Freitag, 13. Oktober 2023

And the band plays on… Malta sehen… und wieder gehen.

Also nun Malta. Obwohl ich gewarnt war von Max Goldt, folgte ich doch der Einladung der Tagungsausrichter zu einem Fachkongreß der ausgerechnet auf dieser merkwürdigen Insel stattfinden sollte. Ich wäre ansonsten, soviel sei gesagt, auch ohne Max Goldt, schwerlich auf die Idee gekommen, hierher zu reisen. Ich weiß gar nicht so recht, warum (an den wie seine Bewohner heißenden, sehr lobenswerten Schokokugeln liegt es jedenfalls nicht), vielleicht waren es unterbewußte Erinnerungen an unbegeisterte Erzählungen oder wenig Enthusiasmus hervorrufende Bilder, vielleicht sein mangelnder Ruf für … irgendetwas Gutes (was man als Insel im Mittelmeer erst einmal schaffen muß), nichts hatte mich jedenfalls bisher hierher gezogen.

Im Oktober 2023 tat es schließlich die Arbeit und nachts um 4 Uhr fuhr mich die Liebste tapfer zum Flughafen jenes unbedeutendsten Dorfes an der Düssel, von dem aus ich innert drei Stunden aus deutscher Dunkelheit durch den Sonnenaufgang nach Malta segelte.

Unterwegs las ich etwas über Malta und fand nun auch ganz handfeste Gründe, es nicht zu mögen und mir selbst im Voraus zu verbieten, es noch einmal und schon gar privat zu besuchen. Zunächst mal das:

„Mit rund 520.000 Einwohnern (im Jahr 2020) auf 316 Quadratkilometern Fläche gilt Malta als der Staat mit der fünfthöchsten Bevölkerungsdichte weltweit.“

Viele Menschen auf engem Raum sind ja schonmal von Natur aus rechtschaffen schrecklich. Damit sich daran auch ja nichts ändert, kommt in Malta aber noch das hier hinzu:

„Malta ist das einzige EU-Land und eines der wenigen Länder weltweit, in denen eine Abtreibung in jedem Fall verboten ist, auch wenn der Fötus nicht lebensfähig und/oder das Leben der Mutter in Gefahr und/oder die Schwangerschaft das Resultat einer Vergewaltigung ist. Bei einem eigenmächtigen Schwangerschaftsabbruch drohen Frauen Gefängnisstrafen zwischen 18 Monaten und drei Jahren.“ (Wiki, 2023)

Warum das wohl so ist? Ich habe da so eine Idee:


Das ist ja (in beiderlei Hinsicht) schlimmer als Polen! Wer hat DIE denn in der EU aufgenommen?! Und nun mußte ausgerechnet ich auf diese mit religiösen Fanatikern dicht vollgepackte Insel, um dort ausgerechnet einer wissenschaftlichen Tagung beizuwohnen. Ich mag Ironie ja, wäre aber lieber auf Amrum oder Cuba ironisch gewesen.

Nun mußte ich durch, denn wir landeten. Daß eine lange schwarze Hose, Kapuzenjacke und dicke Lederbotten absurd ungeeignete Kleidung im sommerlichen und 29°C warmen Malta darstellten, wurde mir notorisch schlecht auf Wetterliches Vorbereitetem bereits auf der Treppe aus dem Flugzeug, nun, „sonnen“klar – man hätte vielleicht doch vorher mal prüfen sollen, wie warm es auf Malta, das deutlich südlicher als Tunis und Algier liegt, selbst Mitte Oktober eigentlich noch wird.

Am Flughafen sollte mich ein Shuttle-Kerl mit meinem Namen auf einem Schild abholen….
Kunstpause. Ich weiß, was ich meinen Lesern schuldig bin: 

NATÜRLICH war kein Shuttle-Kerl da. Ich wartete, stand herum wie Falschgeld, wartete weiter, sah zu, wie allmählich selbst die Reisenden, die im Gegensatz zu mir noch auf ihre Koffer hatten warten müssen, aus dem Ausgang kamen, glücklich ihre jeweiligen Abholer fanden und der Flughafen immer leerer wurde. Schließlich rief ich das Hotel an, wo man fand, daß upsi, ja, der Shuttle-Service wohl durchaus gebucht worden war, aber irgendwie keiner rausgefahren sei. Sorry! Man schicke jemanden. Eine halbe Stunde später las mich endlich ein Taxist auf und fuhr mich auf der falschen Straßenseite und unentwegt mit Ohrstöpseln im Ohr telefonierend

auch das Steuer war auf der falschen Seite, aber die Prollo-Sonnenbrille saß gut

durch das unfassbar häßliche und an Bauwerken und -stellen zu ersticken drohende Malta zum Hotel.

Dort verbrachte ich drei Nächte, deren letzte nur bis 3:30 Uhr währte, nahm an besagter Tagung sowie letztentags an einem „Fokus-Gespräch“ teil, von dem sich der Tagungsausrichter Hinweise und Ratschläge zu neuen Produktideen erhoffte. Unspektakulär das alles und davon soll hier auch gar nicht die Rede sein. Ich will hier nur, mir selbst zur Erinnerung und Mahnung, einige ungeordnete Eindrücke notieren.

Man darf wohl sagen, Malta ist das medusenhafte Babel der Bausünden, wohin der Blick fällt ist alles zu Stein geworden und wo noch nichts gebaut ist, wird gerade gebaut, entweder neue Scheußlichkeiten oder es wird versucht, dem Zerfall des Alten mit arger Flickschusterei beizuhelfen; 

und bin so tief, dass ich kein Ende sehe
und keine Ferne: alles wurde Nähe,
und alle Nähe wurde Stein.
 

jedenfalls hat man hat offenbar das Ziel, jeden Quadratzentimeter dieser Insel mit möglichst unansehnlichen, prekären Ungetümen von grauem Beton zuzukleistern. Kräne, jene Ikonen der Konstruktion, die sich wie skelettierte Finger in den Himmel krallen, sind hier allgegenwärtig.


diese Mühe, durch noch Ungetanes schwer und wie gebunden hinzugehen...

 Zur Häßlichkeit Maltas trägt aber auch seine Farbe bei; es ist ein staubiges, schmutziges Beige, spröde und von der Sonne ausgeblichen und verschossen, das schmuddelig und wie fahle Gebeine wirkt. 

da hilft auch die Aussicht auf stellares Vergnügen auf dem Puckel einer Mähre nüscht

Überall weht Verfall, Alter und Vergänglichkeit über diese Insel, streift der Blick über etwas, das im Sterben zu liegen scheint. Die vielen Baustellen erwecken so den Eindruck, daß man verzweifelt und müde gegen einen drohenden Untergang anbaut, je häßlicher desto besser. Der Fremdartigkeit und Innsmouth-Remineszenz  Maltas hilft die hie und da auf Schildern und Plakaten vorfindliche und an Lovecrafts

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn! Ph'nglui mglw'nfah Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn!

erinnernde maltesische Sprache bei:


Die St.Georgs-Bucht, an der das von den Jahren schwer gezeichnete, ebenfalls malta-beige Hotel liegt, mündet in einen engen kleinen Strand, in dessen dunklen, schmutzig wirkendem Sand auch Mitte Oktober noch Menschen ihr kaum bedecktes, weißes Fleisch betten und es wie bleiche, zerlaufene Teige zum Garen auslegen, den Blick aufs offene Meer zu beiden Seiten von sich auftürmendem Betonunrat gerahmt und gleichermaßen erniedrigt.

