Mittwoch, 19. August 2015

Mauritius, Teil 4 und Abschied (Claudia)

Tag 9 und Fazit           

Heute ist der letzte volle Tag unseres Aufenthalts hier, morgen abend um 22 Uhr geht unser Flugzeug zurück ins trübe Köln. Ich sitze auf dem Bett und schreibe – und mir blutet ein wenig das Herz. Okay, nicht nur ein wenig. Ich will hier nicht weg, wie ich dem Gatten schon ca. 274 mal erzählt habe. Aber nun möchte ich mal ein wenig die Anatomie dieses Blogposts erklären: zunächst erzähle ich von unserem letzten Tag hier. Dann fasse ich meine Eindrücke zusammen. Ob ich das in Kategorien einordne oder nicht, entscheide ich spontan während des Schreibens – ich verrücktes Huhn! Dann kommen noch ein paar Melancholitäten und das war’s dann. Den morgigen Tag sowie die Rückreise verblogge(n) ich (wir) nicht, da er, wie auch schon damals in Australien, ganz uns gehören soll und wir uns nicht mit Blogging-Pflichten stressen wollen – man möchte vor dem 17-stündigen Reiseabenteuer schließlich noch a weng in der Wichtige-Leute-Lounge oder am Pool entspannen. Aber nun der Reihe nach.

Heute morgen wurde ich zum ersten Mal gegen halb fünf wach und bemerkte, daß jeder einzelne meiner mittlerweile recht zahlreichen Stiche wie verrückt juckte. Ich kratzte mich fast blutig; nicht mal unser Akutgel half. Es brauchte sicher 20 Minuten, bis ich wieder einschlief. Um neun Uhr wurde ich von ganz alleine wach aber dennoch liebevoll vom Liebsten an den Tag herangeführt. Das Gefuttere hier strengt langsam ganz schön an – was soll man auch machen bei dem ganzen köstlichen Zeug? – weswegen mein Frühstück heute deutlich kleiner ausfiel als sonst. Naja, vielleicht nicht sooo deutlich… egal. Freund Scheitelkiebitz war heute besonders frech. 


Wir beschlossen sodann, zum Strand zu wandern und uns unter den tropischen Supersonnenschirm zu legen, der schräg vor unserer Kemenate steht. Da lagen wir dann und ruhten, bevor wir fanden, daß es Zeit für eine kleine Fotosession sei. 

Bademodenschau!
Als wir auch das erledigt hatten, begaben wir uns auf die Suche nach einem agreablen Strandabschnitt, landeten aber nur wieder bei „unserem eigenen“, wo Gatte und ich dem steinigen und winterlichen Meeresspaß frönten. Die Wassertemperatur ist mit ca. 24° C absolut perfekt, um sich ein wenig zu erfrischen und da die Insel uns heute mit prallem Sonnenschein für den gestrigen Wolkentag entschädigte, passte das ganz gut. 

Nach einer kleinen Sonnung ging es weiter an den Pool, in welchem wir ebenfalls noch ein paar Bildchen machten und fröhlich herumplanschten. Schließlich ward es Zeit für eine wichtige Urlaubsmission: der Cocktail am Pool. Ich hatte mich eigentlich im Vorfeld nicht für Pool oder Strand entscheiden können, doch diese Wahl wurde mir durch die Hotelarchitektur glücklicherweise abgenommen.

"Mach mal Dein Gewinnergesicht!"
Pina Colada...
Nach dem ganzen Trubel legte ich mich mit Musik auf den Ohren in die Sonne, während der Mann mal wieder am Lesen dranne war. Doch dazu nachher mehr. Es folgte die Fototour meines Liebsten durch das Hotel und das Stählen meines Körpers im Fitnessstudio, was auf den ersten Blick urlaubsfeindlich erscheinen mag, in Anbetracht der zahlreichen Leckereien aber bitter nötig.

Der alte Mann und das Meer. Und die Sonne.
Danach chillten wir noch ein wenig herum und genossen noch einmal zusammen den Sonnenuntergang, der mal wieder spektakulär war, und die hereinbrechende Nacht. Als es 18 Uhr wurde, machten wir uns schick,


Was kostet die Welt heute?
da wir zum „Management Cocktail“ eingeladen waren, wo die Geschäftsführung im letzten Schein der gerade gesunkenen Sonne bei Sekt und Fingerfood die Gäste interviewte über deren Aufenthalt. Das war sehr schön und stimmungsvoll, zumal wieder ein Klavierhonk da war und ich dank des Sektes immer beschwipster wurde. Um 19 Uhr nahmen wir dann unser Abendmahl ein – das wurde leider getrübt durch den plötzlichen Verlust der Geschmackssinne, den der Liebste im Zuge seiner heute spontan ausgebrüteten Erkältung zu erleiden hatte. Wir bereiteten dem Unterfangen ein schnelles Ende und eilten in die Butze, um noch ein Bad zu nehmen und den Tag mit Lesung bzw. dem A-Team zu beschließen.

Das war also der letzte Tag in Balaclava auf Mauritius. Der Urlaub war wahnsinnig erholsam und „nahrhaft“, nicht nur im trophologischen Sinne. Wir stehen vor einer turbulenten Zeit und hatten hier die Möglichkeit, noch einmal Luft zu holen, beieinander zu sein und so zu tun, als gebe es die Zukunft und ihre Herausforderungen gar nicht (was wir aber nur zeitweise taten). Vielleicht fällt es mir deswegen auch so schwer, jetzt „Farewell“ zu sagen. Und deswegen, weil ich mich auch gerade erst so richtig eingewöhnt habe. Die Wahl des Urlaubsortes und des Hotels für unsere Flitterwochen war, und da sind wir uns einig, genau die Richtige.

Entspannte Verrückte.
Jetzt also zum Fazit. In verschiedenen Kategorien.

