Vierter Tag
Kaiserwetter schon beim Aufwachen? Ditt lob ick mir, wa? Beste Voraussetzungen, um meine seoraksanbezogenen Wandervorhaben in die Tat umzusetzen. Für heute hatte ich mir vorgenommen, erst den Heundeulbawi-Felsen zu besuchen und von dort auf den Gipfel des
Ulsanbawi (knapp 900 Höhenmmeter wären zu überwinden) zu kraxeln und anschließend noch den Biryong-Wasserfall zu sehen und von dort noch zum Towangseong-Wasserfall-Beobachtungsposten hochzusteigen. Wie sich zeigen sollte, ein durchaus ambitioniertes Programm!
Gleich nach dem üblichen self-made-Frühstück ging's los - draußen war es schon ordentlich warm und da die Klimaanlage im Bus im Rektum war, war ich schon leicht angeschwitzt, als ich im Park ankam. Ich erwarb weiserweise noch ein Zweitpülleken Wassers und machte mich dann unverzüglich an den Anstieg zum Felsen. Zunächst ging es durch einen angenehm schattigen Wald entlang eines charmanten Bächlein. Es war zunächst nur ein seichter Anstieg und kein schwieriger Untergrund und doch fühlte ich mich irgendwie unfit, vielleicht wegen der ca. 36°C in der Sonne, wodurch es auch im Schatten lecker warm war.
Ich kam an einem kleinen eher schäbigen Tempelchen mitten im Wald vorbei, in dessen Hof neben den auf der Wäscheleine trocknenden Plünnen ein Mönch hockte und? Betete? Sang? Nix da, er daddelte, wie ca. 98% aller Koreaner die ganze Zeit auf seinem Mobiltelephon. Buddha hatte Pause. Und Pause machte auch ich, nachdem ich mir durch das wegrollen eines Kiesels ein nettes Rastplätzchen geschaffen hatte:
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man muß ihn sich als einen glücklichen Menschen vorstellen :'-( |
Nach einer Weile, der Anstieg war schon deutlicher geworden und zwischenzeitlich kam mir noch ein West-Tourist, natürlich ein Düsseldorfer, mit freiem Oberkörper entgegen (die Koreaner mochten's offensichtlich nicht), erreichte ich einen weiteren Tempel, wo es auch Wasser und eben den berühmten Heundeulbawi-Felsen zu bewundern gab:
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Aufgang zum Schrein in einer Höhle, auf dem Felsen daneben kleine Steinbuddhas |
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der "Wackelfelsen", davor antikes Reliefgraffiti, dahinter der Tempel. Man kann das Ding tatsächlich mit etwas Kraft zum Wackeln bringen, aber umkippen is' nicht, habe es versucht :) |
Für viele endete die Wanderung hier, denn sie traten nach dem Photo mit dem Felsen den Rückweg an. Warum, verstand ich, als ich den Weg zum Gipfel einschlug. Das war scheißenanstrengend und ich habe nicht nicht geölt! 600 m supersteil über Felsbrocken und Steine nach oben, die letzten ~100 m auf einer nicht enden wollenden Treppe an der Felswand
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da mußte ich noch rauf |
Was mich echt erstaunt und beeindruckt hat: da waren richtig alte Leute unterwegs. Unfassbar, wie fit die koreanischen Senioren sind! Eine ganze Reihe von denen sind da allen Ernstes hochgestiegen. Ok, die sind sicher die Temperaturen besser gewohnt und auch sehr gemächlich gegangen aber trotzdem: deutsche Senioren in diesem Alter würden es nichtmal zum Tempel mit dem Felsen schaffen, geschweige denn bis zu dem Gipfel. War jedenfalls 'ne fiese Plackerei bis da hoch, doch es hat sich sowas von gelohnt, ich konnte mich am Anblick kaum sattsehen:
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ist es hier so kalt oder bin das ich? |
Oben traf ich dann auch ein paar Westler: einen aus Bochum, eine aus Kanada und einen aus...Tralien ;-) (Der Bochumer half mir, das mit den Rentnern zu verstehen: in Korea sind die Alten wohl richtig sport- und bewegungsbegeistert und in Seoul, wo er schon war, seien die den ganzen Tag draußen und an so öffentlichen Fitnessgeräten zugange). Bei 'nem kleinen Päuschen gesellte sich dieses kleine Kerlchen dazu
dem ich mit einem Stückchen Banane sichtlich eine Freude machen konnte :-).
