Während
ich dies schreibe, sitze ich in einem inzwischen unflätig verspäteten,
ranzigen Eurocity, der Karin und mich von Prag nach Berlin
transportieren soll, sich bisher aber eher durch zenhaftes, fast schon hartnäckig zu nennendes Stillstehen auszeichnet. Und während ich mit der lieben Gewohnheit des regelmäßigen
Bahnfahrers um das Erreichen des Anschlußzugs (mit Platzreservierungen)
in Berlin bange, stelle ich befriedigt fest, daß die DB ihr in ganz
Deutschland weidlich geübtes Vollversagen auch beflissen
auf Züge in die / aus der Tschechei ausweitet. Wobei: Tschechei sagt
man wohl nicht mehr, wegen Hitler und Rest-Tschechei und so.
Tschechische Republik heißt es, bzw. kurz: Tschechien.
Doch springen wir eine knappe Woche in der Zeit zurück: anerholt von bereits einer Woche meines Jahresurlaubs, den ich u.a. als Seestern am Eckernförder Strand
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ich, seesternförmig |
und mit anspruchsvoller Videospielunterhaltung verbracht hatte, stiegen die Liebste (Karin) und ich zu unatheistisch früher Stunde in Köln in den Zug, der uns mit Umstieg in Berlin nach Prag bringen sollte, wo ich am 28. Weltkongress der ISFG teilnehmen aber mich auch mal in dieser, wie man dauernd hört: „superschönen“
Stadt um schauen wollte. An einem Sonntagfrühabend kamen wir nach sehr
langer Fahrt endlich am Prager Hauptbahnhof an. Was man aber nur anhand
der Größe des Gebäudes erahnen konnte, in das wir schließlich einfuhren,
denn in den dreisprachigen Ansagen im Zug wurde nie von „Hauptbahnhof“
oder „main station“, sondern immer nur von „Praha britzmavruwutscheck“
oder so gesprochen, weil ja bekanntlich die meisten Menschen
tschechisch sprechen. Das war deshalb blöd, weil es mehrere Stationen in
Praha gibt; woher soll man wissen, was von Praha „britzmavruwutscheck“, „haschudkovitsch“ oder „Prrrrbl“
„Hauptbahnhof“ heißt. Und da haben wir auch schon ein interessantes
Motiv dieser Reise: Tschechisch ist ein rechtes Kauderwelsch, mit einem unglamourösen Mißverhältnis von zu allem Elend noch mit Haken, Ösen, Spornen, Giebeln und Zinken bewehrten Konsonanten zu Vokalen, welches
keiner der von mir mehr oder weniger gut beherrschten Sprachen im
Geringsten ähnelt so, daß man – gesprochen oder geschrieben – absolut gar nichts, niente, rien, nihil, zero, nada con salsa, nixikovski versteht.
Angesichts einer, wie schon am Bahnhof und später allerorten erkennbar wurde, nur als irrwitzig zu bezeichnenden Touristenzahl in dieser Stadt also ein idealer Anlaß, absolut nix auch auf wenigstens Englisch zu beschriften. Um also den Ausgang aus dem Bahnhof zu finden, mußte man sich an Piktogrammen orientieren, die der Tscheche tückischerweise aber gerne rätselhaft gestaltet:
Draußen angekommen, suchten, wie von unserer Zimmerwirtin geheißen, und fanden wir die Tram-Station Jndrssska oder so ähnlich, um von dort mit Linie 3 zur Station Vytón
oder so ähnlich zu fahren, in deren Nähe unser Appartement sein sollte.
