Was für ein bizarrer Trip. Alles hier ist merkwürdig, von
der Anreise über die Stadt bis hin zur Tier- und Pflanzenwelt – einfach alles,
einfach alles, einfach alles (UND Hugh Jackman!). Aber ich will von vorne
anfangen. Der geneigte Leser weiß eventuell um meine Flugangst, daher darf
zurecht angenommen werden, daß ich dem Herrn des Hauses ein klein wenig auf die
Nerven gegangen bin in den Minuten (vielleicht auch Stunden) vor dem
22stündigen Flugabenteuer, auf das wir uns begaben. Um dem Panik-Overload
Einhalt zu gebieten, warf ich mir gute alte Beruhigungstabletten ein, die genau
_nichts_ halfen vor dem ersten Start: von Frankfurt nach Dubai sollte es gehen,
sechs Stunden lang. Ich mochte das Flugzeug irgendwie; Emirates sind dann doch
eine andere Kategorie als Germanwings und Co. Flugzeugessen bleibt
Flugzeugessen, ja, aber das Personal war sehr freundlich, das
Unterhaltungsprogramm wäre super gewesen (wären nicht unsere Bildschirme kaputt
gewesen) und als es Nacht wurde, leuchteten sternartig angeordnete Lämpchen an
der Kabinendecke auf (für mich das persönliche Highlight). Nun denn, später
setzte die Beruhigungs- und Schlafwirkung dann doch ein und in Dubai waren
Monsieur und ich dann doch ziemlich zombiemäßig drauf (bis man mir sagte, daß
mit meinem Visum etwas nicht stimme, weil im Reisebüro ein Tippfehler gemacht
wurde. Klärte sich aber schnell auf). Dubais Flughafen ist eine andere Welt.
Lohnt sich aber eher für gut betuchte Zeitgenossen, worauf man auch gern mit
Rolex-Wanduhren aufmerksam macht…
Zum Vergrößern klicken |
Weiter nach Sydney: Ich schlief bereits während des zweiten
Starts ein (!) und schlief, immer wieder unterbrochen, ein paar Stunden lang.
Das Beruhigungsmittel verlieh mir eine solche Trägheit und Gleichmut, daß mich
auch die Turbulenzen nicht störten und nach weiteren 13 Stunden landeten wir
sicher und halbtot in Sydney. Der ganze Spaß war eine Tortur für unsere
zirkadianen Rhythmen: am Dienstag waren wir um 9 Uhr aufgestanden und den
ganzen Tag wach geblieben; der Flug ging abends um 22.30 Uhr und dauerte bis 6
Uhr (Ortszeit Dubai), wobei es in Deutschland 4 Uhr war. Ein Nachtflug also;
unsere Nacht dauerte 6 Stunden, da in den UAE bereits die Sonne aufging.
Danach: ca. 6 Stunden Helligkeit, gefolgt von 7 weiteren Nachtstunden, da der
Flug nach Osten ging. Als wir schließlich ankamen, war es in Sydney 5 Uhr (und
in Deutschland 21 Uhr). Tja, innere Uhr, das war’s dann wohl…
Ein 2,5-Stunden-Schläfchen im simplen, aber netten Hotel
später machten wir uns tapfer daran, die Stadt zu erkunden. Unsere Bleibe lag
sehr zentral und so konnten wir einfach zu Fuß losziehen, um zunächst den
Sydney Tower zu besteigen. In 289m Höhe gewinnt man einen guten Eindruck von
dieser faszinierenden und sich jeder weiteren Ein-Wort-Beschreibung entziehenden Stadt.
Weiter ging es durch das Queen Victoria Building, ein in ein
altertümliches Gebäude gestopftes Einkaufszentrum, nach Chinatown. Nicht so
beeindruckend wie anderswo, aber immerhin konnten wir eine Pagode und einen
Chinesischen „Freundschaftsgarten“ entdecken; das sah dann so aus:
Zum Schluß führte uns der Touristenguide zum wunderschönen
Darling Harbour, einem der Häfen von Sydney. Die Stadt begrüßte uns an diesem
Tag mit feinstem Wetter, Leuchtturm und Kriegsschiffen. Besser geht’s ja wohl
fast nicht.
Nach der anschließenden Pizzaverspeisung wurde sich in die
Poofe begeben, wo es ungefähr eine Sekunde dauerte, bis der Schlaf mich hatte…
Tag zwei wartete mit Cuteness Overload auf! Nachdem die
Nacht und ich vom Jetlag zerfressen wurden und auch das Hotelfrühstück eher
bescheiden ausgefallen war, brauchte ich dringend einen hervorragenden
Programmpunkt, um wieder zu Kräften zu kommen. Ein Glück, daß wir am vorigen
Tag Eintrittskarten für den Zoo („Sydney Wild Life“) und das Aquarium („Sydney
Sea Life“) erstanden hatten. Auf, auf!
Ach ja, noch ein Wort zur Verlässlichkeit des australischen
Wetterberichts:
Angefangen haben wir im Zoo. Ich kann stolz verkünden, daß
es neue Bewohner auf meiner „Putzige Tiere, die ich unbedingt haben will“-Liste
gibt. Bitte heißen Sie recht herzlich willkommen… den WOMBAT!