Hinter dem Strand landeinwärts liegt eine Art Nachtjacken-Vergnügungsviertel, ein paar arme Straßenzüge, zugerümpelt mit entsetzlichen und stillosen Konglomeraten aus Baustellen nicht zusammenpassenden Häusern und Hochhäusern und Einkaufskomplexen, in denen Fast-Food-Höker, Spelunken, Tanzbuden und "Gentlemen's Clubs" genannte Dirnenlokale untergebracht sind und die allnächtens vom von derlei Zerstreuung angezogenen Lumpenproletariat überrannt werden.

das ist sie: Maltas hotteste Latino-Bar.

nicht weit von Maltas angesagtestem Taco-"Haus", wo sich die tanzwütigen Latinos zu Dutzenden für's Tanzen stärken


Der Parkplatz vor dem Royalen Rinderquetschesemmel-Vetreiber ist für die Schmiere reserviert. Alles was rechtens ist.
                     

Wenn man durch diesen äußerlich gebeinbeigen, innerlich gespensterfahlen entlegenen Ort, verloren im Mittelmeer, spaziert, entsteht unweigerlich so eine film-noir-Tom-Waits-artige Melancholie des Abgesangs in einem, eines last-farewells, der Gewissheit eines letzten Mals und daß es keine Wiederkehr geben wird. Und diese Leere blickt einem auch aus den  eingesunkenen  Augen der sich zu Tode amüsierenden Gestalten in die Seele, die einem bisweilen entgegengaukeln, die in ihrem erloschenen Innersten des Untergangs längst gewiss sind und wie die Band auf der Titanic doch einfach weitermachen, weiterspielen, weitergaukeln, Tänzer in der letzten Nacht Pompejis an der Kante des Abgrunds bevor alles zu Asche wird.

Dereinst, im irdischen Höllenfeuer, das beständig den Spiegel aller Ozeane hebt, wird sich auch das Mittelmeer aufbäumen und Malta, das sich vor Urzeiten aus ihm emporkrümmte, wieder verschlingen und es wird daran würgen. 

______

Soundtrack:

Freitag, 1. September 2023

Eine italienische Reise

Vielleicht gibt uns Italien Hoffnung, dass das Paradies noch nicht ganz verloren ist

Ich weiß nicht genau mehr wann und warum, aber vor nicht allzu langer Zeit fiel mir auf, daß sich eine zugegeben leicht romantische und gleichermaßen ungestillte Sehnsucht nach Italien, seinem Essen, seinen Landschaften, seiner (alten) Musik und (alten) Kultur, seiner Art zu leben, eben jenem wundzitierten aber doch nicht nur klischeehaften Dolce Vita in mir regte, die überdies in ihrer Intensität in keinem hinnehmbaren Verhältnis zur Zahl meiner Besuche dort stand. Einmal war ich vor Unzeiten ganz kurz irgendwo in der Lombardei (von Zuoz in der Schweiz aus) gewesen ohne weitere Erinnerungen daran zu haben, ein andermal in Sanremo in Ligurien (von Nizza aus), wo es mir gut gefiel. Das war‘s beschämenderweise. Untragbar, ich weiß.

Ich begann also, italienische Rezepte aus im italienischen Supermarkt gekauften Zutaten zu kochen, dabei Palestrina, Bellini, Albinoni und Donizetti zu hören, Bücher über Italien zu lesen, mir Namen und Lage seiner Regionen einzuprägen und mir vorzunehmen, es bald endlich richtig zu bereisen, wiewohl mich die aller(berühmter)orten anzutreffenden Touristenmassen und die Vorstellung, als daruntergemengtes Partikel einherzutreiben, rechtschaffen abstießen.

So traf es sich günstig an, daß ich auf dieses Buch stieß:


aus dem ich mir eine Route in Mittelitalien, beginnend in Florenz und endend in Rom zusammenstellte, die bis auf diese beiden eben nur durch weniger bekannte und frequentierte aber dennoch sehr italienische, augenscheinlich wunderschöne, teils geschichtsträchtige und, wie ich hoffte, reichlich gute italienische und vor allem toskanische Küche bietende Orte führen würde.

Und so entstand, teilweise Goethen, der auch die Toskana durchreiste, nacheifernd folgende Route:

Florenz

Monteriggioni

Pitigliano

Civita de Bagnoregio

Orvieto

Spoleto

Palestrina

Rom

 Der Plan war gefasst worden, schon bevor im Jänner eine neue Liebste gewonnen war, doch glücklicherweise behagte auch dieser die Vorstellung, jenes schöne Land im Süden zu bereisen und sagte sie mir ihre Begleitung zu. Ende August verließen wir mithin hochgradig urlaubsbedürftig ein wetterhalber überaus wechselhaftes Deutschland und landeten überraschend gut und unverspätet in

Florenz

Florenz war keines meiner Traumziele, eher eine Verlegenheits- oder Notwendigkeitsdestination, da es dort, wenn man in die Toskana will, deren Tor es sei, einen angenehm ungigantischen Flughafen zum Landen gibt. Da aber Florenz immerhin Florenz und ja nun auch nicht knallhart uninteressant ist, dachten wir, daß man sich anstandshalber wenigstens einen ganzen Tag dort herumtreiben sollte und so geschah es.

Wir wohnten zu diesem Behufe in einer winzigen Airbnb-Bude in bester Lage mitten in der historischen Altstadt, die im zweiten Stock unterm Dach eines Hauses von der Breite meiner Schultern lag, offenbar für die Beherbergung von Playmobilmännchen konzipiert war und in die zwar Strassenlärm aber dafür kein direktes Tageslicht drang. Alles war sehr italienisch, von der Moka-Kaffeezubereitungsapparatur über die schwachbrüstigen Stromleitungen, die zu überlasten man uns gewarnt hatte, das - womöglich nach zuviel Amore -  inzwischen parabelartig durchhängende Bett und sonstigen wackeligen Improvisationen bis zur nicht vorhandenen Schallisolation und damit Privatsphäre. Aber mit guter Klimaanlage und dennoch irgendwie charmant und durch die Lage unglaublich praktisch für Florenzerkundung.

In Florenz gab es vor allem anderen sehr viel dieser Vier: Wärme (> 40° C), Altbauten, Leute und Läden mit überteuertem Kackscheiß. Die schiere Masse einander auf die Quanten tretender und im Weg stehender Touristen, denen ich ja gerade entgehen wollte, ist mit „absurd“ leidlich getroffen (wobei ich ehrlichen Respekt dafür empfand, bei 42°C in der prallen Sonne eine Stunde anzustehen, um sich für teuer Geld alte und bunte Dinge anzusehen). Und die schiere Anzahl gewaltiger, prächtiger, geschichtsbeladener und mit interessantem / wichtigem / kunstfertigem Rat vollgestopfter Protzbauten war überwältigend und überladend. Grotesk (also nicht nur ohne Bezug zur Realität, sondern jenen höhnisch und verächtlich von sich weisend) waren, endlich, auch die Preise, die in den Kettenniederlassungen der üblichen ungustiösen Luxushöker für Damenumhängetransportbehälter, geschmackloses Schuhwerk und unansehnliche Plünnen aufgerufen wurden (eine Handtasche für unter 5.000 €? Wie soll das denn gehen? Damit kann man sich ja auch nirgends blicken lassen!).

