Donnerstag, 19. September 2013

Australien - Abschied (Claudia und Corn)

I love a sunburnt country,
A land of sweeping plains,
Of ragged mountain ranges,
Of droughts and flooding rains.
I love her far horizons,
I love her jewel-sea,
Her beauty and her terror -
The wide brown land for me!

An opal-hearted country,
A wilful, lavish land -
All you who have not loved her,
You will not understand -
Though earth holds many splendours,
Wherever I may die,
I know to what brown country
My homing thoughts will fly.

(aus "My Country" von Dorothea Mackellar)


Australien #14 – Cairns (Corn)


Wir schliefen in unserer letzten Nacht im Toddy’s solange es ging, checkten rechtzeitig aus und verbrachten die Zeit bis zum Abflug mit Imschattensitzen, Bananenessen und Bloggen. Der Shuttlebus zum Flughafen kam pünktlich, das Flugzeug auch und wir sogar vor der geplanten Zeit in Cairns an.

Cairns ist eine merkwürdige Stadt ohne echten Stadtkern und ohne große Bauten oder sonstige Sehenswürdigkeiten, mit einem dieser typischen, rasterartigen Straßenverläufe und nicht mal 100.000 Einwohnern. Ihr Hauptgeschäft ist ganz sicher der Tourismus und dafür ist sie perfekt und zudem viel angenehmer, als Alice Springs. Im CBD von Cairns gibt es wirklich (!) unzählige bunte Souvenir-Shops, Fressbuden und Restaurants und Reiseveranstalter in allen Sprachen. Darunter gemischt gibt es Supermärkte, Nachtmärkte, Convenience Stores, ein paar Läden namhafter Hersteller und vereinzelte und g'schamig versteckte "Adult Stores" - also perfekt für alle erdenklichen touristischen Bedürfnisse. Die Temperatur zur jetzigen Jahreszeit ist dort abends überaus angenehm und am Meeresufer (einen eigentlichen Strand gibt es in Cairns nur in den Außenbezirken) ist dann eine unglaublich angenehme, gelöste, lampionbeleuchtete, "urlaubige" Stimmung, wie ich sie so noch nie erlebt habe. Die meisten Touristen hier kommen sicher nicht wegen Cairns her, sondern wollen etwas in der Umgebung unternehmen, Touren, Surfen, Wandern oder dgl. aber in Cairns verweilt man, ganz anders als in Alice Springs, auch gerne länger. Ich war selten in einem Ort, der so intensiv dieses behagliche Urlaubsgefühl ausstrahlt und fühle mich dort sehr, sehr wohl. Wohnen würde ich da aber nicht wollen.
Als wir ankamen, war es schon dunkel aber dennoch schwül und sehr warm: tja, aus der Wüste in die Tropen. Und das mir! Mit dem nächsten Shuttle-Bus ging es Richtung Hotel „Pacific International“, von dem wir inständig hofften, daß es nicht so schangelig sein möge, wie unsere letzten Unterkünfte, um uns die letzten Tage in Australien so erholsam wie möglich gestalten zu können. Der Busfahrer, der, nehme ich an, statt zu schlafen einfach mehr Crack raucht, fuhr wie ein Henker und wir entgingen einmal nur mit viel Glück und dank guter Bremsen anderer Fahrer einem schweren Unfall, als er mitten im fließenden Verkehr einen U-Turn machte, um Zeit zu sparen und den entsetzt hupenden und bremsenden Anderen völlig ruhig und lächelnd aus dem Fenster zurief: „My bad! That was my mistake!“ Und dann setzte er uns vor unserem Hotel ab und…. es ist toll! Groß, sauber, schick und fast schon luxuriös, das Zimmer ist riesig, die Betten unglaublich bequem, es gibt einen Balkon und die Aussicht… seht selbst

Palmen, Meer, Regenwaldberge. Das dürfte unter "geilon" fallen, oder?