Hotel allgemein

Das Westin Turtle Bay Resort & Spa Balaclava (jap, ein schnittiger Name) ist auf jeden Fall eines der besten, die ich je besucht habe. Wenn man schon mal auf der Sonnenalp war, tut sich jedes Vergleichshotel recht schwer, aber dieses hier kann wirklich mithalten. Was auch immer 5,5 Sterne bedeuten soll, hier wurde man dem vermutlich gerecht. Ich mag die großzügige und luftige Architektur. In den großen Hallen, Speisesälen, Bars und Restaurants gibt es eigentlich keine Türen, sondern nur Jalousien, die aber in unserem Beisein (und damit mitten im Winter) nie heruntergelassen werden mußten. Alles ist mit gemütlichen Polstermöbeln ausstaffiert, die Herumfläzen und –liegen erlauben, die Beleuchtung ist „cozy“ und warm (nie zentral, immer über mehrere gedimmte oder Streulicht-Lämpchen, Laternen und Kerzen), die Materialien wertig (schönes Holz, schöne Fliesen, marmoresque Einsätze überall), das Farbschema aus Mint- und Cremetönen stimmig und die Dekoration nicht überladen, aber wirkungsvoll (sehr gern greift man hier auf Blumen und Steine in wassergefüllten Glasvasen zurück). Die Wege zu den Zimmern sind gut begehbar und unkompliziert, außerdem von allerlei tropischem Grünzeug umgeben. Wenn man hier langläuft, fängt der Urlaub quasi schon an. Die zwei Pools (ein großer und ein kleinerer Infinity-Pool) sind sauber, geräumig und schön befliest, es stehen genügend Liegen und Schirme bereit und wenn man einen Cocktail dort trinken möchte, ist freundliches Personal gleich zur Stelle, ohne sich aufzudrängen. 

Whitey white boy im Pool
Toll sind auch die kleinen bepflanzten „Inseln“ in den Pools sowie der Übergang zu den zwei Spezialitätenrestaurants, die (selbst mit tollem Innendesign, ihrer Ausrichtung entsprechend) direkt ans Gewässer angrenzen. Zudem gibt es noch eine Bar direkt am Meer und viele Liegen entlang des Strandes. Die Anlage ist toll bepflanzt und bietet vielen zwitschernden Vogelfreuden Heimat. Vom Bett aus das Meer sehen und hören zu können und sich genau im optischen Einzugsgebiet des Sonnenuntergangs zu befinden, ist natürlich auch nicht das Schlechteste.
Die Lounge als Rückzugsort mit den vielen kleinen Extras wie Snacks, Softdrinks und Cocktails gefällt mir auch sehr gut und wurde von uns häufig genutzt. Alles in allem der perfekte Ort, um der Realität ein paar Tage lang den Rücken zu kehren – fast allen Details wurde viel liebevolle Aufmerksamkeit gewidmet und es fällt einem wirklich nicht schwer, sich hier wohlzufühlen.

Zimmer

Ach, Zimmer. Ein kleines Palästchen!

Zimmerspaß
Badspaß
Als wir zum ersten Mal in unsere geräumige Ruhestätte geführt wurden, mußte ich mich sehr zurückhalten, nicht zu kreischen. 63 qm hat das gesamte Zimmer, wovon etwa 25 qm auf das Badezimmer entfallen. Das Queen-Size-Bett ist unglaublich gemütlich und reichlich mit Kissen und einer rieeeesigen Decke ausgestattet, vor dem Bett steht ein gemütliches kleines Sofa, an der Decke findet man einen Ventilator aus schönem, dunklen Holz (in dem auch Fernseh- und Schreibtisch gehalten sind) und dimmbares, indirektes Licht. Die Möbel und die Dekoration sind im selben Stil gehalten und fügen sich sehr gut in das angenehme und das Auge entspannende Farbkonzept ein. Das Badezimmer ist übrigens ein Fest: zwei riesige „Arbeitsstätten“ mit viel Platz für Hab und Gut, eine freistehende Badewanne vor dem Fenster, eine große Dusche mit „Regenduschkopf“ an der Decke und Handdusche hinter einer eleganten Glasverkleidung, die Toilette ebenso (vielleicht am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig), eine Außendusche und das alles ebenfalls mit dimmbaren Licht und ausgekleidet mit Marmor(artigen)platten. Vor dem Zimmer befindet sich eine schön überdachte Terrasse mit Sitzgelegenheiten, ein kleiner Garten mit noch kleineren Palmen und, ca. zehn Meter von unserer Terrassentür entfernt, der palmenbepflanzte Sandstrand. Von da sind es vielleicht nochmal 15 Meter bis zum rauschenden Meer, in welchem die Sonne Abend für Abend zu versinken scheint. Es donnert und plätschert und ist eine Freude für Auge, Nase (dieser leichte Salzgeruch in der Luft) und Ohr. Insekten sind hier eigentlich kein Problem, kommt doch alle paar Tage ein Fred mit Insektizidbehandlung für die Umgebung des Zimmers vorbei. Aktuell sitze ich auf dem sehr gemütlichen Bett und schreibe diese Zeilen, während die Sonne sich anschickt, unterzugehen (was ich von hier aus natürlich sehe). Der Strand ist hier kein umkomplizierter Badestrand: vor der Küste liegt nicht nur ein Korallenriff, sondern auch viele kleine und große Steine. Daher war es gut von uns, die Wasserschuhe mitzunehmen. Dann stellt auch das Baden im Meer kein Problem dar und ist, wie alles hier, furchtbar entspannend.