Florenz ist nach meinem Empfinden zu einer Ikone erstarrt. Zweifellos, tolle Bau- und Kunstwerke überall, Prächtiges, Wichtiges, Wuchtiges allerorten, gelegentlich gar Schönes, aber über all dem Protz, all der schweren Bedeutung, all dem pompösen Selbstbewußtsein ist ein eigener Charakter nicht mehr erkennbar, so wie ein echtes Gesicht unter zuviel Schminke unkenntlich wird.

Dennoch klapperten wir brav, unter sengender Sonne schwitzend und > 20.000 Schritte tuend sowie ein Heidengeld für ein paar Imbices, Naschwerk und vor allem literweise Wassers verblasend einen Gutteil der sine-qua-nons ab: 

Piazza della Repubblica

Palazzo Strozzi

Ponte Vecchio

Uffizien (von außen)

 Museo Casa die Dante

Sinagoga

Palazzo Medici Riccardi

Basilica di Santa Croce di Firenze und Piazza di Santa Croce

 Piazzale de Michelangelo
 

Piazza della Signora Palazzio Vecchio (wo auch der Neptunbrunnen steht, vor dem auch ich stehe)

 

(dem Michelangelo sein David steht da so rum)

 

Ponte Santa Trinità (links im Bild)


Cattedrale die Santa Maria del Fiore mit Battistero di San Giovanni und dem Campanile

v.r.n.l.: Liebste, moi; vor dem Betbums, frohlockend

Chiesa di San Salvatore al Monte

um nur einige zu nennen. Fast alles kostete unverschämte Summen Eintritts und stoisch gingen wir daher nirgends rein, wo man latzen  (UND dann noch lange draußen anstehen) hätte müssen, auch in kein Museum (das einzige, in das wir wollten, hatte selbstverständlich an dem Tag, als wir da waren, ab 13 Uhr zu), sondern begnügten uns mit der Außenansicht. Natürlich ist Florenz irgendwie toll. Die ganzen grandiosen Bauwerke inmittten und über den Schatten eines mittelalterlichen Gassengewirrs, der abgegriffene Vintage-Charme vieler Häuser, das römisch-ordentliche im Stadtplan, gemischt mit und überlagert vom unordentlichen des Mittelalters und heutigen Italiens und das Spirituelle, Sinnliche der Renaissance mit zum Himmel blickenden, strebenden und flehenden Engel, Türmen und Säulen, die hier ihre vielzitierte Wiege hatte. Dennoch hatten wir, auch wenn wir mit der Stadt und ihrem einerseits hochgestochenen Kunsthistroriker- und auf Banausen wie uns herbblickenden, andererseits Schicki-Micki-Reiche-Russen-Charakter fremdelten, eine schöne und außerordentlich eindrucksreiche Zeit. - Natürlich bräuchte man eine Woche oder mehr sowie sehr viel mehr kunsthistorisches Interesse und Besichtigungseifer als bei uns vorhanden, um Florenz erschöpfend zu erkunden. Wollten wir aber auch gar nicht (und machten ja schon 1 KNATTER- um nicht zu sagen BALLERIARDEN anderer Touristen). War gut, mal dagewesen zu sein, reicht dann aber auch, danke.

Monteriggioni

Am dritten Tag in Italien schnappten wir uns einen nachtschwarzen T-Roc (solides deutsches Auto für den chaotischen italienischen Verkehr und die nicht immer guten Wege) am Florentiner Flughafen und rollten allenthalben seufzend und verzückte Blicke um uns werfend über die in weiten Schleifen liegenden Straßen der Toskana Richtung Monteriggioni. Bei dieser Gelegenheit merkten wir, daß sich das „italienische Wesen“, die bald liebenswürdige, bald nervtötende Neigung zu Abschweifungen, dazu, nicht alles so genau zu nehmen, fünfe auch mal circa gerade und Angaben grundsätzlich vage, blumig umschrieben, interpretierbar und ambig sein zu lassen, auch in der italienischen Version von „google maps“ niederschlug. Letzteres schickte uns nonchallant zu drei verschiedenen Orten, keiner davon jener, an den wir eigentlich wollten. Wenn wir dann, am falschen Orte angelangt (z.B. einer menschenleeren Herberge auf einem staubigen Acker im Nichts oder einer Decathlon Filiale im Nichts), ihm fluchend den eigentlichen Ort an den wir zu führen seien, erneut vortrugen, zeigte uns google maps mit gefühlt unschuldigem Augenaufschlag und geflötetem „Ach daaaaa wolltet Ihr hin!“ einfach einen neuen Weg zu einem anderen Ziel in 7 km Entfernung – man hoffte einfach, wenn man losfuhr, daß es diesmal das richtige wäre. Dann wiederum waren die Angaben mitunter auch beängstigend präzise, denn als wir endlich den Berg, auf dem das historische Zentrum Monteriggionis und zugleich unsere Unterkunft „Rooms and Wine“ (well…) liegt, hinan rollten, bestand google darauf, daß wir durch eines der antiken Stadttore fuhren, an denen stand, daß man nicht durchfahren dürfe und die auch ziemlich eng aussahen; erst nach absolut abenteuerlich verbotenem Abstellen des Autos („italian style“) vor den Toren und Rücksprache mit dem netten Zimmerwirt Stefano, der, als wir kamen, natürlich nicht bei der Unterkunft zu finden war, sondern nebenan Siesta (so tut der Italiener von 13 bis 16:30 Uhr) machte und Wein trank, erfuhren wir, daß wir, doch, doch, ruhig zum Ein- und Ausladen das Tor durchfahren sollten. Ich tat zweifelnd und in Zeitlupe, wie geheißen und es waren auf jeder Seite des Autos noch maximal 5 cm Platz: Gut, daß google offenbar exakt wußte, wie breit unsere Karre war.

Im Zimmer waren es ca. 50°C. Ich aktivierte die Klimaanlage und stellte sie auf „Volles Rohr“ bzw. Blitzkrieg. Es passierte bis auf ein laues Lüftchen, welches dem Kasten schwächlich entwich, nichts, was der mörderischen Temperatur etwas hätte entgegensetzen können. Stefano ließ uns auf Nachfrage achselzuckend wissen, die Anlage sei in Ordnung , doch die Regierung hätte verfügt, daß in Anbetracht der Energiekrise die Temperatur auf 24°C zu beschränken sei. Kurzer Blick in die Literatur für ideale Schlaftemperatur: finde den Fehler :-/ (zum Glück kühlte es nachts ab und wurde Schlaf möglich).

Das historische Monteriggioni ist toll und dabei winzig klein.

Am Abend, wenn Frieden auch ohne Glockenläuten ist; toskaniger geht's nimmer :-)

 Wir erkundeten es komplett, liefen auch über seine schlachtbewährten, dicken Mauern mit den 14 (ursprünglich, heute noch 11) Türmen, die seinerzeit die Florentiner zurückgeworfen hatten, bis sie mit Artillerie zurückkehrten. Dann mußte man sie dicker machen: das erfuhren wir in einem Minimuseum, wo wir auch Kettenhemd, Schild, Ein- und Zweihandschwert und schweren Kriegsflegel an und ausprobierten und uns über mittelalterliche Belagerungs- und Befestigungsstrategien informierten. 

Als die Sonne sich zum Abend neigte, 

Campanile vor der Sonne. Hach ja. Ist ja nicht alles schlecht im Leben.

aßen wir schließlich ganz einfach und doch sensationell köstlich zu abend: Prosciutto crudo mit Büffelmozzarella bzw. Burrata.