Vergnügt und ein wenig erleichtert erlegten wir noch schnell einen, wie sich beim Verzehr herausstellte, äußerst köstlichen Burger („Grand Angus“ bei Mäckes – Empfehlung für alle, die mal nach Australien kommen) und schliefen dann  -kurz - dem nächsten Abenteuer entgegen. Denn am nächsten Tag hieß es „Go Wild“ und der Guide, Jeremy, holte uns mit seinem Bus schon um 7 Uhr am Hotel ab. Jeremy ist ein echter Globetrotter und sehr netter Typ, der uns den Tag über zum Cape Tribulation und in den Regenwald führte. Doch zuerst ging es in ein weiteres Wildlife Resort, wo es wieder einmal zahlreiche Tiere zu sehen und, wie die Liebste sicher ausführlichst berichten wird, begrabbeln gab:

die Schlange ist das Exponat. Nicht der Typ mit dem ...äh Gesicht.

Komischer Vogel
sie war gut drauf und hat mich leben lassen :-)

ja, sie hieß wirklich Hedwig!
die Liebste grabbelt ein Wallabie

Die nächste Station war eine „Croc Cruise“: wir stiegen in ein wackeliges Bötchen und gingen auf Krokodiljagd im Daintree River, wobei wir nur mit der Kamera auf welche schießen durften. Der sehr kundige Interims-Guide, dem uns Jeremy für die Fahrt übergeben hatte, radebrechte nicht nur etwas Deutsch für uns, sondern erklärte auch alle Pflanzen am Ufer, stellte uns Fische und Vögel vor und wußte genau, wo die Lieblingsplätze der drei bekannten großen Krokodile lagen, die offenbar in diesem Flußgebiet zu leben scheinen. Der „Star“ der Drei, das mit 4m Länge größte Exemplar namens „Scarface“ war nicht zu Hause, aber dafür ließ sich „Scooter“ sehen.

Scooter
Nach dem sich hieran anschließenden Stullen-Lunch drangen wir dann zum Regenwald vor.


wir beim Walu Wugirriga Nationalpark

Da der Regenwald am Cape Tribulation normalerweise ein undurchdringlicher Urwald ist, in dem man selbst mit einer Machete nur im Schneckentempo vorankäme und zudem auch nicht andauernd irgendwelche Menschen den Dschungelfrieden stören sollen, führte und Jeremy einen befestigten Lehrpfad entlang und blieb alle Nase lang stehen, um uns Pflanzen und Tiere zu zeigen, erklären und – wenn möglich bzw. ratsam – anfassen zu lassen.
Eine sehr interessante Erfahrung, die mich als Biologen noch mehr Respekt vor diesem ungeheuer vielschichtigen, komplexen und vor verschiedensten Lebensformen strotzenden Lebensraum gelehrt hat.


 Nur die lustige Frau Graneis


nahm das ganze nicht ernst genug


Als letztes für diese Tour steuerten wir einen in meinen Augen sagenhaft schönen Strand an, wo uns zwar nicht viel, jedoch genug Zeit eingeräumt wurde, um soweit es unsere hochgekrempelten Buchsen zuließen in den wunderbar warmen Ozean zu laufen.


Barfuß stieg ich danach noch zu einem Lookout hinauf und der Anblick des Strands an den Hügeln mit dem dampfenden, nebelverhangenen Dschungel, den Ozean direkt zu Füßen und darüber ein aufgewühlter, dramatischer Himmel, aus dem sich vereinzelte Sonnenstrahlen befreiten, hat mich total umgehauen und gehört zum tollsten, das ich je gesehen habe


gibt nur unzureichend wieder, wie grandios die Szene war
Beglückt traf ich mich mit der Liebsten und den Anderen, nahm noch den Afternoon Tea (ohne Tee, dafür mit Saft und diamantharten Anzac-Keksen) und hernach den einzigen Wermutstropfen des Tages ein: die dreistündige Rückfahrt, bei der ich etwas schwächelte, da sie mich fatal an die gerade erst überstandene Rückfahrtfolter aus der Wüste erinnerte. Nach gefühlten Ewigkeiten (ja, der Plural ist angebracht!) kamen wir bei Dunkelheit in Cairns an, wo wir auch bald erschöpft in die Laken sanken.