Auch Freund Känguru ging mit mir fast auf Tuchfühlung. Den
Krokofreund kann man in Cornelius’ Beitrag sicher noch bewundern; ich will hier
noch zwei andere Kollegen zeigen, nämlich Herrn Koala und eine aufgebrachte
Möwe:
Nach so viel Landtieraction mußte eine kleine Tüte Chips
verzehrt und dann das Sea Life bestaunt werden. Dieses Aquarium hat ein
interessantes Konzept: zu allererst wird das bizarre Schnabeltier 'rausgehauen,
dann kommen erstmal nur langweilige Minifischchen, die eigentlich keiner sehen
will, außer man hat im Chinarestaurant Langeweile. Aber daaaannnnnnn… Seekühe,
Quallen, Sägefische, Haie, Rochen, Seepferdchen, Seedrachen, mal in großen
Becken, mal um begehbare Unterwassertunnel herumschwimmend. Sehr beeindruckend,
vor allem das Great Barrier Reef-Becken, mit dem man bis ganz zum Schluß
wartete und das uns beide gleichermaßen faszinierte.
Nach diesen tollen Erlebnissen machten wir uns in den
Abendstunden auf den Weg zur Oper, die, wie erwartet, einfach schön war und in
den letzten Strahlen der Abendsonne badete, als wir sie besuchten und
abzulichten trachteten – die Bilder hat der Herr Doktor. Dafür hab ich hier
eines, das zeigt, wie sich der Australier gemeinhin so die Zeit vertreibt:
Tag drei begann mit den üblichen Jetlag-Nachwirkungen,
dennoch war ich deutlich fitter als die Tage zuvor. Für diesen Tag hatten wir
uns die Reise nach Manly vorgenommen, einem Stadtteil von Sydney, der mit einer
halbstündigen Fährenfahrt zu erreichen und das Surferparadies der Stadt ist. In
der Tat ist es dort so lächerlich schön und idyllisch, daß wir am liebsten dort
geblieben wären. Ein lockerer und fast jedem Klischee entsprechender Strandort
mit tollen Stränden, vielen Surfern und einem atemberaubenden Nationalpark im
„Hinterland“, der an den derben landschaftlichen Charme der Côte d’Azur
erinnert. Dort irrten, äh, wanderten wir umher und das hörte sich etwa so an:
„Wo sind wir jetzt?“
„Hol’ doch mal die Karte raus!“
„Hm, Moment… ich glaube hier…“
„Und da hätten wir doch abbiegen müßen, oder? Ich glaube,
wir sind falsch!“
„Nein, da vorne erst - schau, ich halte die Karte doch
andersrum!“
„Aber ich dachte, das machst Du immer.“
„Nein!“
„Also, was jetzt?“
„Keine Ahnung, da lang?“
„Versuchen wir’s…“
Nachdem wir diesen Dialog ungefähr dreizehn mal geführt
hatten, kamen wir dann doch wieder am Fährenhafen an. Hier ein paar
Impressionen:
Ein weiterer Wintertag in Sydney. Was will man machen, |
Der Tag endete mit einem Ausflug zur Harbour Bridge und
einer Tour durch The Rocks, einem nördlich gelegen Viertel, das vor Bars und
kleinen Kunsthandwerksläden strotzt und sehr charmant ist. Gespeist haben wir
in den letzten drei Tagen übrigens typisch australisch: es gab Pizza (vom
Italiener), Pizza (von Pizza Hut) und Pizza (von Pizza Hut).
Fazit: Sydney ist eine großartige Stadt, in die wir uns
beide verliebt haben. Es ist schwer, in wenigen Sätzen zu beschreiben, was
einen an dieser Metropole so fesselt, zumal wir nur einige erste Eindrücke
sammeln konnten, aber ich will es dennoch versuchen: Sydney hat die Elemente
einer amerikanischen Großstadt, nur ohne die Anonymität: viele riesige
Hochhäuser mit blauglänzenden Glas- und Stahlfronten, dazwischen aber immer
wieder verloren und eingequetscht wirkende Kirchen oder Sandsteinhäuser im
viktorianischen oder Wild-West-Stil. Die Menschen sind unfassbar (und ich meine
unfassbar) freundlich, die Stadt ist sauber und die Asi-Dichte ist erstaunlich
gering. Dann biegt man in die nächste Straße und findet sich inmitten
ältlicher, charmanter Bauten, die weder viktorianisch anmuten, noch das
Großstadt-Flair ausstrahlen, zwischendrin mediterran wirkende Gässchen und
San-Franciscoeske Steilhänge. Überall Pubs und Gaststätten mit freundlichen
Menschen. Und dann sind da natürlich die Häfen, die nachts zum Lichtermeer
werden und tagsüber viele Menschen anziehen. Fährt man dann nach Manly,
befindet man sich in einer völlig anderen Welt: ein heller, freundlicher und
relaxter Badeort mit lächerlich schönen Stränden und Buchten, Vororten mit
weißen Lattenzäunen und Kinderspielplätzen und… naja… einem Aldi. Alles in
allem würde ich am liebsten dort bleiben; diese Stadt ist so faszinierend
anders und vielseitig – so etwas habe ich noch nie erlebt.
Und ich bin froh, mit dem tollsten Menschen der Welt hier sein zu können.
Zum Schluß noch ein Bild von mir mit Krokodil.