 

zwei Teller voll Glück

Später saßen wir noch auf der Piazza, tranken Zitronenlimo, sahen zu, wie die Sonne versank und den Ort in goldenes Licht tauchte und ich wunderte mich nicht, daß der große Dante, nach dem in Monteriggioni Straßen und Plätze benannt sind, in der Comedia gar über diesen Ort geschrieben hatte:

Gleichwie Montereggiones Zinnen-Rund
Zahlreiche Thürme ringsum mächtig krönen:
Thürmten sich, halb aufragend aus dem Grund,
Die Leiber von den wilden Erdensöhnen,
Von den Giganten, denen Jovis Droh’n
Noch immer gilt, wenn seine Donner dröhnen.

 

Pitigliano

Am nächsten Morgen machten wir uns guter Dinge auf den Weg nach Pitigliano, hielten unterwegs aber noch an der bemerkenswerten und in vielerlei Hinsicht sonderbaren Abbazia San Galgano an, einer Abtei aus dem 12. Jhdt. ohne Dach und mit wechselhafter Geschichte, die am Ende einer piniengesäumten Allee in der Landschaft steht.

San Galgano...

ohne Dach

Leider sahen wir sie nur bei Tag und nicht bei Sonnenuntergang oder mit der aufwendigen Beleuchtung in Dunkelheit.

Um uns abzukühlen, hielten wir noch bei den Bagni di Petriolo an, wo wir uns zusammen mit wenigen Leuten und vielen Fischen in einem Flußlauf plantschend erfrischten und mit dem an dieser Stelle eingeleiteten, badwannenheißem Thermalwasser duschten. Nach gemächlicher Fahrt durch die wunderschönen, sanften Hügel und beschaulichen, postkartenidyllischen Dörfchen und Weiler der leider ziemlich ausgedörrten Toskana

viele Felder voller Sonnenblumenleichen :-(

erreichten wir unsere Bleibe in Pitigliano.

Diese war leider ein Reinfall, denn nicht nur war das Haus direkt an einer eifrig frequentierten Verkehrsstraße, die, so unser Eindruck, vor allem von Halbstarken auf ihren aufgemotzten und obszön lauten Mokicks und sonstigen Begattungsanbahnungskrafträdern geschätzt wurde, es war auch denkmal- und daher vom Festeinbau von Klimaanlagen in die Zimmer geschützt. Und da ein guter Geist die Fenster unserer Bude für uns aufgelassen hatte, waren es darin ca. 33 °C. Es gab ein Raumklimagerät, dessen warme Abluft aber nicht wirksam aus dem Zimmer ausleitbar war; so sorgte sein Betrieb für eine winzige Zone kühler Luft vor ihm und insgesamt bloß für eine weitere Aufheizung der Höllenbude. Zusammen mit der mit Stahlbeton verstärkten Matratze aus Neutronensternmaterie, die wohl jemand aus dem Krieg Siena gegen Florenz hier als Schutz gegen Artilleriefeuer hergeschleppt und liegengelassen hatte, ergaben sich in den Gefängnisbetten vernichtend schlechte Schlafbedingungen, so daß ich nächstens, im Gegensatz zur mit Überallundimmerschlafenkönnen gesegneten Liebsten, spontan und größtenteils diesem Grundbedürfnis entsagte. Natürlich waren ausgerechnet hier zwei Nächte zuzubringen.

Die miserablen Nächte wurden mit einem selbst für Italien nichtswürdigen Frühstück, zu dem es für italienische Verhältnisse unterirdisch schlechten Kaffee und so etwas wie mit Wasser aufgeschlämmte, warm gemachte Magerkondensmilch gab, nach unten abgerundet. Arg schlimme Bude, das.

Wenigstens Pitigliano machte uns froh, vor allem sein „centro storico“, oben auf dem Hügel aus Tuffstein, von dem aus man weit ins Land blicken konnte. Wir streiften lange, ausgiebig und ziellos durch die schönen, verwinkelten, engen kleinen Gäßchen, bewunderten all die Auf- und Abgänge, die links und rechts abzweigenden dunklen und schattenspendenen Unterführungen, winzigen Lädchen mit lokalen Spezialitäten und Handwerkern, Brunnen, an denen man frisches Trinkwasser schöpfen konnte und das kleine „jüdische Viertel“, „La piccola gerusalemme“, das sogar eine eigene Synagoge hatte, und genossen die vor allem abendliche Stimmung mit dem schönen, warmen, orangenen Licht, das durch die Gassen floß. Es gab nur so wenige Touristen, daß sich die Einheimischen ausreichend wenig gestört und befremdet fühlten und sich ungezwungen überall in den Gäßchen für ein Schwätzchen oder sogar einen Strick- und Stickzirkel zusammenfanden:


Hungrig kehrten wir in einer Wirtschaft ein, genossen vor der Pizza eine ausgesprochen köstliche Auswahl toskanischer Salumi- und Prosciutto-Spezialitäten

Köstlichkeit :-)

und waren es leidlich zufrieden. Am nächsten Tag widmeten wir uns den „Via Cava“, den noch von den Etruskern bis zu 20 m tief in den Tuffstein getriebenen, absolut faszinierenden und geheimnisvollen Hohlwegen, die sich zu Füßen Pitiglianos entlang zogen und gewöhnlich zu einer der etruskischen Nekropolen führen.

Das schabte der Etrusker seinerzeit in den Tuff, um besser tote Etrusker bestatten zu können


Nach einer Siesta (hitzehalber) zog es uns erneut ins centro storico, wir sahen uns aber auch die (nicht besonders erwähnenswerte) „Neustadt“ von Pitigliano an, wo wahrscheinlich der Großteil seiner > 3.600 Einwohner lebt. Zum Sonnenuntergang gingen wir zu einem Aussichtspunkt gegenüber von Pitigliano, um das hier zu sehen:

Post-fucking-karte! Idyll.

Beseelt nahmen wir auf dem Nachhauseweg etwas zu Essen vom lokalen Fast-Food-Höker (gibt es auch in Italien) mit, verzehrten es in der ungeliebten Bleibe und beendeten den Tag.

 

Bagnoregio

Auf dem Weg nach Bagnoregio hielten wir noch kurz im hübschen Bolsena an,

stehen hier überall rum

  wo wir zur dortigen mittelalterlichen und seitdem kaum veränderten Festung „Rocca Monaldeschi della Cervara“

heraufkraxelten und den Bolsena See zu ihren Füßen in Augenschein nahmen:

was soll man noch sagen?


In Bagnoregio angekommen bezogen wir ein riesiges Appartment (Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnküche, großes Bad) in einem großen, freistehenden Landhaus, draußen auf dem Felde (das nennen sie hier: „Agroturismo“). Außer uns waren noch zwei andere Familien da, mit denen man sich das Anwesen teilt und zum Beispiel den schönen, gut gepflegten Pool gemeinsam nutzen kann. Letzteres tat ich abkühlungshalber zischend ausgiebig, später gesellte sich sogar die schnell fröstelnde Liebste dazu und ein Ball wurde geworfen; hernach hielten wir Siesta im Schatten der Bäume, lasen, dösten und brachen am späten Nachmittag auf gen Civita, einem Highlight unserer Reise:

und in echt ist das sogar noch phantastischer :'-)

Diese „sterbende Stadt“ liegt mit in einem Tal auf einem erhöhten Sockel, auf dem sie ausschließlich über eine schmale und steile Fußgängerbrücke zu erreichen ist und wird allmählich immer weniger, an Einwohnern (Stand heute: 11) und Substanz. Erstere holt der Schnitter, letztere spült der Regen fort. Es ist sehr schön und von ganz eigentümlichem Charakter da oben und ich bin froh, da gewesen zu sein.