Aber et half ja nix: wir mußten wieder runter, ich wollte ja an dem Tag noch den Wasserfall sehen, auch wenn bei dem Gedanken meine Knie nur so mittelbegeistert waren. Der Abstieg ging schneller und war weniger schweißtreibend aber dennoch anstrengend und eine echte Herausforderung für die Gelenke und die Trittsicherheit. Am späten Mittag waren wir wieder am Ausgangspunkt und ich stärkte mich mit einmal ...äh... Koreanisch:
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das oben links ist wohl "Kimchi", das oben rechts ist kein Schinken sondern so ne Art Kohl, die Flüssigkeit war glaube ich Rinderspucke, in die einer reingefurzt hatte (so schmeckte sie jedenfalls) und das unten links war sehr lecker |
Der Weg zum Wasserfall führte erstmal, wie gewöhnlich, an einem murmelnden Bächlein entlang, das mit Anstieg und höherem Anspruch des Weges über Steine, etwas lebhafter wurde und zu einer Fußbadpause einlud:
Auch dieser Weg war nicht ganz einfach und mit den 900 Höhenmetern in den Beinen war das kein Klacks. Irgendwann ging es über eine Hängebrücke
und dann war es auch schon nicht mehr weit zum 16m hohen Biryong-Wasserfall, der übersetzt etwa "Fliegender Drachen"-Wasserfall heißt: einer Sage zufolge wurde eine junge Frau einem Drachen, der im Wasserfall lebte, geopfert, damit dieser sich in den Himmel erhöbe und eine verheerende Dürre abwende. Was auch immer der Koreaner geraucht hat...

Zugegeben, nicht so der Klopper das Ding, ganz nett ja und schön gelegen aber nicht sensationell. Ich fragte mich daher, ob ich wirklich noch auf diese Beobachtungsplattform steigen sollte, von der ich annahm, daß man von ihr aus den Wasserfall besser/von oben würde sehen können. Wenn ich schon hier bin, dachte ich und ging zum Aufstieg, wo ein Schild was von 400 m sagte. Und zwar fast senkrecht nach oben über ca. 1000 Treppenstufen! Meine Knie und Oberschenkelmuskeln erkundigten sich mittels kleiner Anfrage, ob ich sie eigentlich verarschen wolle, doch es gab keine Gnade. Mit brennenden Beinen ging es 400 m in die Höhe. Und, Junge, hat sich das gelohnt, das war jede Treppenstufe wert! Was ich da oben fand, war überwältigend und ich bin bestimmt 30 Minuten staunend und innerlich jubelnd da oben gesessen:


Die Bilder geben leider nur völlig unzureichend die Schönheit dieses Anblicks wieder: Hoch über dieser wunderbaren, sonnenüberfluteten Landschaft in Sichtweite der golden beschienenen Gipfel und mit atemberaubenden Blick auf das silberne Band eines Wasserfalls, der sich weit in der Ferne die Flanke eines Bergs hinabstürzt. Unvergesslich!
Beschwingt und bereichert eierte ich die 1000 Stufen wieder runter und den Weg vom Wasserfall und durch die Felsenlandschaften zurück zum Ausgang, wo ich mit der untergehenden Sonne und malträtierten Gehwerkzeugen den Park bester Dinge verließ und mich schon auf den dritten Besuch freute.
