Dienstag, 10. Juni 2025

Durch den Süden Perus

Arequipa

Chivay und Colca Canyon

Puno und Titicaca

Cusco und Valle sagrado

 

Natürlich hatten wir nicht geplant, unsere gesamte Zeit in Lima verbringen und hatten uns deshalb lange im Voraus eine schöne Route zusammengestellt, die uns nach einem Flug nach von Arequipa von dort aus über den Colca Canyon und Puno am Titicacasee bis Cusco und zum „heiligen Tal der Inka“ führen sollte. Diese individuelle Tour hatten wir bei einem auf Peru spezialisierten Reiseveranstalter gebucht, da auch die Liebste sich nicht genug auskannte, um vernünftige Hotels, sichere Busse und ehrliche Führer finden zu können. Ach ja: Machu Picchu, eines der modernen Weltwunder, haben wir ausgelassen. Die Liebste war schon da und ich wollte und will mich nicht an seiner allmählichen Zerstörung beteiligen, die der Massentourismus dort unweigerlich und sehenden Auges der Gierigen anrichtet. Ich hätte es furchtbar gerne gesehen, aber noch lieber ist es mir, wenn es solange wie möglich der Welt und vor allem den Peruanern erhalten bleibt und meinen kleinen Beitrag dazu zu leisten. Ich gelobe, mir Photos und Dokumentationen über dieses Weltwunder anzusehen und mich über seine Geschichte und Bedeutung kundig zu machen, ohne ihm Schaden zuzufügen!

 

Arequipa und Colca Canyon

Wir flogen also von Lima nach Arequipa, was relativ reibungslos funktionierte und dort erwartete uns mit Namensschild schon ein Taxist am Ausgang, der sehr nett und redselig und sichtlich stolz auf seine Heimatstadt Arequipa war. Es war eine sehr krasse klimatische Veränderung vom eher kühlen, klammen, grauen Lima zum sonnigen, mittags sehr warmen und sehr hoch (2.335 m) gelegenen Arequipa. Es dauerte auch nicht lange und die sogenannte „Höhenkrankheit“ („sorrocho“ auf Peruanisch) machte sich bei uns Flachlandtirolern bemerkbar: das Herz schlägt merkbar schneller und kräftiger und man verspürt den Zwang, tiefer und häufiger zu atmen. Auch kleine, eigentlich alltägliche Aktivitäten, wie einen Koffer tragen oder eine Treppe steigen, strengen enorm an und man ist sofort außer Atem und allgemein eher platt und abschlagen.

Die Fahrt vom vergleichsweise und in Anbtracht dessen, daß Arequipa Perus zweitgrößte Stadt mit mehr als einer Mio. Einwohnern ist, lächerlich kleinen Flughafen ins Zentrum, wo unser Hotel lag, war, wie schon zuvor in Lima, ernüchternd. Soviel Häßliches, Unfertiges, Schäbiges, Schmutziges, Armes und Heruntergekommenes! Erst, als wir das Zentrum erreichten, mehrten sich allmählich wieder die Kolonialbauten, die oft auch nicht in bestem Zustand waren, aber nicht ganz so elend und verkommen wirkten, wie die golemhaften Bauten der äußeren Regionen.

Wir hatten im netten kleinen Hotel kaum Zeit, anzukommen, einzuchecken und abzuladen, da mußten wir auch schon los, um die äußerst herzliche, nette Stadtführerin zu treffen, eine ältere Dame, die uns bei einer Privatführung nur für uns in einer Mischung aus Deutsch und Spanisch wichtige Orte, Dinge und Plätze in der „weißen Stadt“, wie Arequipa auch genannt wird, zu zeigen. Darunter natürlich die wunderschöne Plaza de Armas, wo auch Arequipas beeindruckende Kathedrale steht

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den Mercado, wo es nicht nur unendlich viele Hüte an ungezählten und scheinbar immer gleichen Ständen und Büdchen zu kaufen gibt, sondern wir auch eine Tüte exotischer Früchte erwarben, um des Gringos unterentwickelter Obstkunde beizuhelfen, und uns von einer casera noch - jeweils eher unterwältigende und leider sackwarme- Smoothies frisch und „para llevar“ anfertigen ließen,

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und natürlich das berühmte Kloster Santa Catalina, das das bedeutendste religiöse Bauwerk Perus darstellt:

 

Das Kloster ist in rot (wo die Novizinnen bis zu ihrer Weihe wohnten) und blau (wo man nur als „echte“ Nonne, die es ernst meinte, hindurfte) gehalten, ist so groß wie ein eigenes Stadtviertel, 20.000 qm, und hat eigene Straßen, Häuschen und Kapellchen.

