Donnerstag, 13. August 2015

Mauritius, Teil 1 (Claudia)

Tag 0

Ich hatte mich so auf diesen Urlaub gefreut, Reiserouten ausgearbeitet, schon viel zu früh meinen Koffer gepackt und wirklich die Stunden bis zum Beginn der Reise gezählt… und dann kam der Gleise-Fred. Gleise-Fred dachte sich, wenn er schon in der unerfreulichen Lage ist, sich seines Daseins entledigen zu müssen, dann am besten so, daß man möglichst viele Leute dabei abfuckt. Und das hat er geschafft: sich am Montag vormittag auf der ICE-Trasse, die zum Flughafen Frankfurt führt, vor einen Zug zu schmeißen, ist ein gewaltiger perimortaler Mittelfinger an die Welt. Das Problem dabei ist folgendes: was immer ihn zur Verzweiflung getrieben hat, ich kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nix dafür. Und Cornelius auch nicht. Trotzdem waren wir es, die sich die lässig vom Bahnhorst in den Äther gerotzte Ansage, die Bahn würde zurücksetzen und auf der anderen Rheinseite entlangfahren, um 120 min später dort anzukommen, anhören mußten, uns entsetzt anstarrten und aus dem Zug rannten. Mein Göttergatte organisierte uns ein Taxi, das wir uns mit einer Leidensgenossin teilten, und schenkten seinem Stauleitsystem und seiner Prognose Vertrauen. Leider fand der Montag, es sei noch zu früh, um ungeschoren davonzukommen. Mein Optimismus verflog mit jeder Sekunde, die wir länger in einem der beiden großen Staus standen. Als wir im Reisebüro anriefen, wurde uns dort versichert, daß eine halbe Stunde vor Abflug noch die Möglichkeit bestünde, notfallmäßig einzuchecken.
Ich stand dann also 34 Minuten vor dem Abflug am Emirates-Schalter, nur um mir von einer ob ihres lächerlichen Hütchens bzw. Aufzugs unangebrachterweise arroganten Trullse sagen lassen zu müßen, daß das alles nicht ginge und auch der nächste Flug schon ausgebucht sei. Eine „No show“-Gebühr sollten wir auch entrichten.
Ich fing erstmal mitten auf dem Flughafen an zu heulen und ließ mich vom tapferen Liebsten trösten, während das Reisebüro in Köln mit großem Engangement nach einer Lösung für uns suchte. Wir suchten auch nach einer, die Nacht halbwegs zu überstehen – es gab ein günstiges Hotel in der Nähe unseres Terminals, denn die Tortur vom Rheinland nochmal nach Frankfurt zu fahren und wieder von einem Gleise-Fred aufgehalten zu werden, wollten wir uns nicht nochmal aufhalsen.
Das pittoreske Hotel in der idyllischen Baustellenumgebung und dem Charme einer Hipster-Jugendherberge verlangte dann auch stattliche 80 Euro die Nacht für eine Kaschemme mit dysfunktionaler Klimaanlage bzw. Fluglärm bei geöffnetem Fenster. Wir schliefen also in einer Sauna auf Matratzen in 1A-Feldbettqualität und erwachten mit Rückenweh und mittelprächtiger Laune. 

Der Liebste schaut nachdenklich aus dem Hotel. Wun-der-schön.
 Tag 1

Dann fuhren wir recht früh zurück zum Terminal, wo wir uns die Zeit bis zum Beginn des Fluges totschlugen. Hier fand das Karma zurecht, etwas wieder gut machen zu müssen und spendierte uns ein kostenloses Frühstück bei McDonalds, da der zuständige Honk mit dem neuen Bestellsystem überfordert war. Sonst lief dann auch alles glatt und wir hoben relativ pünktlich in Richtung Dubai ab. Das muß man den Emirates ja lassen: das ausnahmsweise funktionierende (wir erinnern uns an den Australienflug) Bord-Unterhaltungssystem war großartig und umfangreich. So gingen die sechs Stunden recht schnell herum und auch in Dubai, wo der Mann sich einen lächerlich überteuerten Burger zwischen die Kiemen schob, mußten wir statt der zwischenzeitlich vom Reisebüro anberaumten sieben nur drei Stunden verbringen. Beim Boarding erwartete uns dann eine äußerst erfreuliche Überraschung (Karma Reversal Nummer 2) – ein Upgrade auf die Business Class! So wurden wir vom sehr freundlichen Boardpersonal in unsere zum Bett umbaubaren Chefsessel mit Riesenbildschirm gesetzt und eingeladen, nach dem Start in der „Lounge“ ein paar Cocktails zu uns zu nehmen (da muß man mich natürlich nicht zwei mal bitten).