Fünfter Tag
Wieder Bombenwetter! Alles klar: Frühstück rein, Corn raus und in Bus
Richtung Seoraksan. Ich wollte heute noch die Biseondae-Felsen sehen und zur
Geumganggul-Höhle hochsteigen. Auf die Idee, an einem Samstag bei tollem Wetter
ihren beliebtesten Nationalpark aufzusuchen waren aber wohl auch…alle anderen
Koreaner gekommen, so daß ich meinen ersten Stau in Korea erlebte, woraufhin
die Fahrt doppelt so lange dauerte wie gewöhnlich. Egal, ich hatte ja das
grandiose
neue
Album von Der Weg einer Freiheit „Finisterre“, das am Tag zuvor endlich
erschienen war. Irgendwann kamen wir an und ich marschierte gleich los. Wieder
war da diese Erscheinung, daß ich mich irgendwie platt und unfit fühlte, obwohl
ich nur 3 km über einen schönen, leicht zu gehenden Waldweg entlang eines
hübschen Gebirgsbachs mit kristallklarem Wasser lief (worin ich abermals ein
Fußbad nahm). Bald jedoch begann der Weg anzusteigen und wieder steinig und
schwieriger zu werden, es ging weiter entlang des Flusses durch ein
sonnendurchflutetes Tal,
über einige Brücken bis zum Fuß der beeindruckenden
Biseondae-Felsen (heißt soviel wie Felsen der fliegenden Feen):
Man beachte auch folgende Zoomaufnahme des rechten der beiden Zinken
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der Typ war ganz oben auf dem Felsen! |
Als ich dort ankam, war ich durchgeschwitzt und hatte schon mehr als die
Hälfte meines Wassers verbraucht, es war Mittag, die Sonne ballerte und es
waren mindestens 35°C. Gut, dachte ich, dann noch eben schnell zur Höhle hoch. Man
sollte sich im Seoraksan diese „eben schnell“-Gedanken abgewöhnen, denn der
Aufstieg zur Höhle, die in die nackte Felswand gekloppt worden war, betrug 600
m! Und wieder ging es über Stein und Geröll, Stock und Stein steil bergauf.
Laut Wanderkarte war dieser Abschnitt eine „schwarze Piste“ „for the advanced
only“. Kommt hin. Ich schnaufte und schwitzte beim Anstieg und fand es enorm
anstrengend. Wenigstens waren diesmal weniger Rentner unterwegs. Von einer
Zwischenstation aus boten sich bereits phantastische Ausblicke.
Um eine Idee für die Höhe zu bekommen: die Kletterer, die ich eben von ganz
unten gesehen hatte, konnte ich inzwischen von etwas oberhalb betrachten!
Als ich dann, schon ziemlich geschafft, den Blick hob und das endgültige Ziel
des Aufstiegs gewärtigte,
meldeten sich sofort Knie und Oberschenkel und signalisierten: „Alter, nein!
Tu uns das nicht an!“. Als ob ich jetzt umdrehen würde! Also rauf da. Wieder
ging es Hunderte Stufen hoch, die letzten Meter auf einer uralten Steintreppe,
bei der die Stufen natürlich lustig wechselnde Höhen hatten, teilweise ca.
50-60 cm, so daß man die Beine richtig martern und zugleich extrem aufpassen
mußte, keinen falschen Schritt zu machen, sonst wär’s abwärts gegangen.
Hoffentlich ist die Höhle das hier wert, dachte ich. Ums kurz zu sagen: war sie
nicht.
Es war eher ein Verschlag, ca. 20 qm, der vor allem als buddhistischer
Schrein diente und tatsächlich saß da ein Mönch, trommelte und sang,
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der hatte zwei der vier "Stimmen Buddhas" dabei: eine Glocke und so eine Art Holzfisch, auf den er draufkloppt, als Percussionsinstrument |
das arme Schwein muß hier wahrscheinlich jeden einzelnen Tag hochkraxeln!
Jedenfalls bleibste da in Form, während die paar armen Irren, die sich in der prallen Sonne da hochgequält
hatten, ausruhten (wenigstens war es drinnen angenehm kühl) und ihre
Wasservorräte mit an den Wänden runterlaufendem, trinkbarem Bergwasser auffüllten.
Einige stiegen noch ein kleines Stück in die kleine Betkaverne hoch und warfen
sich, Unverständliches brabbelnd, dem dort wohnenden Buddha zu Füßen und
schenkten im Reis (glaube ich). Ich saß still da, genoß den Ausblick
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wenigstens der Ausblick war zum Schrein ;-) |
und den
meditativen Gesang des Mönchs und ärgerte mich nicht, dort hochgestiegen zu
sein.