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Am Morgen des nächsten Tages stiegen wir, noch immer schnaufend und nach Luft schnappend, in einen wenig kommoden Van, zusammen mit 6 anderen Reisenden, 4 unsympathischen Spaniern und 2 netten älteren Engländern und dem Guide „Wilmar“ und verließen Arequipa, um uns auf den Weg in den Colca Canyon zu machen, der noch viel höher als die weiße Stadt liegt.

Der höchste Punkt unserer Reise lag bei fast 5000 m; wir machten dort kurz Rast und in dieser Höhe nahmen die Ausfallerscheinungen drastisch zu, die Liebste kippte fast aus den Latschen und auch mir war zugegeben nicht unblümerant.

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Wir fuhren lange über mittelgute Straßen durch die peruanischen Anden, das altiplano, staunten und ließen die grandiose aber auch karge Landschaft und die gewaltigen Berge im Hintergrund auf uns wirken:

Bild (Hochplateau)

Dort laufen Llamas, Alpacas und die selten gewordenen Vicuñas in freier Wildbahn herum:

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Gegen Nachmittag erreichten wir Chivay, von wo aus wir am Folgetag den Colca Canyon erkunden würden und das auf über 3.600 m Höhe liegt. Diese Andenregionen, die Sierra, wie es hier heißt, sind recht extrem. Zu den Effekten der großen Höhe kommen auch tägliche Temperaturschwankungen von 25°C (in der Sonne) bis zu -5°C nachts. Unser Hotel, die „Casa Andina“, besteht aus kleinen strohgedeckten Hütten, die neben einem Haupthaus in einer netten Gartenanlage zusammen stehen. Wegen der nächtlichen Kälte (Heizungen gibbet beim Peruaner nich‘) hatte das Bett 4 Decken, eine davon beheizbar, außerdem stand ein winziger, strombetriebener Radiator in der Bude.

Wir nutzen den Nachmittag, um Chivay zu erkunden, zockelten japsend und im Rentertempo einher und waren zuerst ziemlich ernüchtert; niemand war auf den schmuddeligen, nicht asphaltierten Straßen der vermeintlichen Geisterstadt unterwegs, auch hier war alles arm, arm, arm, runtergekommen und angeranzt,

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hier und da gab es winzige Lädchen, in denen winzige Cholita-Omis ihre nicht vorhandene Rente durch den Verkauf von Keksen, Getränken, Bonbönchen und kleine Dingen des täglichen Bedarfs aufzubessern versuchen. Wieder fragte ich mich, wieviel Prozent der peruanischen Bevölkerung so arm leben muß und mir wurde klar, daß viele dieser Menschen ein arbeitsfreies Leben nach Jahrzehnten der Arbeit, eine friedliche Rentenzeit gar nicht kennen... Wir bogen um eine Ecke und standen unvermittelt vor einem kleinen Fußballstadion, wo gerade ein Spiel stattfand. Über einen Zaun hinweg sah man, daß der Rasen in gutem Zustand war, eine Tartanbahn den Platz umschloss und sogar eine kleine überdachte Tribüne existierte. Dafür ist anscheinend Geld da – Prioritäten eben… Neben uns standen kurz gewachsene Cholos, die so arm waren, daß sie sich den Eintritt von umgerechnet 2,5 € nicht leisten konnten, auf mitgebrachten Holzklötzen, um über den Zaun sehen und von draußen ihr Team anfeuern zu können. Das ist wirklich eine ganz andere Welt hier.

