Es ist 20:26 Uhr am 10.08.2015. Eigentlich sollten wir in
Kürze in Dubai landen. Stattdessen sitzen wir in einem stickigen Billo-Hotel
mit defekter Klimaanlage bei geschätzten 70°C Außentemperatur am Frankfurter
Flughafen und gucken RTL II. Wir befinden uns also auf dem niedrigsten
möglichen menschlichen Existenzniveau. Wie es dazu kam?
Das kam so: irgendeine arme Wurst fand, sie müsse sich
ausgerechnet heute, ausgerechnet um 11 Uhr und ausgerechnet auf der ICE-Trasse
zum Flughafen F’Furt entleiben. Dies erfuhren wir im ICE, nachdem wir extra
früh losgefahren und bereits bis Siegburg gekommen waren und erlebten dort
einen jener Momente, in denen wir wünschten, der Kathole habe recht und der
gehäckselte Fred von der Trasse befinde sich nun nicht einfach nicht mehr
sondern in einem Kessel siedender Eselexkremente im 8. Höllenkreis. Es hieß,
man wolle umkehren und auf der anderen Rheinseite fahren, was die Fahrzeit um
sportliche 120 Minuten verlängern würde.
Das veranlaßte uns, das verfluchte Gefährt der dreimal
vermaledeiten Bahn fluchtartig zu verlassen und ins Taxi des extrem netten
Herrn Strauch zu springen, zusammen mit einer ebenfalls gestrandeten Studentin,
die nach Washinton wollte, nachdem Herr Strauch, der eine Thailänderin
geheiratet hat und auch Thai spricht, versicherte, zum Flughafen ca. 1 Std. 15
zu brauchen, wenn kein Stau sei, was laut TCM nicht der Fall sei. Hoffnungsvoll
fuhren wir los und zunächst lief es auch sehr gut, bis sich bei einer
Spurverengung der erste Stau ergab. Als wir den überwunden hatten, drohte es
bereits, knapp zu werden, doch es hätte noch klappen können, bis der zweite
Stau nach einem Unfall, der selbstverständlich kurz zuvor passiert war, uns das
Genick brach. Wir standen eine halbe Stunde auf der Stelle und obwohl Herr
Strauch danach alles gab, kamen wir wenige Minuten zu spät, um den Flug noch zu
erwischen, dafür 150 Euronen ärmer, am Flughafen an.
Einige Telefonate mit dem Reisebüro ergaben, daß eine
Umbuchung erst für einen Flug morgen möglich sein, für den Spottpreis von 1190
€ pro Nase :-((((. Die Reise abzubrechen kam für uns letztlich nicht in Frage,
also sollten wir am Folgetag um 15 Uhr fliegen, 3 Stunden Aufenthalt in Dubai
ertragen und dafür 1 Tag weniger auf Mauritius haben. Das sind diese Momente,
in denen die Lebensfreude eine kurze Verschnaufpause einlegt.
Mangels Alternative bezogen wir für die Nacht das Meininger
Hotel, dessen *** (Superior) nicht bedeuteten, daß es eine ordentliche
Klimaanlage gab. Dafür stand es in einer sehr ansprechenden Umgebung.
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Gateway Gardens klingt ein Klitze grandioser, als es ist |
Besser ging's nicht, die hatten schließlich gebaut:
Tag 1
Nachdem die Nacht auf unbequemem Lager uns zwischen der Hitze-Scylla und der Lärm-Charybdis zu wählen zwang, entschieden wir uns erst für letzteres und ca. ab 4 Uhr für ersteres. Es war die Geißel der Menschheit! Um 9 Uhr stiegen wir groggy, unrasiert und ungefrühstückt ins Shuttle zum Flughafen und frühstückten dort gratis bei Mäkkes, weil so ein Honk, der uns unbedingt am Tisch bestellen lassen und bedienen wollte, sein mobiles Funkabrechnungsgerät nicht dazu bekam, unser Geld zu nehmen, woraufhin die Speisen „auffe die ’Ausse“ gingen. Mit allerlei Müßiggang und Zwischen-den-Terminals-Rumeiern, um Müllermilch und Voltaren zu kaufen, schlugen wir die Zeit bis zum Boarding tot.