Denn auch am Folgetag gab es noch Programm: um 10.30 Uhr fuhren wir nach einem Freestyle-Frühstück im Zimmer mit einem rasend schnellen Katamaran zur Green Island, einer winzigen Insel, die mitten im GreatBarrier Reef liegt


Green Island vom Boot aus

und die ein echtes kleines Paradies ist. Die Hälfte der Insel ist zu einem Touristenresort ausgebaut, das angenehm auf Holzbohlen im Schatten von Palmen und Regenwaldbäumen liegt


die Liebste: macht Pause und ist entzückend

die andere Hälfte ist noch mit dem ursprünglichen Regenwald bedeckt, der sich nach und nach, nachdem die Insel aus dem Ozean aufgetaucht war, gebildet hat. Für die Aborigines ist sie ein heiliger Ort und sie sorgen zusammen mit der australischen Administration für einen nachhaltigen Umgang und schonenden Tourismus auf dieser Insel. Daher gibt es auch hier nur einen Lehrpfad, der den Regenwaldteil durchzieht und auf dem man zu den die Insel umgebenden Traumstränden gelangt.

ich (in Extase)
Doch eigentlich begann unser Tag auf der Insel mit einer Fahrt im Glasbodenboot über die Ausläufer des Riffs, wo wir farbenfrohe Korallen, Schwärme von Fischen, Schildkröten und allerhand buntes Meeresgetier zu sehen und vom ledernackigen Bootskäpt'n erklärt bekamen. Photographieren ließ sich das durch das Glas nur mäßig, aber ich habe es wenigstens versucht:

Eben noch durch dickes Glas von der submarinen Pracht getrennt strebten wir anschließend auf Drängen der Liebsten zum „Dive Shop“, um uns, auch das inbegriffen im Tourpakets, Flossen, Taucherbrille und Schnorchel zu leihen. Damit ausgerüstet sollten wir das unterseeische Leben auf die unmittelbarste Weise selber erleben, etwas, das ich noch nie zuvor getan hatte. Wir suchten uns eine schöne Stelle,
keine Postkarte. Das sieht da wirklich so aus
liefen ins Wasser, transformierten uns zu beflossten Fischmenschen und schnorchelten doch tatsächlich durch das Great Barrier Reef. Es war toll und in meinem Fall nur dadurch getrübt, daß ich leider meine Kontaktlinsen nicht trug und daher ohne Brille nicht besonders gut sah. Es reichte aber, um wabernde Korallen, Polypen und Unzahlen beeindruckend bunter Fische zu erkennen, die direkt an meinen Augen vorbeizogen sowie um einer riesigen Schildkröte hinterher zu schwimmen, die wir beim gemütlichen Unterwassergrasen entdeckt hatten und ihr den Panzer zu streicheln. (Leider gibt es davon keine Bilder, da unsere eigenen Kameras nicht wasserfest sind und die Heuer für eine Unterwasserkamera an dreiste Wegelagerei grenzte.) Salzwasseverkrustet und tief zufrieden schifften wir zurück nach Cairns, das uns mit aufgeregtem Himmel schon erwartete.


Und mit diesem Anblick soll das Reisetagebuch enden, denn heute ist unser letzter Tag in Australien und unser einziger freier Tag in Cairns. Dieser Tag soll so frei und so ledig aller Pflichten sein, daß ich mir sogar blogfrei nehme und nichts über ihn berichten werde. Dieser Tag gehört nur uns beiden und wir werden ihn genießen!

In der Hoffnung auf eine glückliche Heimfahrt und Euch alle bald wieder zu sehen, schließe ich den Bericht meiner längsten, weitesten und, so darf ich mit Gewißheit feststellen, schönsten Reise frei nach H. Isaac:


Australien, ich muß ich Dich lassen…
… bis daß ich wiederkomm’!

