Tag 9 und Fazit
Heute ist der letzte volle Tag unseres Aufenthalts hier,
morgen abend um 22 Uhr geht unser Flugzeug zurück ins trübe Köln. Ich sitze auf
dem Bett und schreibe – und mir blutet ein wenig das Herz. Okay, nicht nur ein
wenig. Ich will hier nicht weg, wie ich dem Gatten schon ca. 274 mal erzählt
habe. Aber nun möchte ich mal ein wenig die Anatomie dieses Blogposts erklären:
zunächst erzähle ich von unserem letzten Tag hier. Dann fasse ich meine
Eindrücke zusammen. Ob ich das in Kategorien einordne oder nicht, entscheide
ich spontan während des Schreibens – ich verrücktes Huhn! Dann kommen noch ein
paar Melancholitäten und das war’s dann. Den morgigen Tag sowie die Rückreise
verblogge(n) ich (wir) nicht, da er, wie auch schon damals in Australien, ganz
uns gehören soll und wir uns nicht mit Blogging-Pflichten stressen wollen – man
möchte vor dem 17-stündigen Reiseabenteuer schließlich noch a weng in der
Wichtige-Leute-Lounge oder am Pool entspannen. Aber nun der Reihe nach.
Heute morgen wurde ich zum ersten Mal gegen halb fünf wach
und bemerkte, daß jeder einzelne meiner mittlerweile recht zahlreichen Stiche
wie verrückt juckte. Ich kratzte mich fast blutig; nicht mal unser Akutgel
half. Es brauchte sicher 20 Minuten, bis ich wieder einschlief. Um neun Uhr
wurde ich von ganz alleine wach aber dennoch liebevoll vom Liebsten an den Tag
herangeführt. Das Gefuttere hier strengt langsam ganz schön an – was soll man
auch machen bei dem ganzen köstlichen Zeug? – weswegen mein Frühstück heute
deutlich kleiner ausfiel als sonst. Naja, vielleicht nicht sooo deutlich… egal.
Freund Scheitelkiebitz war heute besonders frech.
Wir beschlossen sodann, zum Strand zu wandern und uns unter
den tropischen Supersonnenschirm zu legen, der schräg vor unserer
Kemenate steht. Da lagen wir dann und ruhten, bevor wir fanden, daß es Zeit für
eine kleine Fotosession sei.
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Bademodenschau! |
Als wir auch das erledigt hatten, begaben wir uns auf die
Suche nach einem agreablen Strandabschnitt, landeten aber nur wieder bei „unserem
eigenen“, wo Gatte und ich dem steinigen und winterlichen Meeresspaß frönten.
Die Wassertemperatur ist mit ca. 24° C absolut perfekt, um sich ein wenig zu
erfrischen und da die Insel uns heute mit prallem Sonnenschein für den
gestrigen Wolkentag entschädigte, passte das ganz gut.
Nach einer kleinen Sonnung ging es weiter an den Pool, in
welchem wir ebenfalls noch ein paar Bildchen machten und fröhlich herumplanschten.
Schließlich ward es Zeit für eine wichtige Urlaubsmission: der Cocktail am
Pool. Ich hatte mich eigentlich im Vorfeld nicht für Pool oder Strand
entscheiden können, doch diese Wahl wurde mir durch die Hotelarchitektur
glücklicherweise abgenommen.
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"Mach mal Dein Gewinnergesicht!" |
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Pina Colada... |
Nach dem ganzen Trubel legte ich mich mit Musik auf den
Ohren in die Sonne, während der Mann mal wieder am Lesen dranne war. Doch dazu
nachher mehr. Es folgte die Fototour meines Liebsten durch das Hotel und das
Stählen meines Körpers im Fitnessstudio, was auf den ersten Blick
urlaubsfeindlich erscheinen mag, in Anbetracht der zahlreichen Leckereien aber
bitter nötig.
Danach chillten wir noch ein wenig herum und genossen noch
einmal zusammen den Sonnenuntergang, der mal wieder spektakulär war, und die
hereinbrechende Nacht. Als es 18 Uhr wurde, machten wir uns schick,
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Der alte Mann und das Meer. Und die Sonne. |
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Was kostet die Welt heute? |
da wir zum
„Management Cocktail“ eingeladen waren, wo die Geschäftsführung im letzten
Schein der gerade gesunkenen Sonne bei Sekt und Fingerfood die Gäste
interviewte über deren Aufenthalt. Das war sehr schön und stimmungsvoll, zumal
wieder ein Klavierhonk da war und ich dank des Sektes immer beschwipster wurde.
Um 19 Uhr nahmen wir dann unser Abendmahl ein – das wurde leider getrübt durch
den plötzlichen Verlust der Geschmackssinne, den der Liebste im Zuge seiner
heute spontan ausgebrüteten Erkältung zu erleiden hatte. Wir bereiteten dem
Unterfangen ein schnelles Ende und eilten in die Butze, um noch ein Bad zu
nehmen und den Tag mit Lesung bzw. dem A-Team zu beschließen.
Das war also der letzte Tag in Balaclava auf Mauritius. Der
Urlaub war wahnsinnig erholsam und „nahrhaft“, nicht nur im trophologischen
Sinne. Wir stehen vor einer turbulenten Zeit und hatten hier die Möglichkeit,
noch einmal Luft zu holen, beieinander zu sein und so zu tun, als gebe es die
Zukunft und ihre Herausforderungen gar nicht (was wir aber nur zeitweise
taten). Vielleicht fällt es mir deswegen auch so schwer, jetzt „Farewell“ zu
sagen. Und deswegen, weil ich mich auch gerade erst so richtig eingewöhnt habe.
Die Wahl des Urlaubsortes und des Hotels für unsere Flitterwochen war, und da
sind wir uns einig, genau die Richtige.
Das Westin Turtle Bay Resort & Spa Balaclava (jap, ein
schnittiger Name) ist auf jeden Fall eines der besten, die ich je besucht habe.
Wenn man schon mal auf der Sonnenalp war, tut sich jedes Vergleichshotel recht
schwer, aber dieses hier kann wirklich mithalten. Was auch immer 5,5 Sterne
bedeuten soll, hier wurde man dem vermutlich gerecht. Ich mag die großzügige
und luftige Architektur. In den großen Hallen, Speisesälen, Bars und
Restaurants gibt es eigentlich keine Türen, sondern nur Jalousien, die aber in
unserem Beisein (und damit mitten im Winter) nie heruntergelassen werden
mußten. Alles ist mit gemütlichen Polstermöbeln ausstaffiert, die Herumfläzen
und –liegen erlauben, die Beleuchtung ist „cozy“ und warm (nie zentral, immer
über mehrere gedimmte oder Streulicht-Lämpchen, Laternen und Kerzen), die
Materialien wertig (schönes Holz, schöne Fliesen, marmoresque Einsätze
überall), das Farbschema aus Mint- und Cremetönen stimmig und die Dekoration
nicht überladen, aber wirkungsvoll (sehr gern greift man hier auf Blumen und
Steine in wassergefüllten Glasvasen zurück). Die Wege zu den Zimmern sind gut
begehbar und unkompliziert, außerdem von allerlei tropischem Grünzeug umgeben.
Wenn man hier langläuft, fängt der Urlaub quasi schon an. Die zwei Pools (ein
großer und ein kleinerer Infinity-Pool) sind sauber, geräumig und schön
befliest, es stehen genügend Liegen und Schirme bereit und wenn man einen
Cocktail dort trinken möchte, ist freundliches Personal gleich zur Stelle, ohne
sich aufzudrängen.
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Whitey white boy im Pool |
Toll sind auch die kleinen bepflanzten „Inseln“ in den Pools
sowie der Übergang zu den zwei Spezialitätenrestaurants, die (selbst mit tollem
Innendesign, ihrer Ausrichtung entsprechend) direkt ans Gewässer angrenzen. Zudem
gibt es noch eine Bar direkt am Meer und viele Liegen entlang des Strandes. Die
Anlage ist toll bepflanzt und bietet vielen zwitschernden Vogelfreuden Heimat.
Vom Bett aus das Meer sehen und hören zu können und sich genau im optischen
Einzugsgebiet des Sonnenuntergangs zu befinden, ist natürlich auch nicht das
Schlechteste.
Die Lounge als Rückzugsort mit den vielen kleinen Extras wie
Snacks, Softdrinks und Cocktails gefällt mir auch sehr gut und wurde von uns
häufig genutzt. Alles in allem der perfekte Ort, um der Realität ein paar Tage
lang den Rücken zu kehren – fast allen Details wurde viel liebevolle
Aufmerksamkeit gewidmet und es fällt einem wirklich nicht schwer, sich hier
wohlzufühlen.
Zimmer
Ach, Zimmer. Ein kleines Palästchen!
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Zimmerspaß |
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Badspaß |
Als wir zum
ersten Mal in unsere geräumige Ruhestätte geführt wurden, mußte ich mich sehr
zurückhalten, nicht zu kreischen. 63 qm hat das gesamte Zimmer, wovon etwa 25
qm auf das Badezimmer entfallen. Das Queen-Size-Bett ist unglaublich gemütlich
und reichlich mit Kissen und einer rieeeesigen Decke ausgestattet, vor dem Bett
steht ein gemütliches kleines Sofa, an der Decke findet man einen Ventilator
aus schönem, dunklen Holz (in dem auch Fernseh- und Schreibtisch gehalten sind)
und dimmbares, indirektes Licht. Die Möbel und die Dekoration sind im selben
Stil gehalten und fügen sich sehr gut in das angenehme und das Auge
entspannende Farbkonzept ein. Das Badezimmer ist übrigens ein Fest: zwei
riesige „Arbeitsstätten“ mit viel Platz für Hab und Gut, eine freistehende
Badewanne vor dem Fenster, eine große Dusche mit „Regenduschkopf“ an der Decke
und Handdusche hinter einer eleganten Glasverkleidung, die Toilette ebenso
(vielleicht am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig), eine Außendusche und das
alles ebenfalls mit dimmbaren Licht und ausgekleidet mit
Marmor(artigen)platten. Vor dem Zimmer befindet sich eine schön überdachte
Terrasse mit Sitzgelegenheiten, ein kleiner Garten mit noch kleineren Palmen
und, ca. zehn Meter von unserer Terrassentür entfernt, der palmenbepflanzte Sandstrand.
Von da sind es vielleicht nochmal 15 Meter bis zum rauschenden Meer, in welchem
die Sonne Abend für Abend zu versinken scheint. Es donnert und plätschert und
ist eine Freude für Auge, Nase (dieser leichte Salzgeruch in der Luft) und Ohr.
Insekten sind hier eigentlich kein Problem, kommt doch alle paar Tage ein Fred
mit Insektizidbehandlung für die Umgebung des Zimmers vorbei. Aktuell sitze ich
auf dem sehr gemütlichen Bett und schreibe diese Zeilen, während die Sonne sich
anschickt, unterzugehen (was ich von hier aus natürlich sehe). Der Strand ist
hier kein umkomplizierter Badestrand: vor der Küste liegt nicht nur ein
Korallenriff, sondern auch viele kleine und große Steine. Daher war es gut von
uns, die Wasserschuhe mitzunehmen. Dann stellt auch das Baden im Meer kein
Problem dar und ist, wie alles hier, furchtbar entspannend.
Essen
Diese Frage wäre einfach zu beantworten mit einem Blick auf
die Waage. Es war großartig und es war viel. Jeden Morgen gab es das
reichhaltige Frühstücksbüffet, das allerlei Brotprodukte anbot, außerdem
frisches Obst, frisch gepresste Säfte, eine Käseplatte, frisch zubereitete
Crêpes und Waffeln, Rührei, Spiegelei, Omelett, mindestens vier
indische/kreolische/whatever Eintöpfe und Saucen, Muffins, Teilchen, Würstchen,
Speck, Kartoffelkomponenten und gegrilltes Gemüse. Es gab sicher noch mehr, das
nicht meines Blickes würdig war… nachmittags war zum Tee und Weichgetränk immer
Cupcake-Spaß zu haben, außerdem gab es kleine Brötchen mit verschiedenen
herzhaften Füllungen sowie meist irgendwelche Torteletten. Das Abendessen
wartete dann mit einem täglich wechselnden Menü auf, wobei immer die gute alte
Käseplatte, allerlei extravagante Salate, ein „normales“ Salatbuffet und der
Eisfreund zum Nachtisch da waren, außerdem vielerlei Brot. Der Rest variierte
täglich, wobei es nach einer Woche ein paar Redundanzen gab (Smoked Chicken Bun
und Dimsun – zum Glück!). Da konnte man Pasta und Pizza haben, Pommes,
Rindersteaks, Hähnchenteile, Eintopfgerichte, Aufläufe, asischen Fraß,
indisch-kreolischen Mampf und dergleichen mehr. Die Nachtischvielfalt ist
überdies gewaltig. Ich schrieb ja schon an anderer Stelle, daß die Pâtisserie
hier großen Stellenwert zu genießen scheint. Ich bin jedenfalls nie aus dem
Restaurant gegangen, ohne satt bzw. dem Platzen nahe zu sein. Und dabei
schmeckte nahezu alles gut, vieles sogar phantastisch.
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Amuse-gueule |
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Herrliche, mich dick machende Pâtisserie |
Ebenfalls köstlich: die Cocktails und die dazu gereichten
Bananenchips oder der Earl Grey, die wir uns nach dem Essen oft noch gönnten,
um dabei zu lesen. Serviert wurde das Ganze im schönen Seasonal
Tastes-Restaurant, welches zugleich das Hauptrestaurant ist und am Meer liegt –
die „Retreat“-Bar findet sich direkt gegenüber. Kann man alles bringen!
Spa & Sport
Im Saunabereich mit seiner Biosauna, dem Dampfbad und dem
Whirlpool war ich nicht – wenn man den Berichten des Mannes allerdings Glauben
schenken darf, sind diese eher unspektakulär. Was ich hingegen ausprobieren
durfte, war der Massage-Spa-Bereich. Zum ganzen Komplex führt eine hübsche
Brücke, die am mit künstlichem Brunnen versehenen Gebäude entlang läuft.
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Blick nach rechts, wenn man aus dem Spa kommt |
Überall finden sich hübsche Dekorationselemente, die meist aus frischen Blumen
in Wasser und Steinen sowie Holz bestehen. Immerzu läuft sehr entspannende
Musik und die Angestellten sprechen sehr leise und fast schon zärtlich, um eine
Atmosphäre der Stille und Entspannung zu erschaffen. Das gelingt auch. So wurde
uns zu Beginn unserer Massage nahegelegt, mittels eines Rituals über „Love“,
„Hope“ oder „Gratitude“ zu meditieren, während wir durchgeknetet werden;
zwischendrin wisperten uns die Massagefrauen immer wieder Fragen nach unserem
Wohlbefinden zu und zum Abschluß konnten wir uns im „Sanctuary“ entspannen,
über den ich andernorts schon berichtete und den ich hier nur noch einmal in
Bildform darstellen will.
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Ahhhh. Das Sanctuary. Keine Asiaten, da Motele-Verbot dort. |
Das Fitnessstudio ist klein, aber effizient eingerichtet.
Man findet allerlei Kardio-Geräte und genug Ausrüstung, um sämtliche Muskeln
des Körpers zu trainieren. Meist ist man dort auch alleine, Kindern sollte man
(meiner bescheidenen Meinung nach) den Zutritt dort komplett verbieten – was
sollen die da auch? Leider ist das bisher noch nicht passiert. Wasser und
Handtücher stehen stets bereit, leider auch viel zu laute Musik. Allerdings ist
der Raum gut gekühlt und es macht fast schon Spaß, dort zur Tat zu schreiten,
wenn man ganz alleine drin ist.
Personal
Unglaublich freundlich. Wir haben uns extra eine Liste der
freundlichsten Mitarbeiter gemacht – und die ist ganz schön lang geworden.
Grundsätzlich grüßt einen hier fast jeder Mitarbeiter mit einem Lächeln und man
fühlt sich wirklich wohl und gut aufgenommen. Viele unserer „Favoriten“ sind
lustig und gesprächig, freuen sich ganz offensichtlich auch, wenn man sie mal
was zu ihrem Privatleben oder ihrem Heimatland fragt. Pläuschchen hier, Schwätzchen
da – man kommt sich nicht wie ein Fremder oder Parasit vor, sondern wie ein
willkommener Gast. Viele Angestellte, eigentlich die meisten, sind noch
ziemlich jung und arbeiten vermutlich noch nicht sehr lang in ihrem Job.
Dennoch sind sie professionell und geben sich wirklich alle Mühe. Klar, sie
sind nicht so routiniert wie ein Silberdistel-Kellner auf der Sonnenalp, aber
das machen sie mit ihrer Herzlichkeit wieder wett.
Andere Gäste
Äh, ja. L’enfer, c’est les autres, hat mein Gatte in seinem
Blogtext geschrieben.
Strand & Wasser
Die Westküste ist eigentlich der bessere Badeort als die
Ostküste, da dort das Riff die Küste besser vor dem wilden Meer schützt.
Allerdings ist der Bereich um Balaclava nicht gerade die beste Region, um ungetrübten
Badespaß zu haben. Seeigel gibt es vereinzelt,
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Strandgut: Seeigel, Korallenreste, Mupfeln |
außerdem ist es einfach sehr
steinig und das kann dem unbeschuhten Fuß schon mal Unbehagen bereiten. Zudem
ist das Meer sehr flach und zieht sich noch eine ganze Weile so flach hin,
sodaß man sich erst eine Weile durch das maritime Gebirgoid quälen muß, um in
größere Tiefen vorzustoßen.
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Der Mann versucht verzweifelt, ein geeignetes Settung für sein "Gefährliche Brandung"-Remake zu finden |
Aber darauf waren wir eigentlich gefasst und im
Meer zu schwimmen war auch nicht das größte Urlaubsziel gewesen. Dafür gibt es
ja die Pools, die direkt am Meer liegen und erfreulich wenig besiedelt waren
(ist ja Nebensaison). Zudem ist die Wassertemperatur so angenehm, daß es auch
völlig annehmbar war, sich in die kleine Lagune vor unserer Butze zu legen und
zu planschen.
Ich habe keine Wasseraktivitäten wahrgenommen außer der
Fahrt mit dem Glasbodenboot, die mir das Schnorcheln vielleicht ein klein wenig
verhagelt hat – der Vergleich mit dem Great Barrier Reef vor zwei Jahren wäre
möglicherweise doch ein bißchen deprimierend gewesen. Der Mann hatte dafür
großen Wasserski-Spaß und das war würdig und recht.
Wetter
Genau so wie es sein soll. Der tiefe mauretanische Winter
hat bei uns keine Wünsche offen gelassen. Wir erwachten praktisch jeden Morgen
zu eitel Sonnenschein und es war uns sogar oft eine Erleichterung, wenn ein
paar Wolken aufzogen. Wenn es wirklich mal regnete, klarte es meist innerhalb
einer Stunde wieder auf und so blieben Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer
auf einem äußerst angenehmen Niveau. Für unsere Ausflüge war’s perfekt und auch
hier im Hotel haben wir kein einziges Mal wegen des Wetters auf irgendwas
verzichten müssen. Die allermeiste Zeit war der Himmel blau und über dem
Landesinneren hingen ein paar Wolken fest. Und fast jeden Abend war uns bei
diesem Wetter ein wunderschöner Sonnenuntergang über dem Meer beschert – in den
letzten Tagen haben wir sogar den sich vom Neumond erholenden Erdtrabanten
gesehen, der hier auf der Südhalbkugel falsch herum erscheint.
Natur
Auf Mauritius ist von der ursprünglichen Natur und dem
Regenwald nicht mehr viel übrig; viel ist dem Zuckerrohranbau gewichen und der
bestimmt auch das Bild des Landes, wenn man durch seine Straßen braust.
Allerdings ragen hier und da mittelmäßig imposante und recht formschöne Berge
gen Himmel, die besonders vom Hotel aus recht nett aussehen und auch bei
unserem zweiten Ausflug eine Rolle gespielt haben. Ansonsten ist die ganze Insel voll mit Palmen, was ich
schätze, sind sie doch ein dekoratives Urlaubs-Must-Have. Oder so. Zudem
wachsen hier noch fremdartige Baumgewächse, die zu identifizieren ich nicht
imstande bin, die aber dazu beitragen, das Bild des Exotischen zu verfestigen.
Die in einem anderen Beitrag bereits abgelichtete gelbe Blume ist hier
allgegenwärtig, genauso wie Bougainville in ganz verschiedenen Farbtönen.
Generell sind hier bunte Blumenfreunde mit zum Teil abgefahrenen Formen
heimisch und verschönern die Szenerie.
Auch schön: die Vögelchen, die einen
hier zu jeder Tageszeit mit ihrem Singsang erfreuen. Besonders gefällt mir der
Gesang der Kobaltmeise, da er so fremdartig klingt. Aber auch das schrille
Zwitschern des Scheitelkiebitz ist nett anzuhören. Überhaupt sind das hier
alles Krachschläger allererster Güte, aber das soll ja so. Dann wären da noch die streunenden Katzen und Hunde und die
Geckos in verschiedenen Farben,
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Ich nenne ihn Heidrun |
die einem hier immer wieder über den Weg
laufen. Leider auch noch zu erwähnen: die Stechmücken. Aber auch das könnte
deutlich schlimmer sein.
Umgebung – Mauritius & Menschen
Das habe ich versucht, ein wenig anzureißen in meinen
Ausflugstexten. Ich weiß nicht, ob die Freundlichkeit der Menschen auf
Mauritius sich vom Service-Sektor auf die „normalen“ Bürger übertragen läßt,
aber was man so hört und liest, muß es wohl so sein. Mir hat das ausnahmsweise
mal funktionierende Multi-Kulti-Konzept hier sehr gut gefallen. Hier käme kein
Moslem auf die Idee, einen Tamilentempel anzugreifen, und kein Hindu würde sich
an einem betenden Christen stören. Dieses friedliche Miteinander führt dazu,
daß die Kriminalitätsrate auf Mauritius recht niedrig ist (allenfalls ein paar
Taschendiebe auf den großen Märkten sind üblich) und die Zeitungen mit solch
spektakulären Themen gefüllt sind, wie ich es bereits beschrieb. Es scheint ein
buntes Land zu sein – nicht reich, aber reich an Kulturen und Traditionen. Ein
bißchen Côte d’Azur, ein bißchen Laisser-faire, ein Hauch Anarchie, viel
Religion, viel Toleranz, viel Essen, viel Familie und ein gewisses,
angeschangeltes Etwas, das einen bestimmten Charme, eine bestimmte Sympathie
generiert.
Es gibt also nicht viel zu meckern und das gab es auch die
Flitterwoche über nicht. Die Anreise, sicher; auch das Candle-Light-Dinner war
nicht so schön, wie wir gehofft hatten; und über das Musikkonzept darf das
Hotel auch nochmal nachdenken. Aber diese kleine Auszeit von der Realität war
bitter nötig und wunderschön, und es macht mich wirklich traurig, hier in
weniger als einem Tag wieder wegzumüssen. Und ich werde gerne wiederkommen.
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Sonnenuntergang am letzten Tag |
Vorhin lag ich auf einer Liege am Strand und habe Musik
gehört. Vor meinen Augen schaukelte ein Boot auf den leichten Wellen auf und
ab, meine Füße lagen in der Sonne, der Liebste lag auf einer anderen Liege und
las friedlich sein Buch und ich spürte den Wind über meinen Körper huschen. Da
kam der „Boat Song“ von Woodkid, der mit seiner Melancholie ganz gut beschreibt,
wie ich mich in dem Moment gefühlt habe. Das ist jetzt (neben Carnifex und Co.)
mein offizielles Mauritius-Lied.
We packed
our bags and said farewell
Untied the
knot and raised the sail.
We threw
our hearts into the sea
But we’ll
keep all our memories…