfekt für alle erdenklichen touristischen Bedürfnisse. Die Temperatur zur jetzigen Jahreszeit ist dort abends überaus angenehm und am Meeresufer (einen eigentlichen Strand gibt es in Cairns nur in den Außenbezirken) ist dann eine unglaublich angenehme, gelöste, lampionbeleuchtete, "urlaubige" Stimmung, wie ich sie so noch nie erlebt habe. Die meisten Touristen hier kommen sicher nicht wegen Cairns her, sondern wollen etwas in der Umgebung unternehmen, Touren, Surfen, Wandern oder dgl. aber in Cairns verweilt man, ganz anders als in Alice Springs, auch gerne länger. Ich war selten in einem Ort, der so intensiv dieses behagliche Urlaubsgefühl ausstrahlt und fühle mich dort sehr, sehr wohl. Wohnen würde ich da aber nicht wollen.
Als wir ankamen, war es schon dunkel aber dennoch schwül und sehr warm: tja, aus der Wüste in die Tropen. Und das mir! Mit dem nächsten Shuttle-Bus ging es Richtung Hotel „Pacific International“, von dem wir inständig hofften, daß es nicht so schangelig sein möge, wie unsere letzten Unterkünfte, um uns die letzten Tage in Australien so erholsam wie möglich gestalten zu können. Der Busfahrer, der, nehme ich an, statt zu schlafen einfach mehr Crack raucht, fuhr wie ein Henker und wir entgingen einmal nur mit viel Glück und dank guter Bremsen anderer Fahrer einem schweren Unfall, als er mitten im fließenden Verkehr einen U-Turn machte, um Zeit zu sparen und den entsetzt hupenden und bremsenden Anderen völlig ruhig und lächelnd aus dem Fenster zurief: „My bad! That was my mistake!“ Und dann setzte er uns vor unserem Hotel ab und…. es ist toll! Groß, sauber, schick und fast schon luxuriös, das Zimmer ist riesig, die Betten unglaublich bequem, es gibt einen Balkon und die Aussicht… seht selbst

Palmen, Meer, Regenwaldberge. Das dürfte unter "geilon" fallen, oder?

Vergnügt und ein wenig erleichtert erlegten wir noch schnell einen, wie sich beim Verzehr herausstellte, äußerst köstlichen Burger („Grand Angus“ bei Mäckes – Empfehlung für alle, die mal nach Australien kommen) und schliefen dann  -kurz - dem nächsten Abenteuer entgegen. Denn am nächsten Tag hieß es „Go Wild“ und der Guide, Jeremy, holte uns mit seinem Bus schon um 7 Uhr am Hotel ab. Jeremy ist ein echter Globetrotter und sehr netter Typ, der uns den Tag über zum Cape Tribulation und in den Regenwald führte. Doch zuerst ging es in ein weiteres Wildlife Resort, wo es wieder einmal zahlreiche Tiere zu sehen und, wie die Liebste sicher ausführlichst berichten wird, begrabbeln gab:

die Schlange ist das Exponat. Nicht der Typ mit dem ...äh Gesicht.

Komischer Vogel
sie war gut drauf und hat mich leben lassen :-)

ja, sie hieß wirklich Hedwig!
die Liebste grabbelt ein Wallabie

Die nächste Station war eine „Croc Cruise“: wir stiegen in ein wackeliges Bötchen und gingen auf Krokodiljagd im Daintree River, wobei wir nur mit der Kamera auf welche schießen durften. Der sehr kundige Interims-Guide, dem uns Jeremy für die Fahrt übergeben hatte, radebrechte nicht nur etwas Deutsch für uns, sondern erklärte auch alle Pflanzen am Ufer, stellte uns Fische und Vögel vor und wußte genau, wo die Lieblingsplätze der drei bekannten großen Krokodile lagen, die offenbar in diesem Flußgebiet zu leben scheinen. Der „Star“ der Drei, das mit 4m Länge größte Exemplar namens „Scarface“ war nicht zu Hause, aber dafür ließ sich „Scooter“ sehen.

Scooter
Nach dem sich hieran anschließenden Stullen-Lunch drangen wir dann zum Regenwald vor.


wir beim Walu Wugirriga Nationalpark

Da der Regenwald am Cape Tribulation normalerweise ein undurchdringlicher Urwald ist, in dem man selbst mit einer Machete nur im Schneckentempo vorankäme und zudem auch nicht andauernd irgendwelche Menschen den Dschungelfrieden stören sollen, führte und Jeremy einen befestigten Lehrpfad entlang und blieb alle Nase lang stehen, um uns Pflanzen und Tiere zu zeigen, erklären und – wenn möglich bzw. ratsam – anfassen zu lassen.
Eine sehr interessante Erfahrung, die mich als Biologen noch mehr Respekt vor diesem ungeheuer vielschichtigen, komplexen und vor verschiedensten Lebensformen strotzenden Lebensraum gelehrt hat.