Der Mönch ist übrigens nicht der einzige, der hier wohnt:
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Buddy, das buddhistische Tempelhörnchen |
Beim Abstieg passierte etwas merkwürdiges: ich ging vorsichtig und eher
betulich die steile Strecke über die Steinbrocken abwärts, als ich hinter mir sich
nährende Schritte gewahrte, die deutlich schneller waren, als die meinen. Ich
blickte mich um, erwartete irgendsoeinen Fitneß-Angeberkoreaner und sah mit
Entsetzen, daß da statt dessen eine Großmutter mit albernem Hut, dahinter ihr nicht
minder betagter Gatte, mich zu überholen ansetzten! Nie! Im! Leben! sagte ich
mir und erhöhte mein Tempo, um diese Schmach zu verhindern, wodurch aus dem
gemächlichen Abstieg ein halsbrecherisches, haarsträubendes und kniefolterndes
Bergabrennen wurde, die beiden Gerontengemsen mir ständig am Hacken klebend,
bei dem ein falscher Schritt mein letzter gewesen wäre.
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da ging's runter |
Aber ich habe es
durchgehalten und konnte diese beiden lächerlich fitten Alten abhängen, als sie
schließlich eine Pause einlegten. Dampfend, adrenalinpumpend und mit brüllenden
Knien und Oberschenkeln kam ich wieder am Fuße der Zwillingsfelsen an und mußte
über mich selber lachen. Wenigstens war es so ziemlich schnell gegangen :D
Der Rückweg zum Ausgang zog sich dann doch ’ne Weile, die Beine hatten den
gestrigen Tag keineswegs vergessen und waren gerade erneut erbarmungslos in die
Pflicht genommen worden, so spazierte ich gemächlichsten Tempos zurück. Ein
redseliger und des Englischen in vergleichsweise respektablem Maße kundiger
Altkoreaner, der, wie er mir erzählte, (natürlich!) gerade von einer
mehrstündigen Bergtour komme, erläuterte mir ungefragt einige Details zu den
Reliefschriftzeichen auf dem Boden vor den Biseondae-Felsen,
600 Jahre seien die schon alt und etwas ganz Besonderes, was sie bedeuten,
verschwieg er
zeigte auf die Kletterer in luftiger Höhe über uns und fragte, warum ich
nicht auch dort klettern wolle. Auf meine Auskunft, daß ich nicht die nötige
Ausrüstung dabei hätte, hier eh keinen kenne und Klettern nur so mittelspannend
finde, lachte er sich kaputt, als seien dies absurd unzureichende Gründe,
winkte seinen Neffen (?), einen drahtigen, freundlich aussehenden Jungspund,
heran und stellte ihn mir als „this one here, he’s very good“ vor. Gut zu
wissen, nehme ich an? Der Jüngling nickte verlegen, lächelte und ließ uns
stehen. Anschließend wollte der Alte noch Details zu meiner Kamera wissen und
ob ich Photograph sei (die wenigsten Koreaner haben noch richtige Kameras, fast
alle fertigen ihre Aufnahmen nurmehr vermittels ihrer Smarttelephone), er habe
nämlich selbst auch eine Nikon und finde dies eine nachvollziehbare Wahl. Als
er und seine Gruppe schließlich rasten wollten, wünschten wir einander noch
einen „nice trip“ und ich legte das letzte Stück zum Ausgang allein zurück.
Dort füllte ich einer netten Dame vom Park einen Fragebogen aus und machte mit
etwas Wehmut noch ein Abschiedsbild mit dem Symboltier dieses grandiosen
Nationalparks,
von dem ich nicht weiß, ob ich ihn wiedersehen werde, dessen
Besuch ich aber jedem, der auch nur in die Nähe Koreas kommt, dringend
empfehlen muß.