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"The Squaire" ist die sogenannte "World of New Work" (verstehen Sie?), die Arbeitsstätte von Angeber-Man und, wie man sieht, ziemlich menschenleer |
Das Flugzeug war ein gewaltiger Koloß von einem A380, in den
sich außer uns leider auch noch zahlreiche ungesittete Araber begaben, bei
denen offenbar Zeugungswut und –erfolg mit dem Bestreben, den einschlägigen
Hervorbringungen mit der für ein Mindestmaß an Dezenz und Benehmen grundlegenden
Erziehung beizukommen, in einem beklagenswerten Mißverhältnis zu stehen
scheinen. Daraufhin verwechselten diese darwinverdammten Dreckschratzen die
langen Gänge des Jumbos mit Rennbahnen, meine Schulter mit einem Prellbock und
meinen freistehenden Bildschirm (wir saßen an einer Wand ohne Vordersitze) mit
einem praktischen Haltegriff. Alle Laute der Empörung, tödliche Blicke und auch
gestellte Beinchen halfen nicht im Mindesten, dem unglaublich nervigen Treiben
Einhalt zu gebieten und ich mußte mich phasenweise auf meine Hände setzen, um
nicht großzügig Schellen nach links und rechts zu verteilen. Ansonsten aber gab
es nicht nur nichts zu meckern, sondern waren wir von dem Entertainmentsystem
an Bord regelrecht begeistert: mit wenigen Wischern und Drückern auf seinem
Touchscreen gelangte man von Kammermusik von Purcell zu einer Runde „Wer wird
Millionär“ zu den neuesten Kinofilmen (sogar auf Deutsch) und Serien.
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Stimmung steigt! |
Um kurz vor Mitternacht Ortszeit kamen wir wohlbehalten in Dubai an,
wo ich den preisunwertesten Burger meines Lebens aß
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the Cloud war schon vom Zusehen enttäuscht |
Er war jetzt nicht direkt übel, aber für umgerechnet knapp 9
€ natürlich eine Frechheit. Selbigen verdauend warteten wir dem Abflug nach
Mauritius entgegen und als endlich das Gate geöffnet wurde, entschuldigte sich
das Schicksal nach der Geste mit dem Gratisfrühstück ein weiteres Mal bei uns: wir hatten beide einfach so ein Upgrade für die Business-Class erhalten und stiegen, nachdem wir
als erste vor dem Economy-Pöbel ;-) das Flugzeug betreten durften, die Treppe herauf in die obere Etage
nie gekannten Luxus’ (von dem Claudia sicher noch mehr schwärmen wird):
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man hat seinen eigenen Sitz mit Riesenbildschirm, extra Tablet-PC, Minibar, Liegefunktion etc. und bekommt einen Kulturbeutel von Bulgari geschenkt. |
Ich deute es nur mal folgendermaßen an: nach dem Abheben nahmen wir in der Lounge noch einen Betthupferl-Cocktail ein, den uns eine Stewardess an der verdammten Bar zubereitet hatte!
Die Nacht in der Luft war zweifellos angenehmer, als sie es in Economy
gewesen wäre, brachte mir aber undank erheblichen Turbulenzengewackels und - trotz
Liegefunktion des Sessels - drangvoller Enge kaum Schlaf, so daß sich meine
eingedenk der Nacht davor inzwischen auf die Knochen gehende Groggyness nicht
gebessert hatte.
Nach einem Frühstück mit heißen Waffeln mit Schokosauce und
Sahne landeten wir endlich auf Mauritius,
wo wir nach den üblichen
Einreisegymnastiken vom Transferbus des Hotels empfangen wurden, in dem wir aber
noch ca. eine halbe Stunde schmoren mußten, bis endlich auch die anderen vier
Hotelzuverteilenden sich einzufinden bequemten. Eine ca. einstündige Fahrt quer
durch Mauritius, vorbei an öden Feldern und interessanten Bergen
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der eine hat so eine Art Warze obendrauf, der andere hat einen Defekt |
die wir entweder verschliefen (the Cloud) oder
durchdämmerten (moi) später waren wir endlich, endlich, endlich am Ziel der
Wünsche angekommen: dem Westin Turtle Bay Resort an der maurit…äh…ischen? oder ist
es –anischen? oder –ologischen? oder –omanen? Nordwestküste!
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