Essen

Diese Frage wäre einfach zu beantworten mit einem Blick auf die Waage. Es war großartig und es war viel. Jeden Morgen gab es das reichhaltige Frühstücksbüffet, das allerlei Brotprodukte anbot, außerdem frisches Obst, frisch gepresste Säfte, eine Käseplatte, frisch zubereitete Crêpes und Waffeln, Rührei, Spiegelei, Omelett, mindestens vier indische/kreolische/whatever Eintöpfe und Saucen, Muffins, Teilchen, Würstchen, Speck, Kartoffelkomponenten und gegrilltes Gemüse. Es gab sicher noch mehr, das nicht meines Blickes würdig war… nachmittags war zum Tee und Weichgetränk immer Cupcake-Spaß zu haben, außerdem gab es kleine Brötchen mit verschiedenen herzhaften Füllungen sowie meist irgendwelche Torteletten. Das Abendessen wartete dann mit einem täglich wechselnden Menü auf, wobei immer die gute alte Käseplatte, allerlei extravagante Salate, ein „normales“ Salatbuffet und der Eisfreund zum Nachtisch da waren, außerdem vielerlei Brot. Der Rest variierte täglich, wobei es nach einer Woche ein paar Redundanzen gab (Smoked Chicken Bun und Dimsun – zum Glück!). Da konnte man Pasta und Pizza haben, Pommes, Rindersteaks, Hähnchenteile, Eintopfgerichte, Aufläufe, asischen Fraß, indisch-kreolischen Mampf und dergleichen mehr. Die Nachtischvielfalt ist überdies gewaltig. Ich schrieb ja schon an anderer Stelle, daß die Pâtisserie hier großen Stellenwert zu genießen scheint. Ich bin jedenfalls nie aus dem Restaurant gegangen, ohne satt bzw. dem Platzen nahe zu sein. Und dabei schmeckte nahezu alles gut, vieles sogar phantastisch.

Amuse-gueule
Herrliche, mich dick machende Pâtisserie
Ebenfalls köstlich: die Cocktails und die dazu gereichten Bananenchips oder der Earl Grey, die wir uns nach dem Essen oft noch gönnten, um dabei zu lesen. Serviert wurde das Ganze im schönen Seasonal Tastes-Restaurant, welches zugleich das Hauptrestaurant ist und am Meer liegt – die „Retreat“-Bar findet sich direkt gegenüber. Kann man alles bringen!

Spa & Sport

Im Saunabereich mit seiner Biosauna, dem Dampfbad und dem Whirlpool war ich nicht – wenn man den Berichten des Mannes allerdings Glauben schenken darf, sind diese eher unspektakulär. Was ich hingegen ausprobieren durfte, war der Massage-Spa-Bereich. Zum ganzen Komplex führt eine hübsche Brücke, die am mit künstlichem Brunnen versehenen Gebäude entlang läuft. 

Blick nach rechts, wenn man aus dem Spa kommt
Überall finden sich hübsche Dekorationselemente, die meist aus frischen Blumen in Wasser und Steinen sowie Holz bestehen. Immerzu läuft sehr entspannende Musik und die Angestellten sprechen sehr leise und fast schon zärtlich, um eine Atmosphäre der Stille und Entspannung zu erschaffen. Das gelingt auch. So wurde uns zu Beginn unserer Massage nahegelegt, mittels eines Rituals über „Love“, „Hope“ oder „Gratitude“ zu meditieren, während wir durchgeknetet werden; zwischendrin wisperten uns die Massagefrauen immer wieder Fragen nach unserem Wohlbefinden zu und zum Abschluß konnten wir uns im „Sanctuary“ entspannen, über den ich andernorts schon berichtete und den ich hier nur noch einmal in Bildform darstellen will.

Ahhhh. Das Sanctuary. Keine Asiaten, da Motele-Verbot dort.
Das Fitnessstudio ist klein, aber effizient eingerichtet. Man findet allerlei Kardio-Geräte und genug Ausrüstung, um sämtliche Muskeln des Körpers zu trainieren. Meist ist man dort auch alleine, Kindern sollte man (meiner bescheidenen Meinung nach) den Zutritt dort komplett verbieten – was sollen die da auch? Leider ist das bisher noch nicht passiert. Wasser und Handtücher stehen stets bereit, leider auch viel zu laute Musik. Allerdings ist der Raum gut gekühlt und es macht fast schon Spaß, dort zur Tat zu schreiten, wenn man ganz alleine drin ist.

Personal

Unglaublich freundlich. Wir haben uns extra eine Liste der freundlichsten Mitarbeiter gemacht – und die ist ganz schön lang geworden. Grundsätzlich grüßt einen hier fast jeder Mitarbeiter mit einem Lächeln und man fühlt sich wirklich wohl und gut aufgenommen. Viele unserer „Favoriten“ sind lustig und gesprächig, freuen sich ganz offensichtlich auch, wenn man sie mal was zu ihrem Privatleben oder ihrem Heimatland fragt. Pläuschchen hier, Schwätzchen da – man kommt sich nicht wie ein Fremder oder Parasit vor, sondern wie ein willkommener Gast. Viele Angestellte, eigentlich die meisten, sind noch ziemlich jung und arbeiten vermutlich noch nicht sehr lang in ihrem Job. Dennoch sind sie professionell und geben sich wirklich alle Mühe. Klar, sie sind nicht so routiniert wie ein Silberdistel-Kellner auf der Sonnenalp, aber das machen sie mit ihrer Herzlichkeit wieder wett.

Andere Gäste

Äh, ja. L’enfer, c’est les autres, hat mein Gatte in seinem Blogtext geschrieben.

Strand & Wasser

Die Westküste ist eigentlich der bessere Badeort als die Ostküste, da dort das Riff die Küste besser vor dem wilden Meer schützt. Allerdings ist der Bereich um Balaclava nicht gerade die beste Region, um ungetrübten Badespaß zu haben. Seeigel gibt es vereinzelt, 

Strandgut: Seeigel, Korallenreste, Mupfeln
außerdem ist es einfach sehr steinig und das kann dem unbeschuhten Fuß schon mal Unbehagen bereiten. Zudem ist das Meer sehr flach und zieht sich noch eine ganze Weile so flach hin, sodaß man sich erst eine Weile durch das maritime Gebirgoid quälen muß, um in größere Tiefen vorzustoßen. 

