Tag 0
Ich hatte mich so auf diesen Urlaub gefreut, Reiserouten
ausgearbeitet, schon viel zu früh meinen Koffer gepackt und wirklich die
Stunden bis zum Beginn der Reise gezählt… und dann kam der Gleise-Fred.
Gleise-Fred dachte sich, wenn er schon in der unerfreulichen Lage ist, sich
seines Daseins entledigen zu müssen, dann am besten so, daß man möglichst viele
Leute dabei abfuckt. Und das hat er geschafft: sich am Montag vormittag auf der
ICE-Trasse, die zum Flughafen Frankfurt führt, vor einen Zug zu schmeißen, ist
ein gewaltiger perimortaler Mittelfinger an die Welt. Das Problem dabei ist
folgendes: was immer ihn zur Verzweiflung getrieben hat, ich kann mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nix dafür. Und Cornelius auch nicht.
Trotzdem waren wir es, die sich die lässig vom Bahnhorst in den Äther gerotzte
Ansage, die Bahn würde zurücksetzen und auf der anderen Rheinseite
entlangfahren, um 120 min später dort anzukommen, anhören mußten, uns entsetzt
anstarrten und aus dem Zug rannten. Mein Göttergatte organisierte uns ein Taxi,
das wir uns mit einer Leidensgenossin teilten, und schenkten seinem
Stauleitsystem und seiner Prognose Vertrauen. Leider fand der Montag, es sei
noch zu früh, um ungeschoren davonzukommen. Mein Optimismus verflog mit jeder Sekunde,
die wir länger in einem der beiden großen Staus standen. Als wir im Reisebüro
anriefen, wurde uns dort versichert, daß eine halbe Stunde vor Abflug noch die
Möglichkeit bestünde, notfallmäßig einzuchecken.
Ich stand dann also 34 Minuten vor dem Abflug am
Emirates-Schalter, nur um mir von einer ob ihres lächerlichen Hütchens bzw.
Aufzugs unangebrachterweise arroganten Trullse sagen lassen zu müßen, daß das
alles nicht ginge und auch der nächste Flug schon ausgebucht sei. Eine „No
show“-Gebühr sollten wir auch entrichten.
Ich fing erstmal mitten auf dem Flughafen an zu heulen und
ließ mich vom tapferen Liebsten trösten, während das Reisebüro in Köln mit
großem Engangement nach einer Lösung für uns suchte. Wir suchten auch nach
einer, die Nacht halbwegs zu überstehen – es gab ein günstiges Hotel in der
Nähe unseres Terminals, denn die Tortur vom Rheinland nochmal nach Frankfurt zu
fahren und wieder von einem Gleise-Fred aufgehalten zu werden, wollten wir uns
nicht nochmal aufhalsen.
Das pittoreske Hotel in der idyllischen Baustellenumgebung
und dem Charme einer Hipster-Jugendherberge verlangte dann auch stattliche 80
Euro die Nacht für eine Kaschemme mit dysfunktionaler Klimaanlage bzw. Fluglärm
bei geöffnetem Fenster. Wir schliefen also in einer Sauna auf Matratzen in
1A-Feldbettqualität und erwachten mit Rückenweh und mittelprächtiger Laune.
![]() |
Der Liebste schaut nachdenklich aus dem Hotel. Wun-der-schön. |
Dann fuhren wir recht früh zurück zum Terminal, wo wir uns
die Zeit bis zum Beginn des Fluges totschlugen. Hier fand das Karma zurecht,
etwas wieder gut machen zu müssen und spendierte uns ein kostenloses Frühstück
bei McDonalds, da der zuständige Honk mit dem neuen Bestellsystem überfordert
war. Sonst lief dann auch alles glatt und wir hoben relativ pünktlich in
Richtung Dubai ab. Das muß man den Emirates ja lassen: das ausnahmsweise
funktionierende (wir erinnern uns an den Australienflug)
Bord-Unterhaltungssystem war großartig und umfangreich. So gingen die sechs
Stunden recht schnell herum und auch in Dubai, wo der Mann sich einen lächerlich
überteuerten Burger zwischen die Kiemen schob, mußten wir statt der
zwischenzeitlich vom Reisebüro anberaumten sieben nur drei Stunden verbringen.
Beim Boarding erwartete uns dann eine äußerst erfreuliche Überraschung (Karma
Reversal Nummer 2) – ein Upgrade auf die Business Class! So wurden wir vom sehr
freundlichen Boardpersonal in unsere zum Bett umbaubaren Chefsessel mit
Riesenbildschirm gesetzt und eingeladen, nach dem Start in der „Lounge“ ein
paar Cocktails zu uns zu nehmen (da muß man mich natürlich nicht zwei mal
bitten).