Das einzige, was wir aber an der ausschließlich auf Tschechisch beschrifteten Tramstation lesen konnten, war die durchgestrichene 3, die uns anzeigte, daß, ja früher mal aber heuer nimmer hier die Linie 3 zu verkehren pflegte. Ein Fußmarsch hätte laut google maps
mindestens 30 min, mit Koffern über Kopfsteinpflaster vermutlich aber
länger gedauert, worauf wir auch angesichts erster Regentropfen gar
nicht mal so viel Bock hatten. Nun versuche man einmal, herauszufinden,
wie man denn mit ÖPNV alternativ zumindest in die Nähe der Wohnung, wo wir natürlich auch zu einer bestimmten Zeit mit der Zimmerwirtin verabredet waren, zu gelangen. Man kann auch keinen fragen, denn selbst wenn der Gefragte des Englischen kundig ist,
kann man ja die explodierte Tüte Konsonantensuppe, die sich Tschechisch
nennt, nicht so aussprechen, daß man verstanden wird. Ich meine, wie
fragt man einen: „How do I get to Ztřŝkutşzkratzŵy?“ Ich sage nur soviel: es ist nicht einfach. Es gelang uns aber dennoch, u.a., weil und das ist in Tschechien viel besser als daheim #keinekunst, es selbstverständlich freies WiFi an der Haltestelle (und auch in der Tram!) gab, und auf die Minute pünktlich standen wir vor der Haustür, wo, natürlich verspätet, die nette Alzbeta ebenfalls eintraf und uns Bude und Schlüssel übergab. Wir fanden, hier werde man es leidlich aushalten können:
und gingen noch schnell zum „Tesco“, einem Kleinsupermarkt, der auch sonntags bis 22 Uhr geöffnet hat (#zaunpfahl-deutschland)
und erstanden rasch das Allernötigste für Frühstück und Tagesbedarf,
bevor wir uns im Nieselregen noch auf einen Spaziergang, der Wolga
entlang, vorbei am „tanzenden Haus“
bis zum Nationaltheater aufmachten:
Dort angekommen kippte das Verhältnis von Hunger&Erschöpfung
zu Spazierlust im Regen endgültig gen ersteres, so daß noch beim
Dönerwämser um die Ecke schnell eine Salamipizza verhaftet, halb
gegessen und der Rest in einer absurd, fast comichaft übergroßen
Pappschachtel, die auf beiden Seiten unter dem Schirm hervorragte, nach
Hause expediert wurde. Für den Rückweg nahmen wir die Tram, deren
Fahrer in Prag wahrhaft recht robuste Gesellen sind, die allem Anschein nach den
Auftrag haben, Tramwagen in Prag von A nach B zu bewegen, nicht
Personen. Ob also Personen im Gleis, beim Einsteigen oder gestapelt
im Inneren sich aufhalten, gestatten sie entschieden nicht, irgendeinen
Einfluß auf ihre Fahrweise zu nehmen. Um in Prag erfolgreich Tram zu
fahren, sind also Tollkühn- und
Resolutheit, geölte Reflexe und pantherhafte Agilität gefordert,
insbesondere, wenn man einen Regenschirm und einen halb von Wasser, halb
von Fett durchgesuppten Riesenkarton zu befördern hat.
Irgendwie kamen wir jedenfalls wieder beim Appartement an, hießen das Gewesene einen Tag, wie der Angelsachse sagt, schauten noch weiter den bizarren „Preacher“ per Stream (es gab schließlich gutes WiFi) und stiegen schließlich die steile
Leiter zur harten Hochbettstatt empor. Mit dem Gedanken, daß ich mir
Prag schöner, weniger nervig und eventuell etwas besser auf des
Tschechischen Unkundige eingerichtet vorgestellt hatte, schlief ich ein.
Auch
der nächste Morgen verhieß nichts Besseres, kalt, trist, grau und
feucht, wie er war. Nach dem an einem für Nahrungsaufnahme eigentlich gründlich
ungeeigneten Tisch eingenommenen Frühstück zockelten wir los, um, zum
Warmwerden und für einen Ausblick über die Stadt, zum Vysehrad hochzukraxeln. Oben
angekommen bestätigte sich der Eindruck, daß der Tscheche das mit dem
Tourismus entweder noch nicht so ganz durchschaut oder aber sich
entschlossen hat, die uncharmante Position zu beziehen, daß er sich
ohnehin keine Mühe geben müsse, da alldorten ja an Touristen wahrlich kein Mangel sowie steter Nachschub
herrscht und man sich daher ein paar Verprellte gut und gerne leisten
könne: wir betraten einen mit einem „i“ gekennzeichneten Infopunkt, wo
es aber statt sowohl des Englischen als auch des Ortes kundiger Mitarbeiter sowie kostenloser Stadtkarten lediglich eine Vitrine voll ambitioniert bepreisten Ramsches, Talmis, Tandes und sonstiger Nutzlosigkeiten
gab, in der auch keineswegs kostenlose, dafür aber jahrzehntealte
Karten feilgeboten wurden. Außer vollständig nutzlosen Infopoints und
Karten, die ohne Angabe des eigenen Standorts ebenfalls erstaunlich
unbrauchbar waren,
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wäre ja verrückt, so einen dicken, roten Punkt mit "Sie sind hier" bzw. "brzzklrovsky trrdlovski" einzuzeichnen....tsssk |
gab es aber auch diese erhofften Ausblicke
und wir besichtigten die Basilika St. Paul und St. Peter, deren Grundstein schon im 11 Jhdt. gelegt worden war.
