Dienstag, 6. Mai 2014

Bad Oeynhausen

Ich war eingeladen worden, nach Bad Oeynhausen (BO) zu fahren, dort zu thermalbaden und zu wandeln, im Kurpark und der einschlägig benannten Halle, mich mästen, es mir wohlergehen und allgemein den Herrgott einen ausgedachten Mann sein zu lassen. Solche Einladungen auszuschlagen, sieht mir nicht ähnlich und so fand ich mich am Tag der Arbeit in einem Reisebus, gelenkt vom damit seiner Arbeit nachgehenden Hubert aus Aachen, auf dem Weg nach BO wieder, welches wir auch nach ca. 2 Stunden Fahrt glücklich erreichten. Seinen Namen hat es übrigens von ihmchen hier,


der die Thermalquelle, die BO zum "Bad" macht, entdeckt hat. Da ich die "Bali Therme", in der man in jenem den Tiefen der Erde entstiegenen Wasser baden, dümplen, kneippkuren, friedensreich verharren und ähnlich behagliches tun und lassen kann, besucht habe, konnte ich feststellen, daß entgegen anderslautenden Anpreisungen diese Plörre keineswegs dem Durstigen zum Verzehr anempfohlen werden kann, sofern dieser nicht gerade einen Trunk aus abgestandenem Rostwasser, in das einer reingefurzt hat, bevorzugt.

Aber BO ist nicht nur ein Bad sondern auch ein Kurort mit amtlichem Kurpark,

Das Kaiserpalais in imposanter Kulisse
darin oberamtlichen Wasserspielen,


und dort kann und soll gewandelt und mit auf dem Rücken verschränkten Armen philosophierend geschritten werden und eines Tages, wenn sich  meine wirtschaftlichen Verhältnisse stabilisiert haben werden, werde vielleicht auch ich Freunde zu mir in den Garten einladen und auf deren eventuell sich nicht vermeiden lassende Frage, wo denn sich Erleichterung verschafft werden könne, zu antworten vermögen: Für Gäste bitte im

ganz recht: Badehaus II

Da fragt man sich, wie wohl Badehaus I aussehen mag... Der Park ist indessen reichhaltig belebt von verschiedenen Bewohnern, z.B. zahlreichen Einwohnern BOs, die allesamt sehr alt zu sein scheinen und dort ihre verschiedengestaltigen rollenden, stützenden und sonstwie der in Rückbildung begriffenen Gehfähigkeit behelfende Gerätschaften ausführen. Doch auch diesen Entenfreunden

Familie Ente vorm

und beim Bade

gefällt es hier ebenso wie merkwürdigen Damen, die einem aus dem Nichts kommend die weder smalltalktaugliche noch als unbeschwerter Konversationsöffner dienliche Frage stellen, ob man denn wisse, wie die Zukunft werde und einem auf die Antwort: "Äh....watt?" folgendes Faltobjekt mit den besten Wünschen überantworten und dann von hinnen gehen:



Ich konnte dem Werk jedoch nur wenig hilfreiches entnehmen, denn natürlich sind es wieder einmal Jesus und Jehova, denen das Einrichten einer guten Zukunft zugetraut und die Bibel, die als verlässliche Quelle (laut Bibel) genannt werden und obwohl ich den jovialen Ton mochte ("Jehova hat richtig Sehnsucht nach Menschen, die gestorben sind"), zog ich es vor, statt mich durch das Blättchen erretten, mich lieber dadurch erbauen zu lassen, ihm, zu einem Schiffchen gefaltet, beim Dümpeln mit den Enten zuzusehen.

Doch nicht nur im Park, wo man die Bauten von außen sieht, ist es nett, auch im Inneren namentlich im Kaiserpalais pflegt man es imposant. Es gibt dort nämlich ein angenehm oldschoolig wirkendes Varieté, schön mit Garderobe und Kartenverkauf und alles mit Stuck und Säulen, Lüstern, Leder und schwerem rotem Sammet



Da dürfen auch Waldorf und Statler nicht fehlen.


Als ich zwischendurch einmal Zeit und weder zu kuren, baden noch wandeln hatte, erlief ich mir einen Eindruck BOs, wie es da aussieht, wo gerade kein Kurpark ist. Fast, wie um die fehlende Prunkumgebung zu kompensieren, tragen in BO die gewöhnlichen Straßenbäume chicen Strick


und die Reformatorinnen sprechende Namen


und dort habe ich endlich den Ort gefunden, an dem nicht zu sein ich so oft schon anderen gegenüber als Grund für vorenthaltene Schonung proklamierte.


Doch auch die unkurparkenden Plätze BOs sind nicht ohne Schönheit



Schön auch, daß des Bades Jugend der gesunde Widerstandgeist adoleszenter Agents Provocateurs

und doch zugleich fast subversive philsophische Tiefe zu eigen ist


Solchen wilden Surm-Seelen mag sich daher folgende illustre Stätte für klandestine Zusammenkünfte bieten


wo selbst die Granden der Zunft ihr Können sehen zu lassen sich nicht zu scheuen scheinen


In der Innenstadt schließlich bekennt sich BO zum Bodenständigen und setzt mit diesem herzigen Brunnen einen ironischen Kontrapunkt zum kaiserlichen Prunk und steriler Pracht:


So konnte ich denn, wenig erholt zwar doch gut gesättigt an Leib und Seele von gutem Schmaus und dem Gefühl des Ausgleichs meinen Abschied nehmen. Ob ich wiederkehre....? Man wird sehen.