Der Mann versucht verzweifelt, ein geeignetes Settung für
sein "Gefährliche Brandung"-Remake zu finden
Aber darauf waren wir eigentlich gefasst und im Meer zu schwimmen war auch nicht das größte Urlaubsziel gewesen. Dafür gibt es ja die Pools, die direkt am Meer liegen und erfreulich wenig besiedelt waren (ist ja Nebensaison). Zudem ist die Wassertemperatur so angenehm, daß es auch völlig annehmbar war, sich in die kleine Lagune vor unserer Butze zu legen und zu planschen.
Ich habe keine Wasseraktivitäten wahrgenommen außer der Fahrt mit dem Glasbodenboot, die mir das Schnorcheln vielleicht ein klein wenig verhagelt hat – der Vergleich mit dem Great Barrier Reef vor zwei Jahren wäre möglicherweise doch ein bißchen deprimierend gewesen. Der Mann hatte dafür großen Wasserski-Spaß und das war würdig und recht.

Wetter

Genau so wie es sein soll. Der tiefe mauretanische Winter hat bei uns keine Wünsche offen gelassen. Wir erwachten praktisch jeden Morgen zu eitel Sonnenschein und es war uns sogar oft eine Erleichterung, wenn ein paar Wolken aufzogen. Wenn es wirklich mal regnete, klarte es meist innerhalb einer Stunde wieder auf und so blieben Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer auf einem äußerst angenehmen Niveau. Für unsere Ausflüge war’s perfekt und auch hier im Hotel haben wir kein einziges Mal wegen des Wetters auf irgendwas verzichten müssen. Die allermeiste Zeit war der Himmel blau und über dem Landesinneren hingen ein paar Wolken fest. Und fast jeden Abend war uns bei diesem Wetter ein wunderschöner Sonnenuntergang über dem Meer beschert – in den letzten Tagen haben wir sogar den sich vom Neumond erholenden Erdtrabanten gesehen, der hier auf der Südhalbkugel falsch herum erscheint.

Natur

Auf Mauritius ist von der ursprünglichen Natur und dem Regenwald nicht mehr viel übrig; viel ist dem Zuckerrohranbau gewichen und der bestimmt auch das Bild des Landes, wenn man durch seine Straßen braust. Allerdings ragen hier und da mittelmäßig imposante und recht formschöne Berge gen Himmel, die besonders vom Hotel aus recht nett aussehen und auch bei unserem zweiten Ausflug eine Rolle gespielt haben. Ansonsten ist die ganze Insel voll mit Palmen, was ich schätze, sind sie doch ein dekoratives Urlaubs-Must-Have. Oder so. Zudem wachsen hier noch fremdartige Baumgewächse, die zu identifizieren ich nicht imstande bin, die aber dazu beitragen, das Bild des Exotischen zu verfestigen. Die in einem anderen Beitrag bereits abgelichtete gelbe Blume ist hier allgegenwärtig, genauso wie Bougainville in ganz verschiedenen Farbtönen. Generell sind hier bunte Blumenfreunde mit zum Teil abgefahrenen Formen heimisch und verschönern die Szenerie. 




Auch schön: die Vögelchen, die einen hier zu jeder Tageszeit mit ihrem Singsang erfreuen. Besonders gefällt mir der Gesang der Kobaltmeise, da er so fremdartig klingt. Aber auch das schrille Zwitschern des Scheitelkiebitz ist nett anzuhören. Überhaupt sind das hier alles Krachschläger allererster Güte, aber das soll ja so. Dann wären da noch die streunenden Katzen und Hunde und die Geckos in verschiedenen Farben, 

Ich nenne ihn Heidrun
die einem hier immer wieder über den Weg laufen. Leider auch noch zu erwähnen: die Stechmücken. Aber auch das könnte deutlich schlimmer sein.

Umgebung – Mauritius & Menschen

Das habe ich versucht, ein wenig anzureißen in meinen Ausflugstexten. Ich weiß nicht, ob die Freundlichkeit der Menschen auf Mauritius sich vom Service-Sektor auf die „normalen“ Bürger übertragen läßt, aber was man so hört und liest, muß es wohl so sein. Mir hat das ausnahmsweise mal funktionierende Multi-Kulti-Konzept hier sehr gut gefallen. Hier käme kein Moslem auf die Idee, einen Tamilentempel anzugreifen, und kein Hindu würde sich an einem betenden Christen stören. Dieses friedliche Miteinander führt dazu, daß die Kriminalitätsrate auf Mauritius recht niedrig ist (allenfalls ein paar Taschendiebe auf den großen Märkten sind üblich) und die Zeitungen mit solch spektakulären Themen gefüllt sind, wie ich es bereits beschrieb. Es scheint ein buntes Land zu sein – nicht reich, aber reich an Kulturen und Traditionen. Ein bißchen Côte d’Azur, ein bißchen Laisser-faire, ein Hauch Anarchie, viel Religion, viel Toleranz, viel Essen, viel Familie und ein gewisses, angeschangeltes Etwas, das einen bestimmten Charme, eine bestimmte Sympathie generiert.

Es gibt also nicht viel zu meckern und das gab es auch die Flitterwoche über nicht. Die Anreise, sicher; auch das Candle-Light-Dinner war nicht so schön, wie wir gehofft hatten; und über das Musikkonzept darf das Hotel auch nochmal nachdenken. Aber diese kleine Auszeit von der Realität war bitter nötig und wunderschön, und es macht mich wirklich traurig, hier in weniger als einem Tag wieder wegzumüssen. Und ich werde gerne wiederkommen.