Auf dem Rückweg gingen wir bei – was sonst? – Lidl einkaufen, um uns für die Woche zu versorgen, buken zu mittag meine Restpizza wieder auf und stürzten uns dann wieder in Prag hinein. Auf
dem Weg mit dem Aufzug nach unten, gewärtigten wir folgenden heiteren
kleinen schriftlichen Austausch zwischen genervten Lang- und
Kurzzeitbewohnern des Hauses
Wieder entlang der Moldau, die wir irgendwann überquerten und dann hoch zum Hradschin-Platz und zur Prager Burg. Unterwegs wurden wir unterwältigt vom, so nahmen wir an, tschechischen Parlament:
Oben gab es (neben einem Starbucks) durchaus respekatble Ausblicke auf Prag,
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BÄM! |
aber auch einen übereifrigen Schupo, der „eingriff“, „dazwischenging“, „einschritt“, da ich noch besserer Sicht und Photos halber auf ein Mäuerchen gestiegen war, mich darob schalt und sich kantigen Englischs erkundigte, ob „that normal“ sei, was ich ihm zwar zusicherte, ihn aber nicht zufriedenstellte, so daß ich wohl oder übel absteigen mußte.
Da oben gab es natürlich auch einiges an altem Gebäuderat zu sehen, nur die Burg selber haben wir irgendwie verpasst (wie auch immer das möglich war):
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keine Ahnung, |
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was das hier ist. War ja... |
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alles auf Tschechisch beschriftet. |
Auf anderem Weg ging es wieder bergab, so daß wir auf der Mostecka-Straße landeten, die quirlig und voller Touristen und Touristenbedarf deckender Läden und Buden und Plakaten mit lachenden Tyrannen
Bevor wir diese und die Moldau darunter jedoch querten, besuchten wir das nette Kafka-Museum in der Nähe,
wo man sich, auch dank der vorherrschenden Dunkelheit und der Art der Installationen recht gut auf Kafka, sein Leben, sein Leiden und sein schriftstellerisches Genie einlassen konnte. Die letzten von seiner Hand geschriebenen Zeilen an seine Eltern zu lesen, bevor ihn 1924 die Tuberkulose hinraffte, hat mich berührt:
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v.l.n.r.: Kafka, moi. Das war schon ein Guter |
wo man sich, auch dank der vorherrschenden Dunkelheit und der Art der Installationen recht gut auf Kafka, sein Leben, sein Leiden und sein schriftstellerisches Genie einlassen konnte. Die letzten von seiner Hand geschriebenen Zeilen an seine Eltern zu lesen, bevor ihn 1924 die Tuberkulose hinraffte, hat mich berührt:
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Montag geschrieben, am 2.6.1924, gestorben am 3.6.1924 |
Im Museumsshop wurde als Andenken ein stilisiertes Portrait Kafkas über
Prag, das mit seinem Schaffen untrennbar verbunden scheint, erworben
und schenkte die Liebste mir einen Band mit jüdischen Geschichten aus
dem alten Prag, darunter die Legende von Rabbi Löhw und dem Golem.
Anschließend
querten wir genüßlich, langsam und alle naselang stehenbleibend und
staunend und v.a. zusammen mit ca. 4 Mio. anderen Touristen die
Karlsbrücke, deren Bahn folgend wir direkt in die mit weiteren,
zahllosen Sensationen, Sehenswürigkeiten (u.a. Salvatorkirche, neues Rathaus, Rathausuhr, Altstädter Ring) und v.a. 600 Mio. anderen Touristen vollgestopfte Altstadt gelangten:
Wir querten den Altstadtring und gingen noch bis zum Platz mit dem Hybernerhaus, wo wir kurz verschnauften, Heißschokolade und Tee tranken und dann appartementwärts
fuhren. Dort hielten wir uns noch so lange wach, bis mein Geburtstag
anbrach und mir die Liebste eine liebe kleine Bescherung bereitete
(DWEF-Tasse! Yay!).