Teil 7: Cairns (Claudia)


Der Flughafen in Alice Springs war wirklich winzig. Es gab nur ein einziges Gepäckband und die „Gates“ waren ein paar direkt (!) nebeneinander liegende Türen, von welchen aus man ohnehin zu Fuß aufs Rollfeld gehen mußte. So taten wir es dann auch, nachdem wir noch eine bizarre, aber sehr nette Britin aus unserer Red-Centre-Reisegruppe getroffen und mit ihr geplauscht hatten. Ich genieße es, so viel Englisch sprechen zu können; das macht Spaß und, wie der Liebste sagen würde, einen schlanken Fuß.
Wir setzten uns also in die recht kleine Qantas-Maschine und starteten gegen 17.30 Uhr in den wolkenlosen Himmel über dem Outback. Die Aussicht war wirklich spektakulär: Wüste, Gebirge, ganz vereinzelt die ein oder andere Straße, kein Zeichen von Zivilisation. Allmählich legte sich ein Dunstschleier über die Landschaft und dann erlebten wir ein weiteres Kapitel der australischen „Lächerlich schöne Sonnenuntergänge“-Saga. Die Farben, als die Sonne unter den Wolken versank, waren so eindrucksvoll, der sich darüber abzeichnende Sternenhimmel so schön, daß wir beide immer wieder unser Erstaunen äußerten und ich ganz glücklich in meinem Sitz saß. Später stieg noch der Fast-Vollmond auf und bereitete mir auf meinem Fensterplatz auch noch einen ganz besonderen Landeanflug: zunächst blickten wir von oben auf die vom Mond beschienenen Wolken, sanken dann aber tiefer und fanden uns zwischen zwei dieser Wolkenschichten, als das Flugzeug plötzlich eine Kurve flog und zwar so steil, daß es wirkte, als verliefe die obere Wolkenschicht parallel zur Fensterbene. Genau vor meinem Fenster stand der Mond und ich jubilierte. Beim weiteren Sinkflug türmten sich neben uns riesige, flauschig aussehende Wolken, sodaß ich fast schon traurig war, daß wir landen mußten.


Der Liebste ist ja schnell mal irritiert: in Alice Springs hatte man ihn mit der Tatsache überrascht, daß es in der Wüste heiß ist – beim Ausstieg aus dem Flugzeug in Cairns erschien er zu gleichen Teilen verwirrt und empört darüber, daß es in den Tropen tropisch zugeht, mit Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Immerhin aber waren die Fliegen weg. Nachdem wir eine Weile mit einer Gruppe midlife-kriselnder Deutschtouristen am Busstand gewartet hatten, nahm uns ein lustiger Australier im Shuttle mit in Richtung Innenstadt. Der gute Mann fuhr wie der letzte Henker und wir entgingen beim U-Turn mitten auf der Kreuzung nur haarscharf einem Unfall. Er fand’s witzig, wir auch und außerdem lenkte es uns ein wenig von unserer Grübelei darüber ab, was uns nun wohl für eine Bude erwarten würde. Wir waren ja schon in Adelaide ziemlich enttäuscht worden, auch Alice Springs war eher eine Schangelbutze, nun rechneten wir schon mit dem schlimmsten. Als wir aber schließlich die marmorartig geflieste Lobby betraten, in der riesige Kronleuchter von der Decke hingen, nachdem uns ein freundlicher Angestellter geholfen hatte, die Koffer zu tragen, waren wir etwas optimistischer. Gespannt öffneten wir die Zimmertür und – waren hellauf entzückt. Ein geräumiges Zimmer mit riesigem Bett, schönem Badezimmer und Balkon. Wir waren uns sicher: hier konnten wir entspannen. Nach einer kurzen Einkaufsrunde und einem Tee sanken wir todmüde ins Bett, immerhin mußten wir am kommenden Tag früh aufstehen.