Sonnenuntergang am letzten Tag
Vorhin lag ich auf einer Liege am Strand und habe Musik gehört. Vor meinen Augen schaukelte ein Boot auf den leichten Wellen auf und ab, meine Füße lagen in der Sonne, der Liebste lag auf einer anderen Liege und las friedlich sein Buch und ich spürte den Wind über meinen Körper huschen. Da kam der „Boat Song“ von Woodkid, der mit seiner Melancholie ganz gut beschreibt, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe. Das ist jetzt (neben Carnifex und Co.) mein offizielles Mauritius-Lied. 


We packed our bags and said farewell
Untied the knot and raised the sail.
We threw our hearts into the sea
But we’ll keep all our memories…



Dienstag, 18. August 2015

Mauritius, Teil 3 (Claudia)

Tag 6

Der sechste Tag zählte wieder zu den gechillteren, wie man im Jugendslang zu sagen pflegt. Nach dem ganzen Tamtam mit Candle-Light-Dinner, Massage und all den anderen Anforderungen, die hier an einen gestellt werden, war es Zeit, wieder ein wenig zu entspannen. Gesagt, getan: das Frühstück war wie immer grandios und weil ich so viel Zeit habe, beschreibe ich jetzt mal meine Frühstücksroutine. Ich werde also vom Manne geweckt und jammere dann noch ein wenig herum, ehe ich mich in sensationellen 5-10 Minuten fertig fürs Frühstück mache (legere Kleidung und so). Dann schlendern wir durch die Hotelanlage und genießen den Sonnenschein, ehe wir uns einen Platz auf der gen Pool und Meer gerichteten Terrasse zuweisen lassen (die Bilder hab ich ja schon gepostet). Nach der Kaffee- bzw. Tee-Bestellung wandern wir für eine erste Runde ans Buffet. Während ich immer Obst, Pancakes mit Zimt/Zucker und Waffelfreund mit Schokosauce konsumiere, variiert der Liebste schonmal. Mal ist es Porridge, mal Cerealienfreund, mal Obst, mal was anderes. Dazu gibt es immer frisch gepressten Obstsaft, wobei Ananas, Mango, Passionsfrucht und Grapefruit sowie Orange zur Verfügung stehen. Der zweite Gang ist stets herzhaft. Zwei Würstchen, ein Omelette und Hashbrowns bzw. Wedges mit Ketchup sind stets dabei, der Gatte läßt sich, ganz wild, entweder ein Ei kochen, omelettieren oder spiegeln und isst dazu nebst Wurs auch Butterbrot. Ich sage nein. Der dritte Gang hält sodann Crêpes mit selbst mitgebrachter Nutella für den Liebsten und Pain au chocolat oder Muffins für mich bereit. Dann rollen wir platzend zurück in die frisch aufgeräumte Bude.
An diesem Tage beschlossen wir, nachdem ich unsere Ornithologie mit einem Update versehen hatte, uns auf die Liegen vor der Terrasse zu legen und dabei Blues zu hören. Neben Hugh Laurie kam dabei auch „Message to Man“ von Guitar Crusher zum Zuge, was bei mir die Urlaubsstimmung maximierte, da ich das Lied früher oft gehört hatte, wenn die Familie in Griechenland war. Außerdem ist es einfach cool, zu Blues am Strand zu liegen, sich die Beine bräunen zu lassen und dem Meer zuzuschauen. Oder dem blauen Himmel zwischen den Baumkronen. Nach dieser Art der Ausruhung pilgerte ich zum Boathouse, um die Konditionen für das vom Mann geplante Wasserskifahren einzuholen und einen Platz fürs Glasbodenboot zu reservieren. 
Der Mann machte sich sodann zur Wasserskiung auf und ich stellte den letzten Blogeintrag auf die Leine, bis es schließlich Zeit für eine ausgiebige Sportung mit anschließender Verpflegung in der Wichtige-Leute-Lounge war. Oh mann, die müssen unbedingt aufhören, so leckere Cupcakes zu machen!
Dann wurde es langsam 17 Uhr und wir wanderten zurück an den Strand vor unserem kleinen Palazzo, da wir geplant hatten, den Sonnenuntergang zu betrachten und dabei mit schöner Musik auf den üblichen Liegen zu liegen. Kaum waren wir da, begann das Spektakel auch schon. Auf unserer Playlist fanden sich neben Ted Nugent (…), CCR, Eric Burden und Santana zu Beginn der Veranstaltung

Koasch scho brenga

Yes yes, y'all!
auch ruhigere Gesellen wir Morales und Couperin, als es auf das dunkle und mystische Ende derselben zuging.


... was sonst?

Scho a weng schee, gell? (Bis auf die Flusen auf
dem Objektiv...)
Wir haben natürlich die meiste Zeit damit verbracht, Bilder zu machen, unterhielten uns aber auch viel und alles in allem war das Ganze ein wunderschönes Erlebnis und eine tolle Idee meines Gatten.

Supper Idee, hömma
Nur das mit den Paarbildern müssen wir nochmal üben…

Da war's noch lustig


Nervig (arg. Und vielleicht ein bißchen lustig)
Als es besonders schön wurde, stellten sich leider rücksichtlose asiatische Mitbürger genau in mein Blickfeld, was sogar in meinem momentan recht entspannten Zustand Gefühle der ungefilterten Aggression in mir aufkeimen ließ. Kein Problem, stellt man einfach den Gatten, der übrigens lustigerweise von Mitarbeitern des Boathouse als „Undertaker“ 

Täuschend echt
bezeichnet wurde, im „DEATH FUCKING METAL“-Shirt hin und schon hauen die ab. Die Sonne geht hier momentan gegen 18 Uhr unter – ist ja Winter – und nachdem auch der „Afterglow“ seinen Auftritt hatte, war es Zeit, sich hübsch zu machen.