Do legst Di nieda!

Der Mann sitzt weltmännisch in der Lounge.

Ich auch. Mit Cosmopolitan. Was kostet die Welt?!

Leider hielt der Flug zwar einige Cocktails, jedoch nicht mehr als eine Stunde Schlaf für mich bereit, da meine Füße permanent zu warm waren und das Flugzeug ganz schön schaukelte. Solche Turbulenzen hatte ich auch noch nicht gleich erlebt, war mir aber dank eines gerüttelten Maßes Lorazepam unglaublich egal. Go, Gamma-Amino-Buttersäure-Rezeptor, go! Die wenige Zeit, die mir noch zum Schlafen blieb, verbrachte ich sabbernd, mit weit offenem Mund und immer wieder unterbrochen von Menschen, die unverschämterweise etwas von mir wollten (mir Waffeln zum Frühstück bringen, zum Beispiel).

Wenn wir nicht den frischesten Eindruck machen,
weiß ich auch nicht, woran das liegt.
Um 9.35 Uhr, nach 6 Stunden Flug, landeten wir auf dem Flughafen von Mahébourg. 

Yeah! Mauritius! Alles andere wäre auch ungeschickt gewesen.
Tag 2

Mauritius also! Nach der holprigen Landung empfing uns das kleine Eiland mit angenehmen 25°C und leichter Bewölkung. Auf dem Transfer von Mahébourg in unser Hotel in Balaclava, der etwa eine Stunde dauerte, schlief ich wie ein Stein und erwachte erst, als wir direkt vor dem Westin Turtle Bay Hotel standen, wo uns der freundliche Jeet in Empfang nahm. Einen schmackhaften Begrüßungscocktail in der wunderschönen Bar direkt am Meer später erspähten wir zum ersten Mal unser Zimmer. Was soll ich sagen? Es ist exakt so schön wie im Katalog – ein Effekt, den man sonst ja eher mal selten hat.

Netter kleiner Pool.

Netter kleiner Strand vor unserer Terrasse.
Das Zimmer ist riesig, liegt ebenerdig direkt am Strand und ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Vom äußerst gemütlichen Bett aus sieht man aufs Meer (oder den großen Fernseher, wie man will) und hört zu jeder Tages- und Nachtzeit das Rauschen der Wellen und die Stimmchen exotischer Vögel. Wir waren allerdings so kaputt, daß wir erstmal ein wenig schlafen mußten, ehe wir zum Swimming Pool aufbrechen konnten. Dort habe ich mir das Knie blutig geschlagen, wie es als staatlich zertifizierter Tölpel meine Aufgabe ist, und dann den Wanst in der Sonne geparkt. Es folgte Betrachtung des Sonnenuntergangs und Aufhübschung für den Abend. 



Da liegt man also in Mauritius auf einem Outdoor-Polstermöbel, schlürft Mojitos und schaut sich an, wie die Sonne zwischen Palmen im Meer versinkt. Es ist schon ein wenig klischee-esk, aber ich muß zugeben, daß ich damit ganz gut leben kann. 

Mojito! (und irgendwas Langweiliges ohne Alk)
Kaum waren wir also auch dieser anstrengenden Pflicht nachgekommen, da erwartete uns schon die nächste: das Abendessen im „Seasonal Tastes“-Buffetrestaurant. Mit Blick auf das Meer, versteht sich. Wie alles hier. Köstlichkeit! Alles da schmeckte hervorragend und ich werde hier sehr viel Sport machen müssen, um nicht 10 kg schwerer wieder zurückzukommen.

Wir beschlossen den Tag mit Besichtigung der Spa-Anlage und des Fitnessstudios (traumhaft!), der Freude über die Freundlichkeit der Angestellten und einer ausgiebigen Chillung bei Musik und Reiseberichterstattung. Die Nacht hielt endlich mal genug Schlaf für uns bereit und an dieser Stelle muß ich meinen Bericht leider abbrechen, da ich jetzt lang genug dafür mit Blues und Meeresrauschen in den Ohren auf dem wolkengleichen Bett dafür residiert habe. Das Meer ruft!

Nun hören Sie doch, Nancy!

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