Abends aßen wir in einem absoluten Einheimischen-Lokal sehr lecker zu Abend, einer schmuddeligen Pollerìa und totalen Ranzbude, an deren wenigen Tischen sich vielköpfige peruanische Familien tummelten und ortslogischerweise Brathuhn vertilgten. Was aber dann nach dem Essen folgte, war eine der schlimmsten Nächte, an die ich mich erinnern kann: ca. 8 m gegenüber dem Fenster unseres Schlafzimmers stand ein Haus mit Blechtor, hinter dem ein offenbar von Asozialen UND Dämonen besessener, wahnsinniger und mit Meth gedopter Köter wütete und ohne Unterlass wie irrsinnig kläffte, er hörte und hörte nicht auf. Wir hofften, mit Ohrenstöpseln und von der Höhe immer noch völlig erschöpft, trotzdem einschlafen zu können,  doch zumindest mir gelang das nicht. Ich wälzte mich neben der Liebsten in unserem inzwischen eisig abgekühlten Zimmer auf einem kruppstahlbetonharten Bett hin und her und wachte entweder von Hundegebell oder vor Atemnot immer wieder auf; hinzukam ein weiterer, als „Höhendiurese“ bezeichneter Effekt der großen Höhe, der dazu führt, daß ich jede Stunde pinkeln musste- um 2 Uhr nachts, das Gekläffe war so rasend wie zuvor, gesellten sich zu der Liste der Grausamkeiten noch zunehmende Schmerzen des Zwerchfells beim Einatmen, das die andauernde tiefe Atmung nicht gewohnt und nun überlastet war. An Schlaf war nicht zu denken – wie sollte ich den Trip am nächsten Tag in den Canyon, der um 7 beginnen sollte, durchstehen?; um halb 3 konnten wir nicht mehr und baten bei der Rezeption um Hilfe. Es dauerte noch eine ganze Weile, aber irgendwann war Ruhe, nachdem man zuvor Stimmen gehört hatte, wir vermuten, daß die „Serenazgos“, die örtliche Polizei angerückt waren, denn diese Art von Ruhestörung ist sogar in Peru verboten. Ich fand dennoch keine Ruhe und war, als um dreiviertel 6 der Wecker klingelte, völlig gerädert.

Der Tag wurde dennoch gut, da ich, als ich gefrühstückt im Bus saß, doch nicht so vernichtet war, wie befürchtet und die Fahrt durch den Canyon und etliche kleine Andendörfchen, wo wir zu Besichtigungszwecken anhielten, bis zum Aussichtspunkt, von dem aus man hoffentlich Condore würden fliegen sehen können, doch genießen konnte.

Und wir hatten Glück, denn die Condore kamen. Und wie:

Begeistert, beseelt und glücklich, diese grandiosen und zugleich majestätischen wie potthäßlichen Aasfresser noch erlebt zu haben (in Peru gibt es nur noch 300 von ihnen) fuhren wir zu einem Buffet-Restaurant zum Mittagessen, wo ich unter anderem leckeres Alpaca-Steak aß. Der Nachmittag war frei, wir verbrachten ihn mit einem langsamen Rentnerspaziergang durch Chivay, wo die Liebste ein Baby-Alpaca fütterte

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und aßen abends in einem komplett leeren, sehr kalten aber nicht schlechten Restaurant, wo ich maximum level Peru erreichte und höhenhalber immer noch nach Luft schnappend aber mit Gusto ein gebratenes Meerschweinchen verspeiste. Am nächsten Morgen nach besserer aber nicht guter Nacht stiegen wir ein letztes Mal in den Van und verließen Chivay gen Puno.

 

Puno und der Titicacasee

Die Fahrt von Chivay nach Puno sollte etwa 5 Stunden dauern. Unterwegs machten wir für Middach an der phantastischen Lagunilla halt:

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Als wir uns Puno näherten und durch die Vororte fuhren, war mein Grausen noch größer, als wie bei Lima geschildert. Hier war alles noch schlimmer, unfertiger, ärmer, häßlicher, heruntergekommener, unordentlicher und prekärer als in der Hauptstadt. Kaum ein einziges Gebäude das fertiggestellt oder verputzt war, die Straßen in beklagenswertem Zustand, bettelarme Leute in schäbiger Tracht, die verzweifelt Tand, Tinnef und staubige Wasserflaschen auf Decken auf dem Boden sitzend zum Verkauf anboten. Nicht zu fassen, daß so viele Leute hier so leben müssen. (Ich habe kurz recherchiert: in der Tat soll Puno zu dem ärmsten Regionen Perus gehören)