Ganz recht, das ist die Aussicht vom Balkon. Mit Meerblick, jap.
Um 7 Uhr morgens holte uns Jeremy, unser Tourguide für die „Go Wild! Cape Tribulation“-Tour, mit einem klimatisierten Bus ab. Nach einer wilden Pick-up-Runde für die anderen Teilnehmer und einigem organisatorischen Hick-Hack fuhren wir Richtung Port Douglas, wo die erste Sensation des Tages auf uns warten sollte: der Besuch im Wildlife Habitat, einem sehr coolen Tierpark. Begrüßt wurden wir im Haupthaus von einem Cassuary und zahlreichen anderen Vögeln. Jeremy erklärte einiges über die Tiere und führte uns dann zu unserem Koala- und Reptilien-Talk, den ein ziemlich sunnyboy-artiger, enthusiastisch und lustig wirkender Zoomitarbeiter moderierte. Zuerst erzählte er ein wenig über den im Baum friedlich vor sich hin schlafenden Koala, der sein Leben damit zubringt, nährstoffarme Eukalyptusblätter zu verspeisen und danach, aufgrund des Nährstoffmangels, 18 bis 20 Stunden des Tages zu verschlafen. In seinen Wachstunden frißt er oder paart sich. Ein gutes Leben.
Weiter ging es mit einer Python, die er sich um den Hals legte und einem kleinen Krokodil, das er mitbrachte. Obwohl ich anschließend unglaublich gern ein weiteres Koalabild gehabt hätte, gingen wir dann weiter (wäre auch bescheuert gewesen, ich weiß…). Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wußte: ich würde viel tolleres erleben. Beim weiteren Durchwandern des Zoos hüpften uns plötzlich kleine Wallabies über den Weg, die sehr zutraulich waren, sich füttern und streicheln ließen.


Je weiter wir kamen, desto mehr davon wurden es, und es kamen noch andere Wallabie-Arten und schließlich sogar Kängurus dazu. Ich kreischte eigentlich nur noch und war völlig verzückt von den zutraulichen Tieren, in deren Gegenwart ich offenbar wieder zur Fünfjährigen werde. Auch der Liebste machte sich mit den Kleinen vertraut:


Nachdem wir auch ein paar Krokodile, allerlei Vogelarten und einen weiteren Cassowary gesehen hatten,


verließen wir nach 1,5 Stunden den Tierpark und begaben uns wieder in den Bus, um zum Daintree River zu fahren, wo uns ein „Croc cruise“ erwartete. Dazu begaben wir uns in ein kleines Boot, das von einem lustigen Australier, der ab und zu auch Deutsch sprach, über den Fluß gesteuert wurde, um die dort lebenden Krokodile zu bestaunen. Er begann die Fahrt mit den Worten: „Anything could happen, I hope you survive, good luck!“
Bald nach dem Start sahen wir auch schon ein kleines Krokodil auf dem Schlamm sitzen und hielten, während der Kapitän einiges über die Fauna und Flora des Daintree Rivers erzählte, Ausschau nach den großen Krokodilen im Fluß. Leider verpaßten wir die Kolosse, erspähten aber noch ein weiteres kleines und schließlich einen immerhin ca. 2,5m langen Krokofreund, der sich an Land sonnte. Bilder hat sicher der Liebste. Am anderen Ufer angekommen, ging es wieder in den Bus und zu einem sehr schönen Look out, von dem aus man den Regenwald und die Küste bestaunen konnte:

Auf dem Daintree River durch den Regenwald fahren: eine gute Sache


Anschließend gab es Mittagessen, bei dessen Zubereitung ausschließlich Cornelius und ich halfen, während der Rest der auch sonst ziemlich unangenehmen Gruppe doof dreinschaute. Die nächste und letzte Station war ein „Rainforest Boardwalk“, also eine Tour durch den Regenwald. Jeremy, der uns schon während der vielen Busfahrerei mit allerlei Fakten und Aboriginee-Geschichten unterhalten hatte, erklärte uns die verschiedenen Pflanzen und einige Tiere in diesem unheimlich dichten, vor Leben strotzenden Stück Regenwald. Kein Quadratcentimeter blieb dort unbedeckt, alles wucherte und wuchs, wild und grün.


