Erstens: Hier ist es warm. Sehr warm. Ca. 1000°C (ein ungefährer Wert). Zweitens: ich bin überzeugt, daß Alice Springs ohne Uluru und Kata Tjuta und die davon angezogenen Touristen aus aller Welt noch immer nicht mehr als die einsame Telegraphenstation in der Wüste wäre, als die sie ihren Anfang nahm. Diese Stadt liegt wirklich mitten in der Wüste,
hier sieht man schon, wo der Ort aufhört und die Wüste anfängt |
mitten im Nichts, an einem Ort, an dem eine menschliche Ansiedlung eigentlich nichts zu suchen hat. Und so sieht es hier auch aus. Alles wirkt provisorisch und höchstens zweckdienlich.
ja ne? Wer kommt nicht bei 1000°C auf die Idee, 'ne schöne, schweißtreibende Runde Squash zu spielen. *rrrrrring*, "Hallo?", "Ja, hier sind die 80er. Wir wollen unser Spiel zurück!" |
Nichts hier soll schön oder ästhetisch sein, vieles ist häßlich und abgefuckt
und auch die kargen touristischen Angebote (z.B. eine Art Zoo, der auf Reptilien spezialisiert ist, oder ein kleines Museum bei der historischen Telegraphenstation) wirken eher wie halbherzige Vorhalte, weil ohnehin klar ist, daß alle Touristen hier nur eines wollen: zum Felsen, danach und davor vielleicht einmal übernachten und dann schnell wieder weg.
So auch wir. Wir wohnten vor und nach der Tour im ziemlich primitiven (aber sympathischen) „Toddy’s Backpacker“, einer Art Herberge für Rucksacktouristen. Das Zimmer war nur marginal besser als das in Adelaide, aber es gab einen kleinen Swimming Pool und (fast nie funktionierendes) kostenloses W-Lan. Wir hatten erwogen, in den hier totzuschlagenden Stunden die Echsen ansehen zu gehen, doch unser touristischer Ehrgeiz verdorrte rasant in den ca. 2000°C, die es hier ab 10 Uhr morgens hat. So beließen wir es bei einigen wenigen Gängen in das, nun, „Stadtzentrum“, um etwas zu essen und vor der Tour noch Einkäufe zu erledigen.
Eine weitere unschöne Seite von Alice Springs sind die Eindrücke, die man von den dort zahlreicher als in z.B. Melbourne vertretenen Aborigines erhält. Alle Nase lang läuft man an irgendwelchen „Sheltern“, Krankenstationen oder „Heimen“ vorbei, deren genauer Zweck sich einem nicht erschließt, die aber auf mich wie die Exponenten einer Quasisegregation gewirkt haben.
man beachte: hier herrscht Frauenverbot (das hat aber, wie wir erfahren haben, mit der Kultur der Aborigines zu tun) |
Die Aborigines, die uns auf der Straße begegneten, sahen allesamt heruntergekommen, düster, krank oder unglücklich aus, nicht wenige hinkten oder humpelten und später am Abend, als viele von ihnen bereits getrunken hatten, wurde es noch schlimmer, wenn die abgerissenen Gestalten lallend und schreiend auf den Bürgersteigen saßen, bettelten oder einander bedrohten.
Ich sprach auch einmal einen Australier auf die Ureinwohner und deren Situation an und es bestätigte sich, was ich zuvor gelesen hatte: viele weiße Australier haben ein eher auf Abstand, Nichteinmischung und zwar gleichberechtigtes doch eher neben- statt miteinander sich vollziehendes Zusammenleben gegründetes Verhältnis zu den Aborigines. Kaum jemand weiß etwas näheres über sie, kaum jemand konnte mir sagen, wie es wirklich um sie bestellt ist, ob es ihnen eher gut oder schlecht geht, ob sie (noch) verbittert sind und die Weißen hassen, ob sie mehrheitlich unter sich bleiben wollen oder ob es Bestrebungen zur Integration in die weiße Gesellschaft oder zur Vermischung der Gesellschaften gibt. Ich hatte mir einzugestehen, daß ich trotz durchaus stattgehabter Reisevorbereitungen so gut wie nichts über die Vielfalt der Ureinwohnerkulturen wußte und habe mir daher vorgenommen, zu versuchen, nach einem von einem Aboriginal geschriebenem Buch zu suchen, um mehr zu erfahren.
Übrigens: genauso, wie Uluru, Kata-Tjuta und der Kings Canyon Touristenschwärme anziehen, zieht jeder Tourist im Outback einen Fliegenschwarm an. DAS ist wirklich die Pest! Fast überall wo man im Freien ist, hat man in kürzester Zeit einen kleinen Schwarm ekelhaft lästiger kleiner Fliegen um sich, die gezielt Nase, Mund, Augen und Ohren ansteuern und dadurch unfaßbar nerven und irritieren. Würde man Buspausen an Outbacktankstellen aus der Ferne beobachten, würde man die hampelnden, fuchtelnden, wedelnden und um sich schlagenden Gestalten wohl für eine Gruppe Tollhäusler auf Exkursion halten.
Ohne Wehmut bereiteten wir daher am Tag nach der Tour unsere Abreise in Richtung Caerns vor und freuten uns darauf, die 3000°C und die Fliegen und das Elend dieser Stadt, die es nicht geben sollte, hinter uns zu lassen.
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