Der lustige Herr C. hat eine Photobomb abgeworfen
und zum Essen zu pilgern. Auch hier einmal exemplarisch der Ablauf: traditionell wählen der Gatte und ich einen „Transittisch“ genau an der Grenze zwischen innen und außen – man hat die Aussicht eines Terrassenplatzes aber die Beleuchtung eines Innenplatzes – und bestellen uns Cola für Ihmchen und Wasser für mich. Dann folgt die Vorspeisenrunde: Brot und allerlei leckere Salate, wobei es sich bei letzteren meist um Anhäufungen von Fleisch und wenig Gemüse in leckerer Sauce handelt. Außerdem ein wenig Krautsalat mit Cocktailsauce, die für mich zum Urlaub einfach dazugehört. Zudem gibt es hier so kleine Amuse-gueule-Dinger, also winzige und auf kleinen Löffeln sehr dekorativ angerichtete Ein-Happen-Dingsis (z.B. Beef Salad mit Peanut Stückchen). Schließlich ist es Zeit für den Gang durchs Hauptgang-Buffet. An diesem Tag herrschte ein mediterranes Motto vor, es gab Spaghetti Napoli, Gnocchi (sprich: Knotschki) mit köstlichem Tomatenschleim und unfaßbar gute Rigatoni mit Käsesauce, außerdem allerlei Asia-Fraß (wobei Rind mit Broccoli wohl awesome gewesen sein muß, wenn man, so der Gatte, den Broccoli wegläßt) und indisches Gedingse. An diesem Abend standen zudem in Knoblauch und Kräutern gebratene Hähnchenteile bereit, die vom Actionkoch-Freund zubereitet wurden. Der Liebste holt sich dann meist noch einen Teller Hauptspeise, während ich mehr oder minder geduldig auf den Weg zum Nachtischbuffet warte. Live-Freunde machen hier mal Zuckerwatte, mal Eis mit verschiedenen Toppings, außerdem gibt es bemerkenswert viel bemerkenswert gute und schön anzuschauende Pâtisserie. Pop tarts, Muffins, kleine Torten, Cupcakes, Crème brûlée, Schokocremes, allerlei Flambiertes, Obst, Moelleux und mehr, zum Teil Undefinierbares.
Wenn man dann ultimativ gemästet ist, wird es Zeit, sich in die „Retreat“-Bar zurückzuziehen, dem (an dem Abend leider auch Michael Jackson intonierenden) Klavierhonk zu lauschen und Tee bzw. Cocktails schlürfend einander aus dem Pat-Condell-Buch vorzulesen. Auch darf man sich hier noch ein paar Minuten lang des Lebens erfreuen. Und so war es auch am Abend des sechsten Tages.

Tag 7

Ein weiterer Aktionstag harrte unser und so war ich ausnahmsweise damit einverstanden, schon um halb neun geweckt zu werden. Diesmal wurde die Kamera zum Frühstück mitgeschleppt, auch um ein paar unserer Vogelfreunde abzulichten. Das klappte ganz gut

Finde den Scheitelkiebitz
und der Mann nahm noch eben unser Mietauto entgegen, damit wir nach der Tour im Glasbodenboot gleich gen Süden losfahren konnten. Voller Vorfreude (ich zumindest) kamen wir dann am Bootshaus an und stiegen barfuß ins bootige Gefährt. Es wäre von Vorteil, wenn die Glasscheiben des Glasbodenboots zu Aussichtszwecken ein wenig gewienert worden wären vor der Abfahrt, aber das sind in meinen Augen nur Peanuts (der Liebste war in Meckerlaune) und damit, äh, konnte es ja dann auch losgehen.
Ein leicht gelangweilter Bootsjunge fuhr mit uns (also wir beide, eine britische Familie mit zwei kleinen Kindern und eine Frau offenbar indisch/pakistanischer Provinienz oder aus Castrop-Rauxel mit ihrer ebenfalls noch nicht fertigen Tochter) dann an allerlei Korallenfreunden vorbei. Im Gegensatz zu der Glasbodentour, die wir am Great Barrier Reef unternommen hatten, ging es hier wesentlich tiefer in die Tiefe – leider waren Fische und Riesenschildkröten dafür deutlich seltener. Auch war die Sicht nicht sooo toll. 

Vielleicht ein wenig bearbeitet...
Niemand weiß, wer der komische Herr
links im Bild ist und was er für Probleme hat...
Daraus gleich abzuleiten, daß die Fahrt langweilig sei und keinen Spaß mache, fand ich etwas vorschnell vom Gatten, der in seiner liebenswerten Art schon beschlossen hatte, die Tour scheiße zu finden und fortan ohne Unterlass meckerte, obwohl mein Entschluß, dieses Erlebnis zu buchen, die Möglichkeit bereithielt, einmal die Lage des Hotels vom Meer aus in Augen- und Kameraschein zu nehmen. Das zeigt der Gatte in seinem Eintrag.
Die anberaumten 45 Minuten wurden mir dann tatsächlich auch etwas zu lang, zumal es windig und frisch war auf dem Boot, und so schien es mir eine willkommene Abwechslung zu sein, in das ca. 3000°C warme Auto zu steigen, das uns zum Black River Gorges Nationalpark bringen sollte. Da soll es schön, bewaldet, bebergt und begrünt sein und das erschien mir wünschenswert. Allerdings würde ich dem Autoverleih-Honk raten, nicht damit zu werben, daß die Straßenkarten des Navigationsgeräts „upgedatet“ sind, denn es führte uns nicht nur mehrfach zuverlässig auf der falschen Seite in diverse Einbahnstraßen, sondern erfand auch die Eingangspforte des Nationalparks am Ende einer holprigen und aus mehr Löchern als Substanz bestehenden Privatstraße irgendwo im Nirgendwo – der Gatte berichtete. Die Aussicht war hier und da dennoch ganz nett, 