Am Geburstagsmorgen wurde ich zum Frühstück im Café „Terapie“ eingeladen, wo es lecker Rührei gab und wonach wir wieder Richtung Altstadt fuhren und auf der anderen Moldauseite das Museum für Prager Mythen und Legenden besuchten, wo recht trashig
und klein aber doch ganz nett bekannten und weniger bekannten Prager
Legenden mit Schrift und Installationen aufgewartet wurde. Darunter
natürlich der Golem des Rabbis Löw aus dem Prager Ghetto
Unterwegs stießen wir zufällig auf Bruce Willis, der sich eine Wachsfigur von mir ansah:
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die Liebste greift zum Striezel |
und zu Mittag trafen wir dann eine Freundin, die zufällig auch in Prag war. Leider mußte ich, während die anderen noch speisten, eilig aufbrechen, um zu einem ersten arbeitsbezogenen Zusammenkunft nicht allzu spät zu kommen. Am Abend dann gingen wir noch zusammen zur Eröffnungsfeier des Kongresses, wo wir mit meinen Studenten zusammentrafen und es auch Getränke und Häppchen gab.
Die nächsten Tage standen dann für mich im Zeichen eben jenes Kongresses, so daß mir für Prag wenig Zeit blieb.
reichte es aber doch. Und am letzten Abend nach geleisteter Kongressteilnahme noch für einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt und das jüdische Viertel,
wo auch Exponenten des zurecht berühmten jüdischen Humors zu beschmunzeln waren
und ein Abendessen mit Tapas beim Spanier. Dann war die Zeit in Prag auch schon vorbei. Schön ist diese alte, geschichtsträchtige Stadt. Und voll. Und günstig. Ob sie lebenswert ist, kann ich (noch) nicht sagen. Überhaupt habe ich noch kein rechtes Gefühl für Prag bekommen, vielleicht auch, weil ich so wenig über Prag weiß. Ich
muß (will und werde) wiederkommen und dann besser vorbereitet sein,
denn ich muß gestehen, daß ich gar nichts über gar nichts wußte, nur,
daß Kafka hier gelebt und Mozart hier große Erfolge gefeiert hatte. Prag erinnert natürlich stellenweise an Wien, mit all den famosen, ehrfurchtgebietenden, großen, alten Bauten mit Geschichtshauch, den Pflasterstraßen, den vielen Leuten überall, den Kutschen, dem großen Fluß. Aber es ist auch anders. Etwas heruntergekommener, angeschangelter, mit anderem Flair, rauherem weniger geschmeidigen Charme, ohne den Schmäh, ohne das Morbide. Wien bleibt unerreicht. Es muß seinen Grund haben, daß auf der (Mercer-)Liste der lebenswertesten Städte diese auf Platz 1, Prag jedoch nur auf Platz 69 vertreten ist. (Andererseits ist Düssel-fucking-dorf of all places auf dieser Liste auf Platz 6, was die Glaubwürdigkeit derselben in fragwürdigstes Licht rückt)
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Wider Erwarten schafften wir in Berlin den Anschluß, kamen spät in Köln an, ruhten dort einen Tag aus und stiegen dann in den schwarzen Tod, in dem wir gen Süden den Breisgau rollten.
Urlaub im Schwarzwald also. Klingt irgendwie spießig, aber gut, man ist ja auch keine 28 mehr. Aber um dort ur zu lauben muß man erstmal dorthinkommen, was vom Rheinland aus anscheinend ziemlich weit ist, auf jeden Fall irgendwie weiter, als gedacht. Ich hatte so mit vier Stündchen gerechnet, fünfeinhalb waren es aber am Ende, so daß wir gegen 15 Uhr endlich ins Parkhaus fuhren, wo ich, fußläufig nah der Wohnung, die treue Kutsche einstellen konnte. Den Schlüssel zur in der kopfsteingepflasterten und kanaldurchzogenen Fischerau wirklich allerliebst gelegenen Butze
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im "cabaña"-Häuschen wohnten wir |
übergab
uns ein Schlüsseltresor qua Code-Eingabe. Direkt unter der Wohnung
waren übrigens die Räumlichkeiten des „Möchtegernspaniers“ namens „Cabaña“, dessen späte, angetrunkene Gäste auch, wie sich später herausstellte, des Nächtens keineswegs in Betracht zogen, ihre jeweiligen Abschiede oder Rauchkonversationen
leise zu veranstalten. Die Bude war klein (zum Glück war Platz gespart
worden, indem nur ein einziges Frühstücksmesser vorgehalten wurde) aber
brauchbar, was wir nur schnell konstatierten, alles mitgeschleppte Gelumpe hineinwarfen und hernach sogleich die wirklich sehr schöne und ein wenig Grimms-Märchen-mäßige Innen- und Altstadt mit unser Neugier beglückten.