 Man könnte sogar Ferienwohnungen dort mieten. Idealerweise bringt man aber beim Einzug gleich seine Lebensmittel für eine Weile mit, denn einen Laden gibt es nicht und der Weg in die „Neustadt“ ist lang und beschwerlich. Doch für etwa eine intensive, melancholische Klausur mit Musik, Lesen und Schreiben, wunderbarem Ausblick (Sonnenauf- und -untergang werden von dort grandios aussehen) und einer gewissen (doch nicht totalen) Abgeschiedenheit mag dieser moribunde Ort sehr wohl ein famoser sein.

Als es dämmerte, stiegen wir von der Civita herab 

ich sach ja: überall, auch in Bagnoregio
 

und aßen im „Janky“ zu Abend, das wir eher zufällig auswählten, das sich aber als absoluter Volltreffer erwies und wo wir speisten wie die Könige. Im Falle der Liebsten abgefüllt mit einem doppelten Limoncello „auffe die ‘Ausse“ holten wir noch ein paar Kleinigkeiten im einzigen Minisupermärktchen, das sonntagabends noch aufhatte für das Frühstück ein und kehrten bester Dinge zur Bleibe zurück. Im Schlafzimmer gab es kein Klimagerät gab, dafür aber wenigstens ein elend unbequemes Bett, und so kam ich endlich zu dem Schluß: die Italiener machen keine Betten. Außerdem gab es einen siebenfach verfluchten Köter auf dem Nachbargrundstück, der mitten in der Nacht ab 2 Uhr zwei Stunden lang dauerzukläffen geruhte. Da ihn niemand zur Raison brachte noch totschlug, bestand (für mich) keine Chance auf Schlaf, so daß wir am nächsten Morgen, ich groggy und zerstört, die Liebste von Mücken, die durch kein Fliegengitter vor den geöffneten Fenstern von reichem Mahl an ihrem heißen Blute abgehalten, zum Streuselkuchen zugerichtet, nach improvisiertem Frühstück zur nächsten Station aufbrachen.

 

Orvieto

Bevor wir aber Bagnoregio in Richtung Orvieto verließen, machten wir noch Halt bei und stiegen in bereits recht tüchtiger Hitze hoch zur Borgo fantasma di Celleno (der Italiener baute sein Burgen stets so, daß es eines rechten Geklimmes bedarf, um sie zu erreichen), einer verlassenen und verfallenden Gespensterburg, einige von deren Gebäuden aber noch für Ausstellungen und unheimliche und stimmungsvolle Installationen genutzt werden:



Eigentlich wollten wir uns auch die „Cascata del Rio Chiaro“ Wasserfälle ansehen, aber nachdem uns google maps abermals dreimal an scheinbar zufällig ausgewählte Orte, die sowas von keine Wasserfälle vorhielten, geführt hatte und die Liebste letzthin gar beim Erkunden der Gegend auf einem steilen, rutschigen Schotterweg hingeschlagen war, gaben wir entnervt auf und fuhren nach Orvieto in den nächsten Agriturismo.

Auch hier war das ein freistehendes Landhaus, das von mehreren Parteien genutzt wurde; wunderschön, mit wildem Garten, Pool, Liegewiese und einem besonders schönen, interessant geschnittenen Zimmer, großzügig, direkt unter dem erhöhten Dach, mit guter Klimaanlage, allerdings recht dünnen Wänden und einer kleinen Treppe, die zum Bad hinaufführte.

Wir hatten uns vor Ankunft in der Unterkunft im örtlichen Lidl (in der Tat) ein wenig Nasch- und Knabberwerk besorgt, mit dem, Baden im Pool, Lümmlen auf der Lümmelwiese und allgemeinem Wohlsein wir den Nachmittag durchbrachten. Zum Abend wollten wir, Naivlinge und deutsche Wandergemüter die wir sind, nach Orvieto, das wie viele Orte in dieser Gegend, ein auf einem Steinsockel liegendes historisches Zentrum besitzt, und zum Essen emporsteigen und baten google maps um eine Route für „zu Fuß“. Diesmal übertraf sich der teuflische Algorithmus selbst: ersteinmal führte er uns einen Kilometer an einer stark frequentierten Schnellstraße vorbei, deren Randstreifen großzügige 15 cm für Fußgänger bot; dann bog an einer Stelle, wo auch der Eingang zur etruskischen Nekropole lag (die selbstverständlich an den Tagen unseres Besuchs geschlossen war), ein in ein Waldstück ansteigender Pfad von der Straße ab, den zu nehmen wir geheißen wurden. Wir stiegen ein Stück, gingen ein Stück auf ebenem Weg weiter und stiegen dann wieder hinab, wo wir an derselben Autostraße landeten, die wir doch eben erst glücklich verlassen. „Und nun rechts“, befahl google, allein an besagter Stelle ragte eine Felswand senkrecht empor,  hoch über unseren Köpfen zu einem Plateau zurücktretend, auf dem Orvieto lag.  

unterhalb der Hauptstr. findet google einen Geheimweg, der durch den Felsen führt

 
Dann dämmerte es uns… „es wird doch nicht?“ Es gab tatsächlich eine tunnelähnliche Mündung in der Felswand, die hinter Gestrüpp etwas versteckt von einem alten, rostigen Gitter versperrt war, das man zur Not wohl hätte aufstemmen können; 

Weg in die Finsternis

dahinter lag, sich in kühle und bald jedes Licht verschluckende, tintenschwarze Dunkelheit halb emporwindend, eine vor Jahrtausenden in den Fels getriebene etruskische Via Cava. Google bestand energisch darauf, diesen offenbar seit Jahrzehnten unzugänglichen, antiken zyklopischen Hohlweg durch Fels und Dunkelheit zu gehen, den sich, wie die schwächlichen Lämpchen unserer tragbaren Telephone wiesen, offenbar auch allerlei Getier zur trauten Wohnstatt erkoren. Während ich in Gedanken noch dem Echo dieser lieben Zeilen nachhing,

Vielleicht, dass ich durch schwere Berge gehe
in harten Adern, wie ein Erz allein;
und bin so tief, dass ich kein Ende sehe
und keine Ferne: alles wurde Nähe,
und alle Nähe wurde Stein.

Ich bin ja noch kein Wissender im Wehe,
so macht mich dieses große Dunkel klein;
bist Du es aber: mach dich schwer, brich ein:
dass deine ganze Hand an mir geschehe
und ich an dir mit meinem ganzen Schrein.

 

die Fäuste schon an den Gitterstäben, sträubte sich meine längst jeglicher Romantik entsagt habende Liebste, hungrig und der Abenteuer für diesen Tag müde, und stellte ruhig aber bestimmt fest, daß Aktivitäten wie Gittersprengungen, illegalerweise durch von Gekreuch heimgesuchte uralte Tunnel ins unbestimmte Dunkel zu steigen und womöglich dort zu verenden, mithin die Grundlage für das neue Jugendhörspiel „Die 2 Freunde und der Etruskertunnel“ zu schaffen, mit ihr nicht zu machen seien.

Halb genervt, halb amüsiert gingen wir darob zurück zur Bleibe, bestiegen das Auto und waren innert weniger Minuten oben in Orvieto, wo wir nach Fahrt durch beängstigend enge Gässchen und einer weiteren erfolgreichen Anstrengung in der Disziplin „italienisch Parken“ das Auto loswurden, mitten auf der Piazza lecker essen gingen und den Tag ausklingen ließen.