Nach diesem knapp einstündigen Ausflug wurden wir dann an einem kleinen Strand abgesetzt, an dem fast niemand außer uns war. Das war in Cape Tribulation und muß sonst recht populär sein, aber wie schon so oft in diesem Urlaub kam es uns zugute, daß momentan einfach keine Reisesaison ist in Australien. Es ist Frühlingsanfang. Ein mit ca. 30°C in Cairns zwar doch recht warmer, aber dennoch kommen die Touristen vornehmlich im Sommer. Wir genossen einmal mehr die Weite und das Meer

  
und wurden, vor der dreistündigen Rückfahrt, noch mit Saft und Keksen versorgt. Nachdem Jeremys unerträgliche Reaggae-CD einmal durchgelaufen war, legte er Ambient-Musik auf, die eigentlich ganz schön war und gut zur untergehenden Sonne über dem dampfenden Regenwald bzw. dem mondbeschienenen Ozean passte, die auf der Heimfahrt an uns vorüberzogen. Vor diesen Kulissen ließ ich mir nochmal durch den Kopf gehen, wie sehr ich doch schon gedanklich in Australien versunken bin und wie gut mir die fast vier Wochen hier getan haben. Als wir endlich da waren, ging es noch kurz zum Einkaufen – auf dem Rückweg hatte ich eine Begegnung mit einer riesigen Fledermaus – und nach ein paar organisatorischen Dingen auch schon recht bald ins Bett.

Am kommenden Tag schliefen wir erstmal etwas länger, denn das Programm war ziemlich entspannt: nach einem Kuchenfrühstück machten wir uns gegen halb zehn auf zum „Reef Fleet Terminal“, wo wir unsere Tickets  für die Bootstour nach Green Island abholten. Wir hatten die „Green Island Discovery Tour“ gebucht, für die es zum Glück keinen Guide gab und wir die Zeit so ganz nach unserem Geschmack gestalten konnten. Green Island ist eine kleine Insel mitten im Great Barrier Reef, 50 Bootsminuten von Cairns entfernt. Wir fuhren mit einem großen und recht schnellen Katamaran

Kein gutes Bild, aber cool. Soundtrack: Klick!

und kamen pünktlich an. Ich hatte mir von der Tour ein wenig Schnorchelspaß versprochen und rechnete nicht damit, wirklich spektakuläres zu erblicken; vielleicht mal einen Fisch hier und eine Koralle dort. Doch die Fahrt auf dem Glasbodenboot, die uns direkt nach der Ankunft erwartete, sollte mich eines besseren belehren: kaum war das Boot, auf dem außer uns ausschließlich Asiaten und sehr alte Australier mitfuhren, losgefahren, schwamm unter uns schon ein riesiger Fischschwarm daher. Der recht markige Bootsfahrer warf etwas Futter ins Wasser, woraufhin sie wild hin und her schwammen, was vom Boot aus recht ulkig aussah. Dann ging es weiter über tolle Korallenriffe und vorbei an vielen verschiedenen Fischen, riesigen Muscheln und Seegurken. Schließlich erspähten wir sogar noch eine riesige Schildkröte, die am Fuße eines Korallenriffs schlummerte.



Nach der Bootsfahrt begingen wir unsere großspurig angekündigte „Exclusive self-guided eco tour“, die sich als weiterer Rainforest Boardwalk entpuppte. Green Island ist winzig und je zur Hälfte mit einem schönen Touristenresort und dem Regenwald bedeckt, das Ganze gesäumt von Traumstränden.



 Wir liehen uns schließlich eine Schnorchelausrüstung und dann ging es zum Highlight der Tour, zumindest für mich: es wurde sich am Traumstrand bei Traumwetter ins Wasser begeben und durchs Great Barrier Reef geschnorchelt.