Daheim schmiß ich das Klimamopped an und die geschundenen Füße/Beine auf
einen Hocker und ruhte aus. Abends wollte ich noch ’was Anständiges essen und
fuhr zu diesem Behufe mit dem Bus nach Sokcho rein, um, einer Empfehlung
folgend, ein kleines Restaurant aufzusuchen und dort gegrillte Garnelen zu verzehren.
Das war echt seltsam und an dieser kleinen, eher schäbigen und offenbar vor
allem von Einheimischen frequentierten Klitsche
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ja, mit Einmalfolie auf den Tischen, nackten Glühbirnen an der Decke und ne laminierte Speisekarte anne Wand jenagelt |
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ja, mit Glotze inne Ecke, Plastikstühlen, Papiertuchspender und Ventilatoren mitten in der Bude |
stellte sich noch mal der Kontrast dar, den ich schon zuvor in Sokcho und
meiner Pension wahrgenommen hatte: Eigentlich hat Korea eine gute Infrastruktur
mit mobilem Internet auch auf dem letzten Berggipfel und fast alles
funktioniert reibungslos. Dennoch gibt es immer wieder mitten in der Stadt
direkt neben Hochglanzkaffeeläden und Modekettenfilialen diese unbeschreiblich
unordentlichen und immer irgendwie fettig, knüsselig und improvisiert wirkenden
Lädchen und Kaschemmchen, voller überbelegter Steckdosen, tropfender Rohre und mit
Panzerband und Draht ausgebesserter Dinge, die z.B. nach deutschen Normen so
niemals betrieben werden dürften. Wenn man reingeht, fühlt man sich eben nicht
mehr wie in einem der fortschrittlichsten Länder und führenden
Industrienationen der Welt, sondern mehr wie irgendwo in China auf dem Land.
So auch in meinem Restaurant, wo die Kellnerin vier Worte Englisch konnte
und irrtümlich annahm, ich wolle das „grilled fish set“, das ich weder wollte
noch bestellt hatte, bis ich ihr, die diese falsche Bestellung schon an die
Küche gegeben hatte, vermittels wilden Auf-die-Karte-Zeigens, Kopfschüttelns
und der Verwendung aller vier ihr bekannten englischen Worte, klarmachen
konnte, daß ich statt dessen die gegrillten Garnelen begehrte. Zusammen mit
einer ganzen Batterie von Vor- und Nebenspeisen kamen die dann auch irgendwann
und schmeckten gut.
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ich vermute anhand von Aussehen und Geschmack, in den kleinen Schalen befand
sich folgendes (v.l.n.r.): scharf gewürzter, marinierter Fisch, Minifrikadellen, Krautsalat mit
Pistaziensauce (nicht Wasabi, wie ich zuerst dachte),
dünne Streifen Hühnerfleisches, Kimchi, irgendwie angemachte grüne Bohnen (ich habe sie
probiert und für immer noch nicht lecker aber auch nicht so schlimm, wie in
meiner Erinnerung befunden) |
Zum Abschluß erhielt ich noch eine Schale mit heißer Flüssigkeit, in der so
etwas wie Reis oder Grieß (?) schwamm und die, ich schwöre es, nach absolut
nichts schmeckte. Wirklich, keinen Funken Geschmack. Keine Ahnung, was das war
oder ob ich nur nicht wußte, was man damit anfangen soll (vielleicht hätte ich
das als Opfergabe für irgendwen stehen lassen sollen?), aber nach 4 Löffeln war
ich es leid und ließ es sein Bewenden haben.
Zurück in der Pension packte ich vor der Bett- bzw. Couchruhe schon mal das
Gröbste zusammen und versammelte alle noch übrigen Lebensmittel für ein
kärgliches Frühstück, das ich am nächsten Morgen, bevor es zum Bus nach Seoul
gehen sollte, einnehmen wollte.