Auch Orvieto gefiel uns sehr gut, doch obwohl wir auch hier zwei Tage zur Verfügung hatten, konnten wir nicht so viel davon sehen, wir gewollt hätten, da das Wetter umgeschlagen hatte und immer wieder - in recht launischer Abwechslung mit Eitelsonnenschein - brachiale Regengüsse niedergingen, so daß wir viel Zeit in der Unterkunft mit Ruhen und Lesen verbrachten. Ein bißchen aber sahen wir doch, zum Beispiel den absolut faszinierenden „Pozzo di San Patricio“


und Orvieto von oben vom Torre del moro aus: 

da muß man hoch, wenn man

DAS sehen will. (Und das will man auf jeden Fall, auch wenn es hier oben so windig war, daß, wenn ich mein Mobiltelephon nicht fest umklammert hätte, es wohl bis in die Adria geweht worden wäre)

Auch Orvieto, das im Vergleich deutlich größer als die zuvor besuchten Orte ist (> 19.000 Einwohner), ist vollgestopft mit alten Gebäuden und Sehenswürdigkeiten; vor allem der Dom soll beeindruckend sein, bis zu ihm haben wir es wegen einsetzenden Regens allerdings nicht mehr geschafft. Den Abend verbrachten wir ruhig mit selbstgelideltembasteltem Abendmahl, Film und gepflegter Konversation und brachen am nächsten Morgen gen Spoleto auf.

 

Spoleto

Dort angekommen bezogen wir die mit Abstand prachtvollste Herberge der ganzen Reise: das ****-Hotel dei Duchi. Wir glaubten an einen Irrtum, als wir unsere nur als Suite zu bezeichnende Bude betraten: 4 Zimmer mit Balkon (ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer mit Riesenbett, zwei Bäder, eines derer mit Sprudelwanne (deren Größe leider für rachitische Legomännchen ohne Schultern ausgelegt war)) mit modernster Ausstattung erstreckten sich vor unserem ungläubigen Blick und bester Dinge kehrten wir ein, breiteten uns aus und machten uns bereit, Spoleto zu erkunden.

Allerdings hatten sich die Himmel noch lange nicht leergeweint und waren die Wetter noch immer so erratisch, daß wir herrschaftlich in unserer noblen Stube sitzend eine Regenpause abwarten mußten, in der wir wenigstens zwei der Hochlichter Spoletos in Augenschein nehmen konnten: den Duomo und die Ponte delle Torri. Auf dem Weg dahin gab es übrigens Aussicht: 

egal, wo Du in diesem Land bist: andauernd ist das so. Wie hält man das aus, ohne vor Wonne kaputt zu gehen?

Von außen ist der Duomo nix Besonderes,



aber selbst ich als aktenkundiger Non-Aficionado von Christentum, Jesusklumpatsch und Heiligentümelei war ich doch beeindruckt und erfreut von soviel farbenfrohen und ganz offensichtlich meisterhaften Kunsthandwerks dessen in Augenscheinnahme noch durch (zwar vom Band stammende, aber immerhin) durch den Duomo hallende Orgelklänge versüßt wurde:  

"Storie della Vergine" von Lippi (1467-1469)

 

Capella della santissima Icone

Inhaltlich natürlich alles grober Unfug, Quatsch mit Sauce und Käse aber die Ergriffenheit und Ernsthaftigkeit, mit der diese Fantasyszenen künstlerisch verewigt wurde und die Unbeirrbarkeit und Unbedingtheit, mit der damals an ein anderes, besseres Leben nach dem Jammertal hienieden, bis zum Ende an ein „das Beste kommt noch“ geglaubt wurde, berühren einen in ihrer Unbedarftheit und naiven Entschlossenheit schon.

Danach gingen wir weiter zur Ponte. Auch diese, ein mittelalterliches Aquädukt aus dem 14. Jhdt., 76 m hoch, 230 m lang, war beeindruckend (wenn auch an diesem Tag, natürlich!, geschlossen, d.h. nicht überquerbar):



Da sich über uns schon wieder die Wolken zu türmen und die Himmel zu verfinstern begannen, zog es uns zurück in die feine Stube, woselbst wir die Zeit mit Müßiggang, Lektüre und derlei Süßigkeiten vertaten, bis es Abend und Zeit für das zuvor reservierte Dinner im Hotelrestaurant wurde.

Selbiges stellte sich als einziges Lowlight von Spoleto heraus, denn trotz der geringen Zahl an Gästen im Speisesaal dauerte es 40 Minuten, bis wir das akzeptable (mehr nicht) Antipasto (Auswahl an Schinken, Käse und Salumi) serviert bekamen, das wir uns teilten. Als zweiten Gang (bzw. nach italienischer Zählweise „primo piatto“) hatten wir beide die gleiche Pasta bestellt. Doch als man ihn auftrug, staunte ich nicht schlecht, da die Portion allenfalls für von einem All-you-can-eat-Buffet kommendes Playmobilmännchen mit Magenbypass, das keine Pasta mag, angemessen gewesen wäre. Als wir aufgegessen hatten, ca. 2 Minuten später, zahlten wir und verließen die ungastliche Stätte, wo das Schlimmste, Ärgste, Garstigste übrigens das „Brot“ gewesen war. Jene durch einen Backvorgang in trockenste Erstarrung gezwungene Widerlichkeit war uns zusammen mit den Getränken auf den Tisch gestellt worden und zuerst glaubte ich, als ich den ersten Bissen im Mund bewegte, ich äße versehentlich eine eigenwillige Deko, die wie Brot aussehen sollte. Dieses Zeug, das ich nicht durch die respektvolle Bezeichnung Brot adeln werde, war ganz offensichtlich steinalt, trocken und dennoch zugleich zäh mit spektakulär unattraktiver Mundhaptik und schmeckte auf schlechtestmögliche Weise nach nichts. Diese zerfurzte Matratzenfüllung war so absurd weit von ‚Brot‘ zu Nennendem entfernt, daß ich in einer Mischung aus Überraschung und Empörung auflachte, so schlecht war es, so auch die Liebste.  Es mußte sich bei dieser Abscheulichkeit wohl um eine besonders mißlungene, miserable Manifestation des traditionell ungesalzenen „Brotes“ der Toskana handeln (wo wir uns schon gar nicht mehr befanden): Angeblich geht, so weiß es die Wikipedia, die Tradition, das Brot nicht zu salzen, auf einen Streit zwischen den rivalisierenden Stadtrepubliken Pisa und Florenz im Mittelalter zurück. Pisa erhöhte die Salzsteuer erheblich und Florenz beschloss, sich nicht erpressen zu lassen und das Brot eben ohne Salz zu backen.

Es sei dem Toskaner, der es für zulässig hält, Brot ohne Salz zu machen, daher hiermit kundgetan, daß Pisa und Florenz und die ganze Toskana Frieden haben, man keine Salzsteuer mehr entrichten muß, Salz frei erwerblich ist und ohne in den Ruin zu gehen soviel dessen in seinen Brotteig gegeben werden kann, wie man will und es nötig ist, daß es schmeckt. Und nein, es ist nicht putzig, geschichtsbewußt oder tradiotionstreu, sein Brot nicht zu salzen, weil es früher mal so war, sondern einfach nur dumm und scheiße! Gern geschehen, Italien und Italientouristen (besonders Deutsche).