Wir stellten sogleich fest, daß hier noch der aus Norden schon geflohene, große Sommer herrschte und uns sohin sicher noch einige südlichere Tage geschenkt waren, so daß wir als dafür falsch ausgestattete Nordmenschen uns als erste Amtshandlung (sehr) kurze Beinkleider beim einschlägigen Billigkleiderhöker/Kinderarbeitgeber einkaufen mußten, um den Temperaturen etwas entgegensetzen zu können. Den Rest des Tages und die milder werdenden Abendstunden bummelten wir durch all die Straßen, Gassen und Gäßchen, über Plätze, vorbei an Domen,
Wir stellten sogleich fest, daß hier noch der aus Norden schon geflohene, große Sommer herrschte und uns sohin sicher noch einige südlichere Tage geschenkt waren, so daß wir als dafür falsch ausgestattete Nordmenschen uns als erste Amtshandlung (sehr) kurze Beinkleider beim einschlägigen Billigkleiderhöker/Kinderarbeitgeber einkaufen mußten, um den Temperaturen etwas entgegensetzen zu können. Den Rest des Tages und die milder werdenden Abendstunden bummelten wir durch all die Straßen, Gassen und Gäßchen, über Plätze, vorbei an Domen,
und entlang der „Bächles“,
wie die Kanäle emtlang der Straßen hier heißen. Es gefiel uns außerordentlich gut. Gerade Innen- und Altstadt, die wir vom herrlichen Spätsommer perfekt in Szene gesetzt vorfanden, schmeicheln Aug‘ und Ohr (denn hier sind Straßenmusiker nicht wie daheim bedrogte Junkies, die immer den einen selben Ton aus einer Blockflöte hupen, sondern Konservatoriumsschüler, die auf Geige und Fagott (!) Pachelbel spielen), vermitteln einen Eindruck von Gemütlichkeit und Geborgenheit ohne aber zugleich stickig, kleinstädtisch oder gar kleinbürgerlich zu wirken, wozu auch die vielen Studenten, die, so unser Eindruck, jeglichen vielleicht naturgemäß dieser Region BWs immanenten Konservatismus durch einen gewissen rot-grünen Linksdrall ausgleichen. Und wenn Köln die höchste Kneipendichte hat, dann hat Freiburg sicher die höchste Dönerbudendichte. Die gibt es da ernsthaft in höherer Konzentration als Bäckereien und Apotheken. Dennoch ist der Döner überall teurer als daheim. Unterwegs besorgten wir auch die, wie ich zugeben muß, umfangreichen Paraphernalien für ein Frühstück, das meinen strengen Ansprüchen an diese Mahlzeit genügt. Die Liebste verlangte es schließlich irgendwann nach indischer Kost und wir suchten uns mit traumwandlerischer Sicherheit den schlechtesten von vier Indern in Freiburg aus, wo ich zahlreiche grobe, dafür kaum gewürzte Klumpen Hühnerfleischs, deren Joghurtsauce vergessen worden war, zusammen mit furztrockenem Reis mit einer Tunke befeuchtete, die durchaus stark aber leider undifferenziert würzig war. Ich glaube, Karin erging es besser, dennoch hätten wir besser anderes gewählt (das nächste Mal wird geyelpt oder so…). Hernach verfügten wir uns zur Interimsbleibe über dem Kanal und beschlossen das Tagwerk.
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links ein Bächle |
wie die Kanäle emtlang der Straßen hier heißen. Es gefiel uns außerordentlich gut. Gerade Innen- und Altstadt, die wir vom herrlichen Spätsommer perfekt in Szene gesetzt vorfanden, schmeicheln Aug‘ und Ohr (denn hier sind Straßenmusiker nicht wie daheim bedrogte Junkies, die immer den einen selben Ton aus einer Blockflöte hupen, sondern Konservatoriumsschüler, die auf Geige und Fagott (!) Pachelbel spielen), vermitteln einen Eindruck von Gemütlichkeit und Geborgenheit ohne aber zugleich stickig, kleinstädtisch oder gar kleinbürgerlich zu wirken, wozu auch die vielen Studenten, die, so unser Eindruck, jeglichen vielleicht naturgemäß dieser Region BWs immanenten Konservatismus durch einen gewissen rot-grünen Linksdrall ausgleichen. Und wenn Köln die höchste Kneipendichte hat, dann hat Freiburg sicher die höchste Dönerbudendichte. Die gibt es da ernsthaft in höherer Konzentration als Bäckereien und Apotheken. Dennoch ist der Döner überall teurer als daheim. Unterwegs besorgten wir auch die, wie ich zugeben muß, umfangreichen Paraphernalien für ein Frühstück, das meinen strengen Ansprüchen an diese Mahlzeit genügt. Die Liebste verlangte es schließlich irgendwann nach indischer Kost und wir suchten uns mit traumwandlerischer Sicherheit den schlechtesten von vier Indern in Freiburg aus, wo ich zahlreiche grobe, dafür kaum gewürzte Klumpen Hühnerfleischs, deren Joghurtsauce vergessen worden war, zusammen mit furztrockenem Reis mit einer Tunke befeuchtete, die durchaus stark aber leider undifferenziert würzig war. Ich glaube, Karin erging es besser, dennoch hätten wir besser anderes gewählt (das nächste Mal wird geyelpt oder so…). Hernach verfügten wir uns zur Interimsbleibe über dem Kanal und beschlossen das Tagwerk.
Am
nächsten Morgen lernte ich auf dem Weg zum Bäcker, warum der Franzose
eigentlich ADN sagt, wo der Rest der Welt DNA sagt. So tut er nämlich,
um häufige Verwechslungen mit einer Zeitung zu vermeiden, die etwa
„Neues aus dem Elsaß“ heißt:
sondern auch einen Bismarck-
und einen Schloßbergturm, von dem aus man sogar noch eine bessere Sicht hatte:
Bis früh nachmittags kraxelten und strawanzten wir da oben herum und
setzten, nach kurzer Siesta in der Bude, den Stadtbummel fort und
nahmen dabei auch ein Heißgetränk beim angeblich besten Kaffeehöker der
Stadt ein. Am Abend holten wir uns Essen nach Hause und taten wie der Adosleszente tut: Netflix’n chill.
Danach spazierten wir auf den Flanken des Berges herum, wo es einen Skulpturenpfad,
Naturwiesen, ein geschlossenes Sonnenobservatorium, das Nazi-Engländerdenkmal
und
ein Museumsbergwerk
gab. Letzteres wäre sicher interessant, doch es gab gerade keine Führungen, so daß ich mir vornahm, noch einmal wieder zu kommen. Wieder in Freiburg war zwar der Liebsten jedoch nicht meine Wanderlust gestillt, so daß während sie im Städele blieb ich abermals auf den Schloßberg stieg und von dort, einen Vortrag über die Philosophie und Ethik des Suizids hörend, durch einen herrlichen, schattigen Spätsommerwald
gab. Letzteres wäre sicher interessant, doch es gab gerade keine Führungen, so daß ich mir vornahm, noch einmal wieder zu kommen. Wieder in Freiburg war zwar der Liebsten jedoch nicht meine Wanderlust gestillt, so daß während sie im Städele blieb ich abermals auf den Schloßberg stieg und von dort, einen Vortrag über die Philosophie und Ethik des Suizids hörend, durch einen herrlichen, schattigen Spätsommerwald
nach Herdern wanderte, was ein sehr hübscher Vorort von Freiburg ist, von dem aus ich mittels ÖPNV wieder zurück in die Stadt gelangte. Dort, wiedervereinigt mit der Liebsten, bummelten wir noch ein Weilchen durch die pittoresken Gäßchen
mit den hübschen Häuschen,
an denen wir uns nicht sattsehen konnten, schaukelten an der zuvorkommenderweise an einer Brücke angebrachten Schaukel,
und beschlossen endlich den Tag und unsere Zeit in Freiburg mit einer Einkehr im „amara“, einem sehr empfehlenswerten Oriental-Imbiss.
Freiburg? Da kann man hin und wieder hin.