 Nur die lustige Frau Graneis


nahm das ganze nicht ernst genug


Als letztes für diese Tour steuerten wir einen in meinen Augen sagenhaft schönen Strand an, wo uns zwar nicht viel, jedoch genug Zeit eingeräumt wurde, um soweit es unsere hochgekrempelten Buchsen zuließen in den wunderbar warmen Ozean zu laufen.


Barfuß stieg ich danach noch zu einem Lookout hinauf und der Anblick des Strands an den Hügeln mit dem dampfenden, nebelverhangenen Dschungel, den Ozean direkt zu Füßen und darüber ein aufgewühlter, dramatischer Himmel, aus dem sich vereinzelte Sonnenstrahlen befreiten, hat mich total umgehauen und gehört zum tollsten, das ich je gesehen habe


gibt nur unzureichend wieder, wie grandios die Szene war
Beglückt traf ich mich mit der Liebsten und den Anderen, nahm noch den Afternoon Tea (ohne Tee, dafür mit Saft und diamantharten Anzac-Keksen) und hernach den einzigen Wermutstropfen des Tages ein: die dreistündige Rückfahrt, bei der ich etwas schwächelte, da sie mich fatal an die gerade erst überstandene Rückfahrtfolter aus der Wüste erinnerte. Nach gefühlten Ewigkeiten (ja, der Plural ist angebracht!) kamen wir bei Dunkelheit in Cairns an, wo wir auch bald erschöpft in die Laken sanken.

Denn auch am Folgetag gab es noch Programm: um 10.30 Uhr fuhren wir nach einem Freestyle-Frühstück im Zimmer mit einem rasend schnellen Katamaran zur Green Island, einer winzigen Insel, die mitten im GreatBarrier Reef liegt


Green Island vom Boot aus

und die ein echtes kleines Paradies ist. Die Hälfte der Insel ist zu einem Touristenresort ausgebaut, das angenehm auf Holzbohlen im Schatten von Palmen und Regenwaldbäumen liegt


die Liebste: macht Pause und ist entzückend

die andere Hälfte ist noch mit dem ursprünglichen Regenwald bedeckt, der sich nach und nach, nachdem die Insel aus dem Ozean aufgetaucht war, gebildet hat. Für die Aborigines ist sie ein heiliger Ort und sie sorgen zusammen mit der australischen Administration für einen nachhaltigen Umgang und schonenden Tourismus auf dieser Insel. Daher gibt es auch hier nur einen Lehrpfad, der den Regenwaldteil durchzieht und auf dem man zu den die Insel umgebenden Traumstränden gelangt.

ich (in Extase)
Doch eigentlich begann unser Tag auf der Insel mit einer Fahrt im Glasbodenboot über die Ausläufer des Riffs, wo wir farbenfrohe Korallen, Schwärme von Fischen, Schildkröten und allerhand buntes Meeresgetier zu sehen und vom ledernackigen Bootskäpt'n erklärt bekamen. Photographieren ließ sich das durch das Glas nur mäßig, aber ich habe es wenigstens versucht:

Eben noch durch dickes Glas von der submarinen Pracht getrennt strebten wir anschließend auf Drängen der Liebsten zum „Dive Shop“, um uns, auch das inbegriffen im Tourpakets, Flossen, Taucherbrille und Schnorchel zu leihen. Damit ausgerüstet sollten wir das unterseeische Leben auf die unmittelbarste Weise selber erleben, etwas, das ich noch nie zuvor getan hatte. Wir suchten uns eine schöne Stelle,
keine Postkarte. Das sieht da wirklich so aus
liefen ins Wasser, transformierten uns zu beflossten Fischmenschen und schnorchelten doch tatsächlich durch das Great Barrier Reef. Es war toll und in meinem Fall nur dadurch getrübt, daß ich leider meine Kontaktlinsen nicht trug und daher ohne Brille nicht besonders gut sah. Es reichte aber, um wabernde Korallen, Polypen und Unzahlen beeindruckend bunter Fische zu erkennen, die direkt an meinen Augen vorbeizogen sowie um einer riesigen Schildkröte hinterher zu schwimmen, die wir beim gemütlichen Unterwassergrasen entdeckt hatten und ihr den Panzer zu streicheln. (Leider gibt es davon keine Bilder, da unsere eigenen Kameras nicht wasserfest sind und die Heuer für eine Unterwasserkamera an dreiste Wegelagerei grenzte.) Salzwasseverkrustet und tief zufrieden schifften wir zurück nach Cairns, das uns mit aufgeregtem Himmel schon erwartete.


Und mit diesem Anblick soll das Reisetagebuch enden, denn heute ist unser letzter Tag in Australien und unser einziger freier Tag in Cairns. Dieser Tag soll so frei und so ledig aller Pflichten sein, daß ich mir sogar blogfrei nehme und nichts über ihn berichten werde. Dieser Tag gehört nur uns beiden und wir werden ihn genießen!

In der Hoffnung auf eine glückliche Heimfahrt und Euch alle bald wieder zu sehen, schließe ich den Bericht meiner längsten, weitesten und, so darf ich mit Gewißheit feststellen, schönsten Reise frei nach H. Isaac:


Australien, ich muß ich Dich lassen…
… bis daß ich wiederkomm’!

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