Auf der ewig langen Strecke zu einem Bistro, wo wir auf unseren Anschlußzug warten wollten, aber von niemandem bedient wurden, kam uns kein Mensch entgegen. Eigentlich unverständlich, da der Flughafen neben den Laufbändern, auf denen sich trefflich mit der eigenen Geschwindigkeitswahrnehmung experimentieren läßt, auch noch eine weitere Attraktion bereithält: eine Art Zeitmaschine in die 90er Jahre.
die zu enge Blouson-Lederjacke und die Ludenlocken darf sich der geneigte Betrachter gerne dazu vorstellen |
naja, nicht ganz so schlimm. Aber es herrschte doch unmißverständlich verschneiter, atemkondensierender und akrenanästhetisierend eisiger Winter. Selbst unserem Flugzeug war kalt
Was mir hingegen das Herz erwärmt hat, war gleich von der ersten Säule herab daran erinnert zu werden, daß in dieser Gegend nicht nur winters stets ein grimmer Frost, sondern auch der Schöpfer der schönsten Musik gewirkt hat.
Christian Thomasius guter Mann, der an der Abschaffung gleich zweier Kirchenklassiker (Hexenprozesse und Folter) mitwirkte, empfängtt einen im Löwengebäude |
will ich noch eben die durch Zeitmangel wie unwirtliche Witterung zugestandenermaßen karge touristische Ausbeute aus Halle ausbreiten: das Zentrum Halles, so belehrte uns niemand geringeres als der Sprecher einer Abordnung der Halloren (s.u.), sei sein Marktplatz. In dessen Mitte steht das Denkmal des zurecht gerühmten G.F. Händel, des sicher berühmtesten Sohnes der Stadt
der einem hier aber allerorten, so auch in der Lobby unserer Herberge, begegnet
Aber auch in der Peripherie hat der Hallenser seinerzeit nicht unbeträchtliche und nun als Wahrzeichen dienliche Bauten untergebracht, wie den Roten Turm und die Marktkirche
wie so oft in Halle ist es nahezu menschenleer. Hier ein zu Leere und wetterlicher Tristesse passender Soundtrack: |
und natürlich den verwirrenderweise als „Leipziger“ bezeichneten aber konsequenterweise auf der Kreuzung von „Leipziger Straße“ und „Am Leipziger Turm“ aufragenden Turm.
In der Nähe des Markts holten sich diese Grazien auf dem Brunnen vor St. Ulrich den Tod, wären sie nicht von bildender Kunst in die ewige Duldsamkeit kalten Metalls gegossen.
der Bau dient heuer als Konzerthalle erbaulicherweise weitaus gedeihlicheren Zwecken als der Götzenverehrung |
und damit zum Abend keiner der herbeiströmenden Ring-Jünger glättehalber hinschlagen möge, machte der wack’re Mann mit der tuckernden Apparatur am Morgen bei gerade wieder einsetzendem Schneefall unermüdlich die Wege frei (man muß ihn sich mit Camus wohl als einen glücklichen Menschen vorstellen…).
Halle in diesem tiefen, menschenarmen Winter hatte etwas stoisches, winterruhendes und wirkte auf mich, als genieße es, es nicht paradox zu finden, sich an seiner Melancholie erfreuen zu können (eine Empfindung, die es mit mir teilte).