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Auch hier wurde es etwas besser, als wir uns der Innenstadt näherten. Durch aberwitzig enge Straßen und um Haaresbreite an Menschen, Hausecken und anderen Autos vorbei fuhr uns der wackere José bis kurz vor unserem, sehr netten kleinen Hotel, wo wir uns von ihm und Wilmar verabschiedeten.

Solange die von der langen Fahrt steifen Beine die müden und sauerstoffunterversorgten Leiber trugen tappten wir noch durch Puno, aßen ein Eis, besahen uns die Plaza de Armas und ich mußte minutenlang schmunzeln, als eine winzige Cholita-Greisin auf der Treppe vor der Kathedrale die Liebste als „Gringa“ anrief, die doch bitte etwas bei ihr kaufen möge. Nach einer sehr reichlichen und schmackhaften Mahlzeit bei einer sehr authentisch-ranzigen Chifa, die abgerundet wurde durch den unterirdisch trashigen „Service“ der dort Dienst tuenden ca. 13-jährigen, die vom unverdienten Trinkgeld der Liebsten so erschüttert war, daß man denken mußte, es wäre ihr erstes im Leben gewesen, hießen wir das Gewesene einen Tag und überantworteten die gebeutelten Kadaver den, wieder einmal pritschenharten Kojen.

Am nächsten Morgen wurden wir nach fast schon lächerlich furchtbarem Frühstück abgeholt und mit einer Art Sammeltaxi zum Hafen gebracht. Da sahen wir ihn zum ersten Mal richtig: den gewaltigen Titicaca-See, den höchstgelegenen schiffbaren See der Welt, in prachtvollem Dunkelblau mit einer Fläche von 8.372 qkm, davon 60% (Titi) zu Peru und 40% (caca, wie man hier witzelt) zu Bolivien gehören.  Wir bestiegen ein bequemes Passagierschiff und traten die Fahrt, betreut von „Junior“, zu den schwimmenden Schilfinseln der „Uro“, an. Nach ca. 15 min gelangen wir dort an, aus dem Fenster sah man, wie zahlreiche Schiffe wie das unsere an verschiedenen Uro-Inseln anlandeten. Das ganze ist leider eine groteske Massentourismus- und, wie bei fast allen touristischen Aktivitäten, die wir hier unternommen haben, -verkaufsveranstaltung.

Wir, d.h. die touristische Schiffsbesatzung, saßen auf Schilfballen im Kreis und ließen uns von Junior und „Jacob“, dem Uro-Inselchef (oder so ähnlich) von der Lebensweise dieser Leute, wie sie Schilf ernten, wie sie neues schwimmendes, torfartiges Material auf dem See suchen und finden müssen, um eine neue Insel zu machen und dahin umzusiedeln, wenn nach ein paar Jahren ihre altenn Insel endlich und trotz fortlaufender Wartungen unweigerlich untergehen, erzählen

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Nachdem wir dann an Verkaufstischen mit z.T. in China gefertigtem Ramsch vorbeigeführt wurden, wurde uns angeboten, für 15 Soles mit einem der Uro-Schilfboote über den See zu einer anderen Insel zu schippern, wo es Kaffee uns Klos gäbe. Alternativ hätte man auch dableiben können. Wir schipperten also – und das heißt nicht: wurden von tüchtigen Uros gerudert sondern von einem Uro in einem Motorbötchen geschoben, tranken keinen Kaffee und wurden von dort nach einer Weile von unserem ursprünglichen Boot abgeholt.