Der Rückweg auf der Schotterpiste. Nach gehabtem
Nationalparkvergnügen.
aber da wir auf dem sehr langen und verkehrsverseuchten Weg zum Park schon die Hinweisschilder für unser zweites Tagesziel, den Casela Nature Park, erblickt hatten, war ich auch nicht traurig, früher dorthin zu fahren, um vor dem Termin für den „Canyon Swing“ noch a weng im Abenteuerland zu strawanzen.
Eigentlich war der Park einmal als Vogelbetrachtungsstätte angelegt und später erweitert worden, dementsprechend ist die begehbare Voliere mit hunderten von Vögeln eine der Hauptattraktionen, die wir, genau wie die Safari, allerdings zeitlich nicht mehr einbauen konnten. Wir liefen (nach Verspeisung eines leckeren Hot Dogs) erst durch den dschungeligen Eingangsbereich, suchten Nilpferde und fanden Streichelzoos. Das war für mich absolut sensationell, gab es doch allerlei Tiere zu betrachten und anzufassen. 

Hase!
Enten-Aspiranten

Es hasst mich :-/
Der Mann unterdessen interessierte sich vor allem für die Superrutsche, über die er in seinem Beitrag berichtet. Insgesamt liegt der Park sehr schön 

Rutschenfragment mit Berg
und bietet auch Aussicht auf das von uns vorher leider nicht besuchte Gelände des Nationalparks. Es wurde 15 Uhr und somit Zeit, uns zum Bus zu begeben, der uns zu unserem Abenteuer geleiten sollte. Natürlich fanden vor allem Tommys und Asiaten, daß es völlig egal sei, wenn irgendwo gesagt wird, man solle um 15 Uhr dort sein, und so warteten wir mit wachsender Wut auf die selbstgerechten Kackbratzen, die den ganzen Betrieb aufhielten und dabei aufgestellte Polohemdkragen hatten. Die Fahrt im „Bus“ (oder so) war extrem holprig und vermutlich dafür designt worden, all meine Wirbel einmal aus- und wieder einzurenken. Das klappte. Am Zielort angekommen, dachte ich mir noch, daß die Veranstalter übertrieben hätten mit der Angabe, daß man von einer 45m hohen Plattform springen soll. Dann aber wurden wir in reichlich Sicherungsspaß eingepackt und mußten Formulare ausfüllen, auf denen wir einzutragen hatten, wer im Todesfall zu benachrichtigen sei, und mir wurde ein wenig bang – zumal ich nur Flip-Flops dabei hatte und mich irgendwie nicht richtig gerüstet fühlte. Wir wanderten ein wenig durchs Unterholz, um schließlich an der Plattform anzukommen. Als ich diese sah, wurde mir dann doch ein wenig anders: sie befand sich wirklich 45m über dem Boden. Und man mußte wirklich ins Nichts springen. Ich wollte ja schon immer mal Bungee springen, aber da das Ganze so unmittelbar vor mir lag, wurde mir schon ein klitze mulmig zumute.. Ich sah, wie der Gatte auf die Plattform gestellt wurde und das Ganze erinnerte mich unwillkürlich ein wenig an einen Plankengang. Das änderte sich auch nicht, als er vom Zug des Seils von der Holzplattform gerissen wurde und über dem Canyon hin und her schwang. Schließlich war es für mich an der Zeit, selbst abzuheben. Während mir erklärt wurde, wo ich mich festzuhalten habe, kam mir das Unterfangen irgendwie falsch vor – wie sollten diese dünnen Seile mich halten? Ich fand selber kaum Grip an dem Seil, an das ich geschnallt wurde. Weil ich aber wußte, daß ich sonst kuschen würde, antwortete ich auf die „Are you ready?“-Frage mit einer dicken Lüge („Yes…“) und wurde in den Abgrund geschleudert.


Das Seil zieht einen zwar von der Plattform weg, bleibt aber in den ersten Sekunden nicht gespannt (hier mal ein paar mehr oder minder exemplarische Bilder aus dem Indernedd),

Das ist die tatsächliche Plattform, von der wir sprangen
Beispielbild mit anderem Canyon

Das ist unser Canyon, aber ein anderer Hüpfbold
sodaß man eine kurze Zeit wirklich frei fällt und das Magenlupfer-Freefall-Tower-Gefühl fast unerträglich wird, bis die Leinenspannung wieder einsetzt und man über den Canyon kreist. Die Aussicht ist wirklich toll: die Berge sind tropisch bewachsen, es kreisen Vögel und riesige Flughunde umher und man sieht nicht nur in die Ferne, sondern auch ins Gewässer direkt unter einem. Nebenher sollte man noch für den Kamerafreund posieren und sich schließlich, in meinem Fall etwas ungelenk, da ich noch am ganzen Leib zitterte, wieder „an Land“ hieven.



Tapfere Pommesgabel, über dem Abgrund hängend
Der steinige und rutschige Rückweg war mit den Flipflops, die ich während des „Fluges“ übrigens mit einem Karabinerhaken an meinem Gürtel befestigt hatte, etwas schwer zu bewältigen, doch wir kamen schnaufend und begeistert wieder an der Ausgangsplattform an. Death fucking Metal! 


Danach war Heimweg angesagt. Das Navi sagte 40 Minuten voraus – da kannte es aber den Verkehr in Mauritius nicht. Wir fuhren quasi durch einen großen Städtekomplex (Port Louis, Abercrombie, Richelieu,…) in dem durchgehend Feierabendverkehr herrschte, und brauchten so über 1,5 Stunden. Die vielen Stops ermöglichten uns aber auch, einige Bilder zu machen und so das bunte mauretanische Leben einzufangen.