![]() |
Do legst Di nieda! |
![]() |
Der Mann sitzt weltmännisch in der Lounge. |
![]() |
Ich auch. Mit Cosmopolitan. Was kostet die Welt?! |
Leider hielt der Flug zwar einige Cocktails, jedoch nicht
mehr als eine Stunde Schlaf für mich bereit, da meine Füße permanent zu warm
waren und das Flugzeug ganz schön schaukelte. Solche Turbulenzen hatte ich auch
noch nicht gleich erlebt, war mir aber dank eines gerüttelten Maßes Lorazepam
unglaublich egal. Go, Gamma-Amino-Buttersäure-Rezeptor, go! Die wenige Zeit,
die mir noch zum Schlafen blieb, verbrachte ich sabbernd, mit weit offenem Mund
und immer wieder unterbrochen von Menschen, die unverschämterweise etwas von
mir wollten (mir Waffeln zum Frühstück bringen, zum Beispiel).
![]() |
Wenn wir nicht den frischesten Eindruck machen, weiß ich auch nicht, woran das liegt. |
Um 9.35 Uhr,
nach 6 Stunden Flug, landeten wir auf dem Flughafen von Mahébourg.
![]() |
Yeah! Mauritius! Alles andere wäre auch ungeschickt gewesen. |
Tag 2
Mauritius also! Nach der holprigen Landung empfing uns das
kleine Eiland mit angenehmen 25°C und leichter Bewölkung. Auf dem Transfer von
Mahébourg in unser Hotel in Balaclava, der etwa eine Stunde dauerte, schlief
ich wie ein Stein und erwachte erst, als wir direkt vor dem Westin Turtle Bay
Hotel standen, wo uns der freundliche Jeet in Empfang nahm. Einen schmackhaften
Begrüßungscocktail in der wunderschönen Bar direkt am Meer später erspähten wir
zum ersten Mal unser Zimmer. Was soll ich sagen? Es ist exakt so schön wie im
Katalog – ein Effekt, den man sonst ja eher mal selten hat.
![]() |
Netter kleiner Pool. |
![]() |
Netter kleiner Strand vor unserer Terrasse. |
Das Zimmer ist riesig, liegt ebenerdig direkt am Strand und
ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Vom äußerst gemütlichen Bett aus sieht man
aufs Meer (oder den großen Fernseher, wie man will) und hört zu jeder Tages-
und Nachtzeit das Rauschen der Wellen und die Stimmchen exotischer Vögel. Wir
waren allerdings so kaputt, daß wir erstmal ein wenig schlafen mußten, ehe wir
zum Swimming Pool aufbrechen konnten. Dort habe ich mir das Knie blutig
geschlagen, wie es als staatlich zertifizierter Tölpel meine Aufgabe ist, und
dann den Wanst in der Sonne geparkt. Es folgte Betrachtung des Sonnenuntergangs
und Aufhübschung für den Abend.
Da liegt man also in Mauritius auf einem
Outdoor-Polstermöbel, schlürft Mojitos und schaut sich an, wie die Sonne
zwischen Palmen im Meer versinkt. Es ist schon ein wenig klischee-esk, aber ich
muß zugeben, daß ich damit ganz gut leben kann.
![]() |
Mojito! (und irgendwas Langweiliges ohne Alk) |
Kaum waren wir also auch dieser anstrengenden Pflicht
nachgekommen, da erwartete uns schon die nächste: das Abendessen im „Seasonal
Tastes“-Buffetrestaurant. Mit Blick auf das Meer, versteht sich. Wie alles
hier. Köstlichkeit! Alles da schmeckte hervorragend und ich werde hier sehr
viel Sport machen müssen, um nicht 10 kg schwerer wieder zurückzukommen.
Wir beschlossen den Tag mit Besichtigung der Spa-Anlage und
des Fitnessstudios (traumhaft!), der Freude über die Freundlichkeit der
Angestellten und einer ausgiebigen Chillung bei Musik und
Reiseberichterstattung. Die Nacht hielt endlich mal genug Schlaf für uns bereit
und an dieser Stelle muß ich meinen Bericht leider abbrechen, da ich jetzt lang
genug dafür mit Blues und Meeresrauschen in den Ohren auf dem wolkengleichen
Bett dafür residiert habe. Das Meer ruft!
![]() |
Nun hören Sie doch, Nancy! |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen