Die 4,5 stündige Fahrt nach Page war, einmal aus dem Großraum Las Vegas und Nevada raus, nicht nur nicht langweilig, sondern wegen der phänomenalen und in ihrer Weite mir immer wieder den Atem raubenden Landschaft sogar sehr schön. Meine Güte, diese Weite… Land, ewiges Land bis zum Horizont!
Ich hatte am Vorabend der Fahrt herausgefunden, daß man den „Antelope Canyon“, den ich eigentlich besuchen wollte, nur mit einem Navajo-Führer betreten kann, da er auf deren Land ist. Nicht nur verlangen diese dafür einen Haufen Kohle für 1,5h Tour, man habe, so wurde berichtet, auch gar keine Zeit, sich im Canyon in Ruhe umzusehen und Photos zu machen, sondern werde in einem Strom von Touristen durchgejagt. Und Tickets müsse man eh im Voraus kaufen und alles. Danke, aber nein danke! Also hatte ich mir andere Dinge, die man in Page ansehen kann, ausgeguckt. Ich kam bei meinem einfachen „Clarion Inn“ Hotel an, schmiss meinen Kram ab und fuhr gleich wieder los zum „Wahweap Overlook“
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The Epic... |
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it shines! |
Die ganze Umgebung von Page und eigentlich fast alles, was ich bisher von Arizona gesehen hatte, entzückte mich. Man fühlt sich die ganze Zeit wie in einer Kulisse für Western, so mit 15 Minuten Einstellungen ohne Schnitt, in der Wüste mit orangenem Sand, Steppe mit grünen Flecken, Kakteen, Canyons und blutroten Felsen und weitem, weitem Land. Ganz famos das alles!
Zurück im Hotel überantwortete ich den Leib abkühlungshalber dem sehr überschaubaren Swimming Pool, dümpelte rum und hörte einer badischen Familie versonnen beim Unsinnreden zu („Wie heischt nochmal des afrikanische Land, wo immer Zores macht?“ „Meinscht Du Paläschtina? Oder Israel?“ „Ja, des!“) . Für den Abend v.a. den Sonnenuntergang wollte ich mir noch für 10$ Eintritt den berühmten Horseshoe Bend ansehen und bei Darwin hat sich das gelohnt!!:
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BÄM! |
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I was there :-) |
Zum Abendessen organisierte ich
mir, als die Sonne ganz weg war, eine Pizza Hut Pizza, die ich mir auf Stube
einverleibte und es leidlich zufrieden war.
Am Morgen nach einem Frühstück, wie es hinsichtlich Verpackungsirrsinns und Umweltfeindlichkeit amerikanischer nicht sein könnte,
'merica :-/ |
„schlug ich“ wie der Amerikaner sagt, dann die Straße gen Süden und fuhr Richtung Grand Canyon Südrand, nochmal ca. 3 Stunden. Die Landschaft war weiterhin wundervoll, allerdings stimmten mich die immer einmal wieder am Straßenrand stehenden, runtergekommenen und meist verlassenen Büdchen, in denen in nahegelenen Reservaten lebende Indianer versuchen, Vorbeifahrenden selbstgemachten Schmuck u.ä. zu verkaufen, etwas melancholisch:
Irgendwann erreichte ich aber den Zugangsbereich und wurde ganz aufgeregt. Gleich würde ich ihn sehen. Doch als es dann wirklich soweit war, ich die letzten Schritte bis an den Rand trat, war ich nicht auf den Eindruck vorbereitet, den dieses Naturwunder auf mich machte. Ich liebe die Sprache und schmeichle mir selbst mit der Vorstellung, als halbwegs sattel- und wetterfester Kämpe in auch entfernten Ausläufern ihres Reiches kein Fremder zu sein, dem es meist gelingt, annehmbar zu beschreiben, was er sieht, doch hierfür fehlten mir die Worte, die Superlative sind mir längst ausgegangen und auch die Photos können diese Offenbarung der Natur, dieses Jahrmillionen alte, tief bewegende Wunder, dessen Bewunderer ich wurde und mein Lebtag bleiben werde, nur unvollkommen darstellen:
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es ist |
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nicht zu beschreiben |
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ich war da. Und hingerissen. |
Ich blieb bis zum Sonnenuntergang in der Gegenwart des Canyons, lief an seinem Rand auf und ab, fuhr mit dem Bus zu noch weiter entfernten Stellen, schaute und schaute und schaute:
Hier ein kleiner Videoschwenk.Als dann die Sonne unterging und die Schatten länger und das Licht roter wurde, legte sich der Canyon seinen feuerfarbenen Abendmantel um und wurde noch schöner und anrührender:
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ok. Jetzt kann ich dann also sterben. |
Prall, satt, besoffen und triefend von den Eindrücken des Canyons und meiner ganzen bisherigen Reise verließ ich hochbeglückt den Park und verbrachte die Nacht im „Under Canvas“, so einem Zelt-Hotel, wo man in einem Zelt schläft und auch die Lobby in einem Zelt ist:
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Lobbyzelt |
Es gibt da auch nur einen Gemeinschaftsklo- und Duschwagen und einen Yogamattenverleih, dafür aber weder Strom noch WLAN (das gehöre zum Konzept, man wolle den Gästen helfen, sich mal von der Technologie zu lösen). Das hier war mein Zelt/Zimmer:
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meine "Bude" - außen und |
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innen (kann man ja so machen) |
also nix Isomatte, klammer Schlafsack und nur kriechende Fortbewegung, sondern ein fürstliches und bequemes Bett! Es hatte sogar einen kleinen Bullerofen mit Schornstein, so daß man sich abends, wenn die Kälte herankriecht, ein gar mollig Holzfeuerchen machen kann, was ich auch tat.
Auf dem Platz vor der Lobby werden bei Einbruch der Dunkelheit Feuer entzündet, um die die Gäste sich mit Heißgetränken versammelten, und so ein Gitarren-Jogi spielte melancholische Songs wie „Hotel California“. Über allem prangte das prachtvollste und reichhaltigste Sternenzelt mit prominenter Milchstraße, das ich von solcher Qualität bisher nur einmal im australischen Outback gesehen hatte (nur eben in der Südhalbkugelversion 😉)
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besser ging es nicht... |
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lag am Equipment, nicht am Himmel :-) |
Also sehr naturverbunden, urtümlich und WILDROMANTISCH das Ganze, so daß ich sehr viel lieber zu zweit gewesen wäre 😊. Später saß ich noch alleine vor meinem Zelt, der warme Bullerofen hinter mir, und zwei Dinge erfüllten mein Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht: der bestirnte Himmel über mir und die moralische Musik in mir 😉
Am nächsten Morgen frühstückte ich noch einen schmackhaften French Toast mit allerlei Fruchtfreunden und stieg dann ein letztes Mal in den treuen Toyota. Die Fahrt nach Phoenix war einigermaßen stressig. Der erste Teil bis Flagstaff, wo ich – natürlich - in einer Doughnut-Bude Halt machte und endlich wieder Internet nutzen konnte, um der sich fragenden Welt mitzuteilen, daß ich noch lebe, war noch wunderschön, da er auf meistens kerzengerader Strasse
durch den märchenwaldartigen, mit seinen Bergen, Blumenwiesen und Bauernhäuschen aber auch bisweilen ans Allgäu erinnerende „Coconino“-National Forest führte. Ab Flagstaff aber ging es auf den Freeway, die Straße wurde schlecht bis miserabel, so daß das Fahrgeräusch ohrenvergrämend laut tönte und schließlich verdunkelte sich der Himmel und Wolken türmten sich zu düster dräuenden Gebirgen auf. Als die ersten Tropfen fielen, meldete sich auf einmal mein Mobiltelephon, das ja im amerikanischen Telefonnetz eingeloggt war, mit einer ziemlich bedrohlich klingenden Warnung des nationalen Wetterdienstes: „LEBENSGEFAHR! In Ihrem Gebiet wird es eine FLASH FLOOD geben! Stellen Sie sofort jede Reisetätigkeit ein, es sei denn, Sie fliehen aus diesem Gebiet!“ und ähnlich dramatisches. Als der Regen dann an Intensität zunahm und schließlich sintflutartig wurde, wurde es mir schon etwas mulmig. Es waren noch 50 Minuten bis Phoenix, und ich wußte ja nicht, ob ich in das schlimme Gebiet rein oder aus ihm rausfuhr oder es nur streifte. Es wurde sehr langsam gefahren, auf der Gegenspur hatte sich schon ein beträchtlicher Stau gebildet, die Sicht betrug nur ein paar Meter, da nun auch Nebel dazukam, auf der Straße stand inzwischen das Wasser schienbeinhoch. Ich malte mir schon Szenarien aus, wie ich in meinem Auto fortgespült wurde, doch ich hatte Glück, denn nach einiger Zeit wurde es heller, der Regen ließ nach und ein paar Kilometer weiter gab es schon wieder eitel Sonnenschein und der Regen trocknete dampfend von der heißen Strasse. Die Wetterlagen hier in der arizonischen Wüste sind schon extrem :-o
Am Ende kam ich heil in Phoenix an und machte abermals Pause bei einem? Na? Richtig, Doughnut-Laden, meine bevorzugten Zufluchtsorte mit lecker Fettkringeln, Klo, Internet, Klima, Tisch zum Sitzen und im Falle von Phoenix auch netten Leuten, denn ich bestellte ein heiße Schokolade und da es länger dauerte, diese herzustellen, bekam ich sie gleich geschenkt 😊 Da es in Phoenix auch wahnsinnig heiß vielleicht sogar noch heißer als in LV war, verbot sich jede Aktivität draußen, so daß ich, statt was ich mal erwogen hatte, den botanischen Wüstengarten zu besuchen,
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weiter bin ich nicht gekommen ;) |
in Phoenix auch einfach „Garten“, schon recht frühzeitig mein Auto abgab, zum Flughafen shuttelte und dort in einem arg bequemen Sessel die Zeit bis zum Abflug um 23:50 Uhr totschlug.
Und damit endeten meine Ferien vor dem Kongreß in Washington, die schöner und reicher an Abwechslung und phantastischen Eindrücken nicht hätten sein können.