Heldenhafter Fahrer, der tapfer das Verkehrselend ertrug
Da fühlte sich der Nelson sicher geehrt...

Es ist wirklich irrwitzig dort: der Verkehr ist nur ansatzweise mit dem Wörtchen „Anarchie“ zu beschreiben; klapprige Busse halten alle fünf Meter und somit den gesamten Verkehrsfluss auf, Familien brettern auf rostigen Rollern umher, es wird gehupt und gerufen, einfach über die Straße gelaufen und nicht nach links oder rechts geschaut. Man fährt vorbei an vielen bunten und sehr detailreichen Tempeln, an verkommenen Büdchen mit abblätternden Verzierungen, bei welchen man sich fragt, ob sie je frisch und schön ausgesehen haben. An der Bushaltestelle stehen verschleierte Frauen, junge, dürre Kerle und prächtige Weiber in bunter Hindu-Kleidung neben einem Männeken, das an einem winzigen Stand Popcorn und Zuckerwatte verkauft – davor sitzen drei Straßenhunde und schauen dem Treiben zu. Es ist bunt und wild und lebhaft, jeder nimmt den anderen hin – ob er nun ein Tourist, ein Ungläubiger, ein Straßenhund oder ein Obstverkäufer ist. 


Na? Friseur Ihres Vertrauens?
Recht und... äh... Ordnung?
Wenn man nur ein bißchen aus dem Hotel herauskommt, findet man hier eine bunte, chaotische, lebhafte und irgendwie ziemlich einladende Welt – aber ich finde es auch immer wieder ziemlich schön, in das aus der Welt und Zeit gerissene Luxushotel zurückzukommen, das wir unser temporäres Zuhause nennen.
Einen Cocktail in der Wichtige-Leute-Lounge später begaben wir uns zum Essen und zur anschließenden und mit Tee begossenen Lesung in der Retreat-Lounge. Ein guter Tag.


Tag 8

Dies wird ein recht kurzer Eintrag. Der Tag war entspannt und nicht sehr ereignisreich, daher verzichte ich auf Romane (ausnahmsweise) und lege direkt los. Das Aufwach-Szenario gleicht sich eigentlich jeden Morgen. Um vier Uhr wacht der Mann auf, dann etwas später nochmal und öffnet die Terrassentür. Daraufhin kann zu rauschigem Meeresrauschen weitergeschlafen bzw. später aufgewacht werden. Dann setzt sich der Mann so gegen acht Uhr auf die Terrasse und macht irgendwas (schreiben oder so), während ich weiterschnarche und von ihm zur Frühstückszeit geweckt werde. Oft wache ich zwischendurch kurz auf und schaue, ob der Gatte noch da ist oder schon den Ausblick auf den Ozean verdeckt genießt.
Dann wurde gefrühstückt. Unüblicherweise begrüßte uns der heutige Tag nicht mit Sonnenschein – den ganzen Tag über war es bewölkt.

Still more beautiful than Germany
und nieselte hier und da ein wenig. Dennoch betrachteten wir beim Frühstücken eifrige Scheitelkiebitze, die sich abwechselnd an Orangensaft labten und sogar eine Binokelhopfe. Es kam uns zudem ein Marillentölpel unter die Augen! Verrückt. Im Übrigen hatte der Mann mich mit den Worten „Hey, hey, Frühstücks-Time; ich ess’ nie wieder Haferschleim!“ geweckt, nur um sich eine Viertelstunde später eimerweise Porridge in die Speiseluke zu schaufeln. Ups.
Nach dem Frühstück nahm ich ein Weichgetränk in der Wichtige-Leute-Lounge zu mir und hielt ein Schwätzchen mit der dort gerade arbeitenden Pamela, die mir sehr sympathisch ist, weil sie ungefähr so ungeschickt zu sein scheint wie ich und dabei ziemlich lustig kichert. Anschließend arbeiteten wir an unseren Blogeinträgen und machten uns um kurz vor zwei auf zum Boothaus, da der Mann mal wieder der Wasserskiung frönen wollte. Kaum war er in seine Rettungsweste geschlüpft, 



riefen die lustigen Bootsassistenten „Undertaker!!“ und imitierten Wrestling-Griffe, was mich ein wenig amüsierte.  Der Mann raste los und ich hielt drauf – die Bilder sind in seinem Blogeintrag zu bewundern. Es erfolgte Ausruhung und Sportung, abgelöst von einem neuerlichen Besuch in der Wichtige-Leute-Lounge, um Cupcake und köstlichen Cocktail zu konsumieren. 

Aha. Schoko-Cupcakes mit Mousse-au-chocolat-Topping.
Ihr wollt verflucht sein, wenn ich hier nicht 3 mal so schwer
rauskomme, oder?!

Davon sind wir gerade zurück und werden gleich zu Abend essen und, so nehme ich an, den Abend mit einer Lesung in der Retreat Bar beenden. Hach ja. Das ist das gute Leben.

Ein zufriedenes Manschgerl :-)
Kleiner Nachtrag nach gehabter Teestunde in der Bar: schön war’s! Irgendwann fing der Gatte an, irgendein Lied mit „Snuggles“ zu singen. Da wußte ich: es ist spät. Übrigens: die anderen Touristen hier sind oft echt zum Kotzen. Cornelius schreibt da sicher mehr drüber, aber besonders schön fand ich heute beim Sport eine Asiatin, die im Kleidchen auf dem Laufband herumlief, dabei – trotz der schon vorhandenen Hintergrundmusik im Fitnessraum und der Anwesenheit mehrerer weiterer Personen – laut schreckliche „Musik“ auf ihren Smartphone-Lautsprechern hörte und laut und schräg mitsang! Wasch soll das?!