Dann ging es in 1,5 stündiger Fahrt zur Insel „Taquile“; auf dieser 5,5 km langen und 1,6 km breiten Insel leben heute noch etwa 1600 Quechua. Sie wurden erst spät entdeckt, weil sie sich bei Ankunft von Fremden vor diesen versteckten. Berühmt sind die Inselbewohner heute wegen ihrer strickenden Männer:

 

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Wer nicht strickt, heiratet nicht

Auch hier schoben sich die Touristen und Krempelverhökerer umeinander; wir nahmen’s gelassen, hofften, es möge den armen Menschen dort wenigstens weiterhelfen, kraxelten noch eine Weile auf der schönen Insel herum, genossen die Ausblicke

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und später noch ein Mittagessen auf einer sehr schönen Terrasse

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Hernach wanderten wir quer über die Insel zu einer anderen Anlegestelle als der, an welcher wir der Barke entstiegen, wo uns dann selbige wieder aufnahm und wir die anderthalb Stunden Richtung Puno zurück schipperten.

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Dort angelangt hatten wir noch Zeit, mehr von Puno zu sehen, z.B. einen großen peruanischen Supermarkt, der nicht viel anders ist, als die heimischen und wo es Preise gab, die für uns erschwinglich für einen Großteil der sehr armen Punorier…. Punoten…. Punisten…. Punicaner? aber höchstwahrscheinlich außer Reichweite sein dürften. Um die Peru-Experience zu vervollständigen bestand die Liebste zudem darauf, schnell mit dem Mototaxi zum Hotel zu fahren, wo wir die Einkäufe deponieren wollten: gleich vor dem Hypermarkt stand eines, darin ein ältlicher Asiate als Fahrer, der auf Anfrage unser Hotel aber nicht kannte. Während die Liebste noch den Straßennamen recherchierte, schepperte ein weiteres Mototaxi dem von uns auserkorenen hintendrauf, was den Fahrer wie einen Springteufel aus seinem Gefährt schießen und auf den unfähigen Trottel, wie er ihn zieh, einschimpfen und -fuchteln - er könne wohl nicht aufpassen und er sei ohnehin ein nutzloser Dirnenspross - und ihm einen Satz verdienter Schellen androhen ließ. Die Situation eskalierte (leider) nicht, das Spektakel zweier sich auf offener Straße lustig keilender und unflätig beschimpfender dreikäsehoher Mototaxisten bleibt uns unglücklicherweise verwehrt, stattdessen stiegen wir in das winzige und fragil wirkende Gefährt, in dem wir, jetzt da der Fahrer wußte, wohin es gehen sollte, durch den Punoer-Verkehr flitzten, waghalsige Abbiege- und noch waghalsigere und an der Grenze zur Lebensbedrohlichkeit rangierende, allerletztaugenblickliche Bremsmaneuver selbstverständlich inbegriffen.

Zum Dinné gelüstete es die Liebste auf einmal nach einer peruanischen Fastfood-Variante, den „Salchipapas“, Pommes mit klein geschnittenen Würstchen, dazu eine ganze Batterie verschiedener Saucen und Tunken. Und so suchten und fanden wir eine Bude, die uns dergleichen kredenzte und legten uns danach zufrieden zur Ruhe.

 

Von Puno nach Cusco

Um halb 7 wurden wir von einem José Luis und einem von ihm befohlenen Taxisten vom abermals erbärmlichen Frühstück im Hotel erlöst, die uns zum Busbahnhof kutschierten, wo ein großer, recht ordentlicher Touristenreisebus und der Reiseführer Daniel auf uns warteten. Pünktlich um 7 Uhr begannen wir darin unsere 10-stündige Fahrt nach Cusco, die durch mehrere Zwischenhalte an interessanten Orten unterbrochen wurde:

-          Pukara: dort gab es ein kleines Inka-Museum, darin eine Original Inka-Mumie saß

 

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-          La Raya: dort hielten wir nur ganz kurz, dieser beeindruckenden Kulisse halber

 

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-          Sicuani: dort spachtelten wir vom vorzüglichen Mittags- und noch vorzüglicheren Nachtischbuffet mit angenehmer Aussicht auf Wasserfälle im Vorder- und die Anden im Hintergrund

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-          Raqchi: dort begingen wir die äußerst interessanten Ruinen einer Inka-Lagerstätte und eines Inka-Tempels