Nach dem Essen bzw. Eßchen rechtschaffen hungrig zogen wir noch kurz nach Spoleto aus, um mir ein Panini mit Prosciutto crudo zu besorgen, das, im Zimmer verzehrt, mir endlich Geschmacksgenuß und Sättigung verschaffte. Nach angenehmer Nacht wurde uns noch ein sehr gutes Buffet und frischer Kaffee zum bisher besten Frühstück in Italien kredenzt, so daß wir zufrieden und versöhnt auscheckten und zur vorletzten Station aufbrachen.

 

Palestrina

Schon als wir zur Mittagszeit die steilen Straßen zur Stadtmitte Palestrinas hinauffuhren, begegneten uns auffallend wenige Menschen, alles wirkte wie ein ausgestorbenes Geisterdorf. Wir stellten das Auto ab und suchten unsere Unterkunft. Man hatte es wohl überflüssig gefunden, ihren Namen an die betagte Fassade zu schreiben – so rieten wir - offenbar richtig - und betraten wahllos ein ältliches Gebäude, auf dem in altmodischen, ausgeschalteten Leuchtbuchstaben über einer verschossenen und in ihrer ausgefahrenen Position festgerosteten Markise „Albergo“ stand.

Das „Hotel“ war aus der Zeit gefallen und das ist jetzt nicht nur so eine Redensart. Es war in den 60ern eröffnet und seither offenbar größtenteils unverändert gelassen worden. Im uralten Aufzug hing eine vergilbte und sehr positive Rezension des Hauses aus den 70er Jahren! Es war offensichtlich, daß in diesem Hotel seit seiner Eröffnung die Zeit stehen geblieben ist (es gibt z.B. keine Elektronik, stattdessen ein handschriftliches Gästebuch und Karteikarten, in dem man umständlich und mit zum Blättern angeleckten Fingern unsere Reservierung suchte); alles wirkte völlig überholt und altmodisch (und nicht auf eine gute Weise), war zernutzt, abgestoßen, bröckelte und/oder war marode und so häßlich, daß es schon wieder witzig war (an der Rezeption lag ein Touristenführer für Palestrina zum Ausleihen, aus dem Jahr 1981 :D); die halb ausgefallene Flurbeleuchtung war so schlimm und zugleich unheilvoll bläulich und düster, daß es zusammen mit dem Linoleumboden wirkte wie das Horrorkrankenhaus in

Silent Hill

Das Motto des muffigen Personal (oder seiner ruhelosen untoten Seelen, die verdammt sind, an diesem Ort zu verweilen, bis sie eine 5-Sterne-Bewertung bei TripAdvisor bekommen), das wahrscheinlich noch aus der Gründerzeit des Hotels stammt, scheint hinsichtlich jeglicher Art von Fortschritt und damit einhergehendem Komfort zu sein: „Neumodischer Tinnef, brauchen wir nicht!“ In der "Lobby", einer Art Flur mit alten Ledersofas, liefen zwei Fernseher UND ein Radio mit unterschiedlichen Programmen gleichzeitig laut und um die Wette, so daß an ruhig dort sitzen und lesen nicht zu denken war, da man von der Kakophonie in kurzer Zeit meschugge wurde.

Auch die Zimmer waren superhäßlich und ähnlich heruntergekommen und uneinladend wie der Flur; es gab nur schreckliche, grellweiße Beleuchtung und als wir abends zurück ins Zimmer kamen und das Licht einschalteten, gab es erst einmal im ganzen Haus für mehrere Minuten einen Stromausfall. Die Betten waren, wie gewöhnlich, unbequem, die Schränke klemmten, die Klimaanlage war offensichtlich antik (und sowieso aus), im Bad gab es Silberfische und die Wände waren so dünn, daß man den Säugling nebenan plärren und die Jugendlichen auf dem Platz vor dem Hotel bis 3, 4 Uhr in die Nacht balzen und herumproleten hören konnte, was den Schlaf sehr erschwerte.

Das Ganze wirkte wie eine Mischung aus Norman Bates‘ Motel (wobei die Mutter statt im Keller zu verwesen, noch Dienst am Schalter tat), einem verlassenen Krankenhaus, in dem es spukt und einem verstaubten und seit den 90er-Jahren wegen Einsturzgefahr und Schädlingsbefalls geschlossenen Beatnik-Museum.

Doch genug des Abschweifs, wir waren nicht des Hotels wegen in der, wie sich zeigte, ziemlich merkwürdigen Stadt vor den Toren Roms, sondern u.a., um den steilen Straßen und Hängen ihrer Altstadt herumzusteigen, die in ihrer heutigen Position zur Römerzeit in einer riesenhaften Tempelanlage gelegen hätten. Das „Heiligtum“ selber schauten wir uns nicht an, da uns der Eintritt überzogen teuer erschien, stiegen aber so hoch, bis wir die letzten Häuserreihen erreichten und wurden mit einem spektakulären Ausblick belohnt: 

 


Bei all dem begegnete uns kaum eine Menschenseele, wodurch sich der Eindruck der toten Stadt noch verstärkte. Auch bot sich mir eine Szene dar, die ich als

"Der Italiener. Geschichte in einem Bild"

 bezeichnen möchte :D

Nach einer kleinen Siesta schauten wir uns dennoch tapfer weiter um, auch wenn der Besichtigungsmuskel langsam zu ermüden unsere touristische Disziplin nachzulassen begann, sahen uns noch die zigste Kirche an, freuten uns auch hier an den alten Häuschen, der Vintage-Patina und grüßten die Statue Giovanni Pierluigi Palestrinas,

hat vieles richtig gemacht

 der nachvollziehbarerweise von hier stammte und kehrten am Abend, als langsam Leben in die Stadt und die Leute aus ihren Häusern auf die Straße kamen in einer unscheinbaren Schenke, dem „l’Oracolo“, ein und genossen dort ein vorzügliches Mahl aus Focaccia, heiß und frisch aus dem Steinofen, Trüffelpasta (Liebste) und Pizza (nach römischer Art, mit dünnem, knusprigen Boden und schmalem Rand) mit Lardo di Colonnata (moi). Dazu bestellten wir nach all den Wasserorgien der letzten Tage genüßlich eine Literflasche Coca Cola. Diese war aus Glas und das eiskalte Gesöff aus ihr schmeckte herrlich und viel besser als jenes aus den bekannten Plastetuben.

Zur Nacht dann, die weder gut noch geruhsam sein sollte, legten wir uns schließlich widerwillig in unserer Horrorherberge nieder. Etwaige Gespenster suchten uns nicht heim sondern waren vermutlich bereits an Altersschwäche gestorben. Am Morgen gab es ein überraschend unschlechtes Frühstückchen aus frisch gebackenem Croissant, Einzeldosisverpackung Nutella und ordentlichem Kaffee, das uns der grummelige und uralte Gemahl der Empfangsdame hinstellte.

Rom

Gegen 9 Uhr verließen wir diesen merkwürdigsten Ort unserer Reise und fuhren eine halbe Stunde bis zum Billig-Flughafen Roms, dem „Ciampino“, wo wir das Auto abgaben und von dort aus mit Bus und Metro in die Innenstadt gelangten: gut 24 Stunden in Rom lagen vor uns. Es begann mit einem Paukenschlag, denn als wir die Metrostation „Termini“ verließen, verhielten wir unseren Schritt und standen unmittelbar hiervor:

kolossal. Bei Tag

und bei Nacht!