Ein schoenes Bild.
Absolut beeindruckend und wunderschön! Wir schnorchelten ganz nah vorbei an bizarren und tollen Korallenformationen und dutzenden von bunten, schillernden Fischen aller Farben, Muster und Größen. Ich war völlig von den Socken und bin es auch jetzt noch, wenn ich daran denke. Plötzlich entdeckte ich eine riesige Schildkröte und rief aufgeregt dem Liebsten zu, er möge sich zu mir begeben – dann verfolgten wir den gemütlich grasenden und ab und zu zum Luftholen auftauchenden Schildkrötenfreund eine Weile lang, tauchten zu ihm hinunter, schwammen mit ihm und freuten uns an seinen an den Flügelschlag eines Vogels erinnernden und ungemein eleganten Schwimmbewegungen. Beim weiteren Schnorcheln erblickte ich sogar einen recht großen Rochen, der direkt vor mir vorbeizog. Ein ganz phantastisches Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Nachdem an Land noch ein Eis verzehrt wurde, ging es, an schönen Landschaften und aufgewühlten Himmeln vorbei zurück nach Cairns, wo wir uns noch entspannten und auf den letzten, ganz freien Tag freuten.






 Über diesen unseren letzten Tag werde ich nichts berichten, denn es ist unser freier Tag, an dem sich nur entspannt werden soll. Vor uns liegt eine so anstrengende Rückreise, die aus vier Teilflügen besteht, das wir den morgigen Tag mit Ausschlafen, einem ausgiebigen Frühstück, der Erkundung der Stadt und der Salzwasserlagune, Nichtstun und dem Betrachten eines abendlichen Feuerwerks verbringen werden. Dann kommen wir hoffentlich gesund von diesem Abenteuer wieder.

Bevor ich jetzt ein kleines Resümee verfasse, komme ich noch zu einer sehr interessanten Aufzählung: Tiere, die wir – außer im Red Centre – in freier Wildbahn gesehen haben:
-          Fledermaus (Cairns)
-          Schnabeligel (Wye River)
-          Kängurus (Halls Gap)
-          Rochen (Green Island)
-          Allerlei Fische (Green Island)
-          Riesige Schildkröte (Green Island)
-          Koalas (Otway National Park)

So, nun beschließe ich meine Blogberichte und ich muß sagen, daß ich recht wehmütig werde, wenn ich daran denke, wieder nach Deutschland zu fliegen. Diese Zeit hier war so wunderbar und hat mir einen so großartigen Fleck Erde näher gebracht, daß ich am liebsten noch viel länger bleiben würde. Aber ich weiß auch, daß es der Reiz des Neuen ist, der mich hier gepackt hat, deswegen (und wegen dieser Kleinigkeit mit der Zeit und dem Geld) muß nun der Heimweg angetreten werden. Unsere Reise war toll durchgeplant und verlief reibungslos; und wir haben so viele Facetten dieses Landes gesehen.
Die Offenheit und Schönheit Sydneys.
Der etwas verborgenere, intimere Charme Melbournes.
Das wilde Meer und die kantigen Küsten der Great Ocean Road mit ihren Naturmonumenten.
Die weiten, satten Graslandschaften Südaustraliens.
Die unendlich scheinenden Eukalyptuswälder und schroffen Berge der Grampians.
Den langweiligen Kleinstadtcharakter von Adelaide.
Die lebensfeindliche Wüste des Outback, aber auch die Majestät der roten Steinungetümer Uluru, Kata Tjuta und King’s Canyon.
Die tropische Hitze und die paradiesischen Strände des australischen Nordens.
Und natürlich die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen in Australien.
Es war eine großartige Reise und ich hoffe inständig, daß wir wieder an diesen wunderschönen Ort zurückkehren werden.

Ich weiss, sieht aus wie eine Zwiebel und ist geographisch auch nicht ganz korrekt... aber you get the point.