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-          Andahuaylillas: wo wir eine der wichtigsten Kirchen des „barocco andino“ besichtigten, in der man, mißtrauisch beäugt von gleich mehreren Watchimen, keine Photos machen durfte. Das war mißlich, da das prachtvolle Innere der Kirche uns außerordentlich gut gefallen hat und sicher zum Schönsten gehört, was wir an Kircheninneren so kannten, erst recht in 3100 m Höhe (man kann sich das gute Stück aber zum Glück hier ansehen); so in etwa sah es aber aus:

 

Die lange Fahrt verging für mich dennoch sehr schnell, da wir fast die ganze Zeit durch spektakuläre Anden- und Hochebenenlandschaften mit Bergen, Feldern, endlosen Steppen, Flüssen und Grasland, auf dem wilde Llamas und Alpacas weideten, fuhren, das alles unter einem stahlblauen unendlichen Himmel. Ich kann mich an so etwas kaum sattsehen.

 

Cusco und das heilige Tal

Absolut faszinierend und unvergleichlich. Der Aussage unseres Reiseführerbuches, derzufolge es sich bei Cusco um die interessanteste Stadt Perus handle, ist vollumfänglich zuzustimmen! Doch der Reihe nach: Melina von der Reiseagentur und der Fahrer Romario holten uns, bei bereits einbrechender Dunkelheit (was in Peru pünktlich und ohne viel dämmernden Federlesens gegen 18 Uhr recht abrupt der Fall ist) endlich in Cusco angekommen, vom Bus ab und karrten uns im Schneckentempo durch gänzlich wahnwitzigen Verkehr zu unserem ziemlich originellen und auch annehmbaren Hotel, zu dessen unbestreitbaren Vorzügen gehört, daß dort Kiki, das hauseigene Baby-Alpaca wohnt, das das Hotel, nachdem dessen Mutter erfroren war, gerettet und ihm ein neues Zuhause gegeben hatte.

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Nun wohnt Kiki im unüberdachten Hotelfoyer in einem kleinen Häuschen und läuft tagsüber frei rum, wodurch allenthalben großes Frohlocken und Gestreichel ausgelöst wird. Kein Frohlocken löste allerdings das Bett aus, das wieder einmal hart war, hart wir der Knüppel von Räuber Hotzenplotz, das Brot sibirischer Kettensträflinge und das Los einer babylonischen Tempelhure. Dafür aber brachte uns jemand vorsorglich zwei Wärmflaschen für die Nacht, allerdings so lange vor der Nachtruhe, daß jene, als man sich diese anzutreten anschickte, bereits erkaltet waren. Nun…der gute Wille war da.

Wir nutzen den fortgeschrittenen Tag, um noch ein bißchen Cusco zu erkunden, insbesondere wollten wir die berühmte Plaza de Armas sehen und etwas essen. Wir strawanzten durch das bereits dunkle Cusco, wunderten uns über die unglaublich vielen Menschen die unterwegs waren und verstanden den Grund dafür, als wir an der Plaza ankamen: in Vorbereitung für das Ende Juni stattfindende Inti Raymi-Fest war die Plaza bereits zu einer Tanzarena umgerüstet, mit abgesperrten Bereichen für riesige Tanzgruppen und Umzüge und eigenen Zuschauertribünen. Die Tanzvorführen verschiedenster Gruppen in wilden bunten Trachten und Kostümen, natürlich mehrerer gleichzeitig, deren schon für sich genommen unschöne bis garstige Musiken auch alle gleichzeitig liefen, war bereits in vollem Gange und erzeugte eine affenartige Kakophonie.

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Lange hielt man das nicht aus, so flohen wir und suchten uns lieber noch ein Plätzchen zum Speisen. Am nächsten Morgen, nach etwas weniger deprimierendem Frühstück (es gab so eine Theke, wo man sich frische Mehlspeisen anfertigen lassen konnte, die, zusammen mit meinem stets mitgeführten Glas Nutellas, die Stimmung zu heben vermochten) holte uns die des Deutschen einigermaßen kundige Elisa ab, um, wieder gefahren von Romario, mit uns ein paar außerhalb Cuscos gelegene Inka-Stätten abzuklappern:

-          Saqsaywaman

-          Pukapukara

-          Tambomachay

-          d

Danach kehrten wir nach Cusco zurück und begingen noch den Inka-Sonnentempel, der irgendwie in einen spanischen Kolonialbau integriert wurde und die gewaltige Kathedrale von Cusco alles unter kundigen Erläuterungen Elisas. In der Kathedrale hing ebenfalls ein Bild vom letzten Abendmahl, wo J.-Man und Spießgesellen sich lecker Cuy genehmigen – folgerichtig und amüsant. Den Rest des Tages verbrachten wir mit unseren üblichen Tausende-Schritte-Märschen im Zentrum Cuscos, um einen rechten Eindruck von der Stadt zu bekommen:

Wir ließen die für Cusco berühmte Mischung aus Inka- und Kolonialerbe auf uns wirken; immer wieder sahen wir die berühmten Inkamauern, die zu von den Spaniern geschliffenen Sakralbauten o.ä. gehört hatten und dann von ihnen als Fundament für ihre eigenen Buden, gerne auch Kirchen, genutzt worden waren. Vor allem im Zentrum Cuscos steht eine Sehenswürdigkeit neben der nächsten und schnell war uns klar, daß wir in der Zeit, die wir hier haben würde, nur einen Bruchteil würden sehen können. Cusco gefiel uns aber so gut, daß wir uns vornahmen, zurückzukehren, mit mehr Zeit. Auch in Cusco, entfernt man sich etwas von Zentrum, gibt es aber die chaotischen Schmuddelstraßen, mit schmalen, von Verkäufern verstopften Bürgersteigen, Verkehrschaos, Geschrei und Gelärme:

 

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Abends kehrten wir schließlich noch in einer absolute Ranzbude ein, wo es aber die uns versprochenen großen Portionen, „der Peruaner ißt gerne viel“, gab.

Am zweiten ganzen Tag, den wir in Cusco verbrachten, ging es um 9 Uhr, abermals privat geführt von Elisa, ins heilige Tal, wo wir vier Ziele in Folge besuchten:

-          Ollantaytambo

 

-          Moray

 

 

-          Salzterrassen von Maras

 

-          Chinchero

 

Nach diesem prallgefüllten Tag auf den Spuren der Inka erkundeten wir Cusco noch weiter zu Fuß, stiegen hoch bis zu einem charmant-chaotischen (vs. Ranzig-chaotischen) Künstlerviertel beschlossen wir unseren Cusco-Trip mit einem Abendessen in einer Pollería, wo ich endlich leckeres „Pollo Broaster“ bekam.

Ich habe auf unserem Trip durch den Süden natürlich sehr viel von/über den/die Inkas gesehen, gehört und gelernt und bin spätestens jetzt rechtschaffen beeindruckt von dieser untergegangenen Zivilisation und ihren, v.a. architektonischen Errungenschaften, der Größe ihres ehemaligen Reiches und offenbar ihren Visionen und gewaltigen Schaffenskraft. Besonders die berühmten Inka-Mauern mit ihren perfekt passenden aber keinesfalls ebenmäßigen Steinen und ihrer 14°-Neigung, die sie, im Gegensatz zu den Kolonialbauten der Spanier, sehr erdbebenresistent machen, versetzten mich immer wieder in Staunen.

Übrigens: so ganz untergegangen sind die Inkas ja gar nicht; ihre Errungen- und Hinterlassenschaften finden sich nicht nur an vielen Orten in Form von Ruinen bzw. gut restaurierten Sehenswürdigkeiten, darunter natürlich und vor allem „Machi Picchu“, sondern sind zurecht fester Bestandteil des peruanischen Nationalstolzes und -bewußtseins, ihre Sprache, „Quechua“ wird auch heute noch von vielen, von manchen als einziges gesprochen und das indigene Erbe Perus blickt einem auch heute noch aus dem Großteil aller peruanischen Gesichter, z.T. noch unverändert und zum Glück in Spuren auch aus dem meiner Liebsten, entgegen.

 

Am letzten Morgen in Cusco gabelte uns ein netter Taxist auf, der uns zum lustig kleinen Flughafen in Cusco expedierte, wo wir ohne größere Probleme den Rückflug nach Lima antraten.

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