Reisetag und Ankunft in Seoul
Nach dem Aufstehen verzehrte ich ein merkwürdig improvisiertes Frühstück aus
Ei, Milch, Erdnußbutter und Banane, checkte beim freundlichen und namenlos
gebliebenen Pensionsbesitzer aus, der mich und mein Gelumbe netterweise noch
schnell zur Bushaltestelle brachte und fuhr nach Sokcho zum „Express Bus
Terminal“, wo angeblich jede Stunde ein Bus nach Gangnam in Seoul fahre. Als
ich um halb elf ein Ticket erwarb, wurde mir jedoch mitgeteilt, daß der Bus
erst um 12.40 Uhr abfahre. Spitze. Also saß ich diese Zeit lesend und
schreibend im dankenswerterweise benachbarten sowie mit klassisch
desinteressiert-unfreundlich-gelangweilter Teenie-Omse (das scheint eine
international bindende Norm für Kaffeeandrehsen zu sein) hinter dem Tresen
ausgestatteten Kaffeeladen ab.
Doch es kam noch viel schlimmer, denn mein ÖPNV-Fluch scheint auch in Korea
ungebrochen zu sein: wir gerieten im innen ziemlich merkwürdig aussehenden und
deutlich weniger komfortablen (verglichen mit der Hinfahrt) Bus in einen
Monsterstau und brauchten knapp 5 statt der avisierten 2 Stunden
L
Es zog und zoooog sich und neben knackte stets auf Tuchfühlung (eine
Zwischenarmlehne gab’s nicht) eine Koreanerin der fernen Ankunft entgegen
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Koreanerin, knackend, in Bus, merkwürdig |
Dann, endlich, das erste Schild, auf dem von „Seoul“ (in lateinischer
Schrift) die Rede war! Dann kann’s, dachte ich Unschuld vom Lande, ja nicht
mehr so weit sein. Geschissen. Hat von da an noch ne Stunde gedauert, um vom
Rande Seouls zur Busstation in Gangnam zu kommen. Da begann ich bereits zu
ahnen, wie riesenhaft, wie kolossal diese Stadt ist. Irgendwann war es dann
soweit, ich stand in Seoul in einem Busterminal. Allein das war schon so groß
wie in anderen Städten der Hauptbahnhof. Ich fragte mich zur Metro durch,
erwarb ein Ticket und fand mit etwas Mühe und mithilfe einer App heraus, mit
welchen Bahnen ich wie fahren und wo umsteigen mußte, um nach „Samseong“ zu
kommen, wo mein Hotel ist. Unglaublich, wie groß auch die Metrostationen hier
sind! In Samseong angekommen, nahm ich einen (den falschen) der 7 (!) Ausgänge und
wurde erstmal vom Anblick der gewaltigen Hochhäuser überall um mich herum
erschlagen und spürte, was es heißt, wirklich mitten in Seoul mit seinen knapp
10 Mio Einwohnern zu sein, gegen das selbst New York irgendwie überschaubar
wirkt
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irgendwo in Seoul |
Nach längerem Staunen und Eingewöhnen navigierte mich mittels Internet und
Google Maps zum Hotel,
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das Peyto war's |
wo ich eincheckte und räumlich deutlich beengter, dafür
sauberer und moderner als in Sokcho zu hausen kam. Nach kurzer Rast, Duschung
und Lebensgeisterneuerweckung nahm ich Kontakt zu Kollegen auf, die schon seit
demVortag in Seoul waren und nach einem Tag touristischer Aktivitäten
gemeinsame Abendspeisung begehrten. Mit Hilfe (oder muß es hier „trotz“
heißen?) der navigatorischen Bemühungen einer Kollegin irrte ich eine Weile
durch Gangnam, bis ich endlich zur Truppe stieß und wir nach kurzem
Lokalwechsel tatsächlich doch noch etwas zu essen bekamen:
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"hot pot" mit Rindfleisch, so ne Art "Stew", dazu die üblichen Beilagen, wobei davon das auf dem kleinen Teller ganz links am fiesesten aussah und am besten schmeckte |
Danach war ich rechtschaffen erledigt und strebte durch's nächtliche Seoul
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steht da so rum zur allgemeinen Ergötzung |
der für den nächsten,
letzten reinen Tourismus-Tag erforderlichen Nachtruhe zu. Und damit endet auch
die tagebuchartige Erzählung und gehe ich zu einer allgemeinen und selbstredend
bebilderten Schilderung der Attraktionen und Sehenswürdigkeiten Seouls über.