Und Seoul schläft nicht: die ganze Nacht auch unter der Woche ist was los; viele Läden haben rund um die Uhr geöffnet und es gibt eine solche Vielzahl gleichartiger und ähnlicher Läden (und hier ist der Einfluß westlicher Ketten sehr deutlich zu merken), daß ich keine Ahnung habe, wie die sich alle halten können.
In Seoul scheint einfach alles riesig zu sein: allein die Metrostationen sind zum Teil so gewaltig groß, daß das Umsteigen in eine andere Linie länger dauert, als in anderen Städten gleich zu Fuß dahin zu gehen, wo man hin will. Ich berichte im Folgenden über ein paar der Sehenswürdigkeiten, die ich besucht habe:
Erstmal 'nen Überblick verschaffen - Der N-Seoul-Tower
Zum Seouler-Fernsehturm, dem "N-Seoul-Tower", der seinerseits auf einem Berg steht und daher besonders hoch herausragt, zu gelangen ist aufwendig. Man muß mindestens 50 Minuten Metro fahren und dann mit einem Shuttlebus auf den Berg hoch (wenn man, wie ich mit meiner Zyste im Zeh, keine Lust zu laufen hat). Bereits vom Berg am Fuß des Turms bietet sich einem ein beeindruckender Anblick auf die Riesenstadt:
Wenn man dann aber mit dem Turboaufzug, unterhalten durch folgende Animation:
ganz nach oben gefahren ist, haut's einen um. Seoul überwältigt durch seine Größe!
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BÄM! |
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weit weg von daheim |
Der Gyeonbokgung-Palast
Es gibt eine ganze Reihe von Palästen in Seoul, die wohl zum Teil noch aus der Joseon-Zeit herrühren, ich habe aber nur den größten und bekanntesten besucht, genannt „Gyeonbokgung“, dessen gewaltiges Tor „Gwanghwamun“ eines der Wahrzeichen Seouls ist.
Fertiggestellt wurde er im 14. Jhdt., er ist aber im Laufe der Geschichte mehrmals (fast vollständig) zerstört und wieder aufgebaut worden.
Zufällig fand genau zu meiner Besuchszeit auch der Wachwechsel statt, was, egal in welcher Stadt auf der Welt man ist, immer ein alberner Mummenschanz ist, so auch hier.
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ulkige Onkels in Karnevalsklamotten und Federn auf'm Hut tun alberne Dinge |
Ehrlich gesagt fand ich es nicht so arg spannend. Das ganze ist ein großes, staubiges Gelände, auf dem eine Reihe von ziemlich ähnlich aussehenden „typisch ostasiatischen“ Buden stehen, die, klar, prunkvoll und architektonisch interessant ungewohnt sind, aber abendfüllend war das ganze sicher nicht.
Das koreanische Nationalmuseum
Der Gigantismus als charakteristisches Seouler Konzept setzt sich auch hier fort, denn das Ding ist riesig. Schon die Eingangshalle erschlägt einen:
Von dieser geht ein endlos langer Gang ab, von dem rechts und links die Ausstellungsräume abgehen und das ganze gibt es dann über drei Stockwerke. Das Ganze war, wie viele Orte in Seoul, in Topzustand, supersauber, hochglanzpoliert aber auch etwas steril. Man müßte Tage aufwenden, um wirklich alles sehen zu können, denn geboten werden Exponate aus der koreanischen Früh-, Kunst- und Religionsgeschichte beginnend mit Funden aus der Frühzeit.
Alles sehr ansprechend und ästhetisch in großzügigen Räumen in Szene gesetzt und stimmungsvoll beleuchtet.
Der Bongeun-sa-Tempel
Vom Tagungsort aus mußte man wirklich nur einmal über die Straße, um diesen buddhistischen Tempel zu erreichen, der auf seinem kleinen Hügelchen mittem im chicen Gangnam und umgeben von blitzendem Chrom, Glas und Hochhäusern einen sehr interessanten Kontrast darstellt.
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also, die Swastiken sind doch immer wieder verstörend |
Das Ding ist uralt und wurde in seiner ursprünglichen Form bereits im 1 Jhdt. u.Z. gegründet, seitdem aber oft umgebaut und –gestaltet. Man betritt die Anlage durch Jinyeomun, das „Tor der Wahrheit“,
das von vier Wächtern bewacht wird. Hier sind zwei von ihnen:
Einen großen Buddha zur Anbetung gab's natürlich auch:
Und er hatte da eben auch seine Bude zu stehen
und einen Platz mit unzähligen Gebetslampions, an die die Leute ihre Gebete ranpappen können. In jedem einzelnen steckt eine Glühbirne und ich finde es schade, daß ich das nicht mal nachts gesehen habe:
Lotte-World
So nenne ich mal diesen Teil von Gangnam, wo zu Füßen des im Jahr 2017 fünfthöchsten Gebäudes der Welt, dem 555 m hohen „Lotte Tower“ ein Vergnügungspark, ein riesiges, 10- stöckiges Nobelkaufhaus, „Lotte Department Store“, und eine ebenso riesige Mall, halb nobel, halb normal, die „Lotte World Mall“
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Mall vor Turm |
da drin gab es auch ein Kino, vor dessen Klo die Teenage Mutant Ninja Turtels standen. See:
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v.l.n.r.: Donatello, ich |
Und durch die Mall kam man auch zur Seoul Concert Hall
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heute: Ente mit einer Concert Hall |
aber da der Koreaner meinte, nur dafür, da mal hochfahren zu dürfen, ca. 20 € aufrufen zu müssen, verzichtete ich, der ich ja Seoul bereits vom N-Tower von oben gesehen hatte, dankend.
Miscellani
Joah und dann bin ich noch hier und da so ein bißchen rumgelaufen. Z.B. im Expat-Viertel Itaewon, wo es entspannt und ziemlich international zugeht (in der Nähe ist so eine Ami-Basis und das Kriegsdenkmal habe ich mir mal geschenkt). Vor allem aber gab es da einen
Endlich! Da wollte ich immer schonmal was essen, aber in Deutschland gibt es das ja leider nicht, wir haben ja bloß so'n Kack wie Subway. Habe mir Burrito und Taco gegönnt und sage
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s'lecker. Brauchen wir in D auch. |
Außerdem war ich in Dongdaemun, wo es ein, äh, anstrengendes "Design Plaza" gibt
und davor eine Wiese mit künstlichen Blumen, die LED-Lampen enthalten und die ich ebenfalls sehr gerne mal im Dunkeln sehen würde
Seoul ist übrigens nicht überall shiny-blingbling-chic, es gibt auch etwas "realere" Ecken, zum Beispiel in Hongdae, wo es auch sehr viele Studenten gibt. Dort ging ich durch eine Passage, die offenbar ausschließlich Einheimischen zum Erwerb von ausschließlich Schuhen dient:
Naja und davon gehen dann auch so kleine Schangelgässchen ab, an deren Ende rauchende Oppas sitzen
Und das hier war mein Abschiedsbild aus dem Bus zum Flughafen:
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jagbyeol insa, Seoul! |
Fazit
Trotz des Gefühls permanenter Überforderung durch die Überfülle des Angebots, es Seoul eine tolle, faszinierende Stadt, modern, sauber, weltoffen und trotz seiner enormen Größe irgendwie entspannt, in der es unbeschreiblich viel zu entdecken, zu probieren, zu essen, zu sehen und zu tun gibt und der ich durch meine kurze Zeit hier nicht annähernd gerecht werden konnte. Da muß man wohl nochmal hin.
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