Auf den ersten Blick ein beeindruckendes Gebäude, das nicht von seiner überlebensgroßen Reputation zu trennen ist: stets denkt man „DAS ist das berühmte Kolosseum!“, wenn man es sieht, den Kopf im Nacken, um es in Gänze zu erfassen.

Wir suchten schnell unsere nicht weiter erwähnenswerte, weder schlechte noch gute Unterkunft, 5 Gehminuten vom Kolosseum auf, luden unser Geraffel in ein winziges Zimmerchen und stürzten uns wieder in das Abenteuer Rom. Wir gingen als Erstes zurück zum Kolosseum und umrundeten es einmal komplett (hinein wollten wir nicht, aus Prinzip: zu teuer, viel, viel zu viele Leute und aus Sorge, nur enttäuscht feststellen zu können; „Wie? DAS isses?!“). Und erst, wenn man es umrundet und auch die weniger häufig photographierten Schmuddelstellen zu sehen bekommt, bröckelt die Fassade bzw. differenziert sich der Eindruck, der sich einem davon vermittelt.

Deshalb und allgemein muß ich an dieser Stelle die Römer (also die neuen, nicht die alten) einmal schelten. Es ist ihnen nicht gelungen oder sie hatten keinen Wert darauf gelegt, das Kolosseum, aber auch viele andere bekannte Bauten, all die grandiosen Hinterlassenschaften der Antike, Zeugnisse einstiger Größe und Macht, nicht einmal die berühmtesten und bedeutendsten auf eine würde- und sinnvolle Weise, in die moderne Groß– und Landeshauptstadt, die Rom geworden und heute ist, einzufassen. Das Kolosseum steht mitten in der Innenstadt, neben einer breiten Verkehrsstraße, einfach so ‘rum. Es ist nicht irgendwie abgetrennt, es gibt keine Umfassung, keine „Hinleitung“, keine Wege, die zu ihm führen; stattdessen sind häßliche Absperr-Gitterzäune an einigen Stellen um es herum aufgestellt, die Sprayer oder sonstige Vandalen schwerlich aufhalten würden. Polizisten oder Sicherheitsheinis, die es bewachen, gab es hingegen keine.

Auch wirken viele der antiken Stätten ungepflegt, leicht heruntergekommen, manchmal regelrecht schäbig und nicht ihrer Bedeutung entsprechend präsentiert, so, als würde nicht viel Mühe und Geld investiert, um sie instand und in einem präsentablen, ansprechenden Zustand zu erhalten. An Geldmangel kann das wohl nicht liegen, wenn man die horrenden Eintrittspreise und die „Tourismusabgabe“ in Höhe von 4 € pro Nacht und Nase gewärtigt; allein letztere dürfte der Stadt eine halbe Milliarde pro Jahr einbringen. So wird eine etwas unsympathische Haltung kenntlich: man ist sich des nicht abreißenden Touristenstroms sicher, kann an Eintritt fast verlangen, was man will, muß aber nicht viel tun, um die Sehenswürdigkeiten zu erhalten oder gar attraktiver oder schöner zu präsentieren.

Ich hatte daher den Eindruck, daß es Rom nicht gelingt, seine zwei „Funktionen“ oder „Aufgaben“ parallel zu bewältigen und zu integrieren: als größte Metropole (2,8 Mio. Einwohner) und Hauptstadt Italiens mit dem ganzen anhängigen Politzirkus, Administration etc. und als eine der bedeutendsten historischen und kulturgeschichtlichen Stätten der westlichen Welt mit all seiner jahrtausendelangen Geschichte, seinen unzähligen Bau- und Kunstwerken aus verschiedenen Epochen seit der Antike, die jedes Jahr Millionen Menschen nach Italien ziehen, die sie bewundern und besichtigen möchten. Man hat das bei der Stadtentwicklung und -planung offenbar nicht berücksichtigt und überall war es schwarz von in ihren Strömen nicht gelenkten oder gesteuerten, einander auf die Füße tretenden, knipsenden und schlangestehenden Touristen und irgendwo dazwischen müssen ja auch noch ein paar Italiener, die tatsächlich in Rom leben und/oder arbeiten (müssen), darunter gewesen sein. Wenn eine Stadt derartig viele Touristen anzieht wie Rom, muß sie, so meine ich, darauf achten, die Strukturen und Angebote, die nur den Touristen dienen, nicht überhand nehmen zu lassen, um den Charakter der Stadt, die ja in erster Linie auch Heimat und Lebensraum der eigentlichen Einwohner ist und sein sollte, nicht zu verderben und eine einziges Touristeninferno daraus zu machen.

Mir kam der ketzerische Gedanke, daß die zeitgenössische Mentalität der heutigen „unregierbaren“ und sich als „spontan“ gefallenden, eher zu Improvisation als Planung neigenden Italiener weniger gut zu den Erfordernissen der beiden Aspekte Roms passen könnte, als die der antiken, alten Römer, die ein Weltreich schufen und deren Erbe ihre heutigen Nachfolger anscheinend so gering schätzen.

Davon, von der Überwältigung und Sinnenüberflutung und den affenartigen Touristenmassen ÜBERALL, die man in Rom unweigerlich erlebt, hat es uns dort gut gefallen; 

Trevi-Brunnen

Pantheon

Fontana dei Fiumi

 die Stimmung in der Stadt, vor allem als es auf den Abend ging, war sehr angenehm, zugleich geschäftig und quirlig aber auch irgendwie anregend und erwartungsvoll, mit all den Möglichkeiten, die sich einem ständig und überall bieten. Nach all dem italienischen Essen hatten wir Lust und fanden es angenehm kontraintuitiv, in der Hauptstadt Italiens an unserem letzten Abend etwas peruanisches zu essen, die Liebste verlangte es heftig nach „pollo a la brasa“, welches angeblich im „Inka Chicken“ geboten wird; allein, auf dem Weg dahin kamen wir am „Lima Bistrot“ vorbei und blieben nach kurzem Plausch mit dem Kellner auch gleich da, nachdem dieser versprochen hatte, daß es hier auch gutes „pollo a la brasa“ gebe. Gab es. Und Inka Kola und eine erbaute Liebste. 


 Und einen schönen, sanften Ausklang einer grandiosen Reise durch ein phantastisches Land.

Am nächsten Morgen traten wir nach dem Frühstück und due cappucini in einem Straßencafé den etwas komplizierten Rückweg an (zu Fuß zur Metro, mit dieser zum Bahnhof, von dort mit dem Zug zum Flughafen), landeten wenig später in Köln und kamen ohne die üblichen und möglichen Fuck-Ups am späten Nachmittag zu Hause an.

Fazit:  Und wie ist es nun, dieses Italien? Nun, es war eine wunderschöne, intensive, komplexe Reise, überreich an Eindrücken und Erlebnissen, voller Genüsse. Ich traue mir an dieser Stelle nur zu, zu sagen: das, was ich gesehen habe, ist sehr, sehr schön. Tolle Landschaften, schöne, alte Städtchen und Orte, gutes Wetter, nette Leute. Eine Kultur an Speisen und Essen, die ihresgleichen sucht (ich habe nirgends auf meinen Reisen so oft so gut gegessen). Meine Sehnsucht ist nun für’s Erste befriedigt aber sicher nicht dauerhaft gestillt und oft noch und voller Freude, so weiß ich schon heute, werde ich wieder Italien bereisen.

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Reisezeit: 21.08.23 – 01.09.23