Samstag, 21. Juni 2025

Comida peruana - Essen in Perú

 

Die peruanische Küche gehört zu den besten der Welt und seit ich regelmäßig mit Menschen aus diesem Land verkehre, habe ich erst Neugier und dann zunehmend Begeisterung für peruanisches Essen entwickelt. Die Peruaner selbst sind nicht minder von ihrer guten Küche begeistert, reden gerne, viel und ausdauernd über ihre liebsten Gerichte und Essen, Kochen und Genießen spielt in dem Land eine große Rolle.

Warum ist das Essen hier so gut? Weil es soviele Zutaten gibt, aus denen sich Gerichte bedienen und soviele Einflüsse, die bei deren Verarbeitung zusammenwirken und fusionieren können. Es gibt hier Einflüsse der indigenen Küche, es gibt japanische und chinesische („Chifa“) Einflüsse, natürlich das „Criollo“ (also spanisch-europäische Residuen), von den ehemaligen Sklaven, die es auch in Peru gab, herrührende afrikanische Einflüsse, die sich aus einer überaus artenreichen Flora und Fauna bedienen, um die phantastischsten Gerichte zu kreieren.

Mir war von vorneherein klar, daß unsere Reise auch eine kulinarische sein und ich endlich die Gelegenheit erhalten würde, originale peruanische Gerichte mit Zutaten, die in Deutschland einfach nicht zu bekommen sind, zu kosten, darunter unzählige Mais- und Kartoffelsorten, von denen die Liebste dauernd schwärmt.

Die Köstlichkeiten dieses Landes sind mir daher einen eigenen Eintrag hier wert. Also, was habe ich, haben wir gegessen in Perú?  

Gerichte

Chicharron

 
Aeropuerto

Antichucos de corazon

Chaufa amazonica

costillos fritos

Ja, ich habe Cuy, „Meerschweinchen“, gegessen, das besonders in der Region um Cusco zu den absoluten Spezialitäten gehört, so daß es dort zahlreiche darauf spezialisierte „Cuyerias“ gibt. Es war durchaus schmackhaft, aber nicht so schmackhaft, daß ich es noch einmal bestellen würde, weil erstens nicht viel dran ist und zweitens so ein Mopped zu verspeisen, wegen der vielen kleinen Knochen sehr fummelig und friemelig ist:

cuy chactado

espagueti saltado

lomo saltado

parilla

pizza con adobo arequipeña

pollo broaster

   Salchipapas


-        Pollo a la brasa

-          Papas rellenas

-          Humitas

-          Arroz tapado

-          Llama-Fleisch

-          Alpaca-Fleisch

-          Rocoto rellena

             Kebab peruano 


    Getränke

Limo mit Zitronengrasgeschmack

Fanta "kola inglesa"

Mate de coca
 

     Obst und Früchte

-          Chirimoya

-          Mango

-          Granadilla

-          Guanabana

-          Kaktusfeige

-          Caña

-          Drachenfrucht

-          Lima

-          Lucuma

-          Spezialbanane

-          Spezialbanane 2


FAZIT: Ich habe in diesem Land nicht einmal schlecht oder nur mittelmäßig gegessen, meist habe ich Inca Kola oder Maracuyá dazu getrunken, alles war köstlich bis sehr köstlich, auch das, was wir von den Cholitas mit ihren kleinen Wägelchen am Straßenrand kauften und im Stand verputzten, die Früchte, die wir in Mercados erstanden, waren reif, süß, saftig und so lecker, daß man bekloppt wurde und daß ich hier nicht nennenswert zugespeckt habe, ist wohl den fehlenden Snacks und Zwischenmahlzeiten sowie täglich vielen Tausend Schritten zu verdanken.

Aber: „Der Peruaner kann kein Brot und kein Frühstück“

So warnte die Liebste mich, den staatl. zertifizierten Brot- und Frühstücksaficionado, bevor wir zum ersten Hotelfrühstück in Arequipa aufbrachen. Und sie behielt schmerzlich recht!

Alles, was zu einem klassischen Frühstück gehört, - mit Ausnahme der frischen Früchte natürlich-, war in (fast) allen Hotels, in denen wir waren (Arequipa, Chivay, Puno, Cusco) aufsehenerregend miserabel. Es gab maximal drei Sorten „Brot“/Brötchen, zwei davon waren uralte, an den Rändern bereits mit der Mumifizierung flirtende Scheiben Weizen- und „Vollkorn“toasts, die mit Sicherheit viele Tage in Folge hingestellt und wieder abgeräumt wurden. Und dann gab es „pan serrano“, etwa dreieckige backwerkartige Gebilde, die vermutlich Brötchen imitieren sollten. Leider hat dem Peruaner niemand gesagt, daß durch Aufschlämmen von Mehl und Backtriebmittel mit Wasser ohne Salz und anschließendes Verbacken nichts verzehrenswertes, sondern eben jene nach sterilen Fürzen im Nichts schmeckenden Abscheulichkeiten, die sich kaum schneiden lassen, da sie vor allem aus Luftblasen bestehen, ins Dasein gequält werden.

Butter gab es ausschließlich in winzigsten Legomännchen-Einzelverpackungen, die, wie die knatschgelbe Farbe der darin befindlichen Elendsschmiere verriet, nicht gekühlt und jeden Morgen einfach erneut hingestellt wurden, bis sie qua Verzehr durch Unglückliche wie mich oder ein überaus großzügig ausgelegtes Verfallsdatum von der qualvollen Existenz erlöst werden. Hinzukam, daß bei jeder ! einzelnen! Verpackung die Folie beim Abziehen immer entzweiriß, so daß Pulen und Knibbeln der Zweckdienlichmachung jener erbärmlichen Fettkleckse stets voranging.

Es gab unter Frischhaltefoliebahnen aufgereihte Viertelscheiben sowohl widerlichen, bitteren als auch vollständig geschmacksfreien Plaste-Industriekäses, unter Frischhaltefoliebahnen aufgereihte Viertelscheiben ebenfalls geschmacklosen Formvorderschinkens, in einzelnen folienversiegelten Näpfchen verpackte Schrottmarmelade (meist zudem noch ausschließlich in Kackvarianten wie Orange, Acerola, Pimmel oder Fußnagel) und natürlich nie so etwas wie Nutella.

Oft gab es jedoch große Wärmeschalen mit schweren peruanischen Gerichten, z.B. reichhaltigen Eintöpfen oder dicken Suppen, die sicherlich schmackhaft aber zum Frühstück für unsereinen (= Touristen, die nicht im Begriffe sind, mit einer Spitzhacke eine Straße aufzureißen) völlig verfehlt sind.

Wenn es Flakes oder Musli gab, dann meist nur zwei Varianten, eine davon gluten- und geschmacksfrei, die in ihren staubigen Behältnissen vermutlich schon seit der peruanischen Unabhängigkeit dem Verzehrtwerden entgegenalterten. Und, und das mag überraschen, auch Kaffee und Saft waren nicht gut; der Kaffee allenfalls im unteren Bereich von akzeptabel (Arsch und Friedrich – wahrscheinlich verkauft der Peruaner den guten Kaffee, der er anbaut, sämtlich ins Ausland), die Säfte, trotz der phantastischen Möglichkeiten in diesem Land, fade, ungekühlte, breiige Mompen, die kaum nach den angeblich dafür verwendeten Früchten schmeckten.

Also noch ein Fazit: nein, wirklich, der Peruaner kann kein Frühstück und obwohl er wahrhaftig genug Touristen aus Europa bzw. dem „Kontinent“ hat, gelingt es ihm nicht, diesen mit wenigstens dem Imitierenwollen dessen, was unsereins morgens gerne hätte, entgegenzukommen.

Übrigens: auch in den Supermärkten, auch den großen, war die „Brotabteilung“ stets ein (!) schmales Regal, in dem drei Sorten labberigen Industrieweißbrots und -toasts, manchmal noch ein paar Packungen „Vollkorntoast“ standen – das war es. Der Peruaner tut mit Broten wie der Ungar mit Wegen: er macht keine und daß Brot regelrecht nach etwas schmecken und einiger Kauarbeit bedürfen kann, ist ein ihm unvermittelbares Konzept. Wäre aber ja auch fast schon  ungerecht, wenn es in Peru zu all der kulinarischen Pracht auch noch gutes Brot gäbe…

Dienstag, 17. Juni 2025

Längs der Küste, über die Linien bis zur Wüste

 

Nazca und die Nazca-Linien

Ica und Huacachina

Paracas

Nach der Rückkehr aus dem Süden und kurzem Aufenthalt in Lima stiegen wir zu unatheistisch früher Morgenstund in Julios, der Liebsten Vetters gutes deutsches Automobil und fuhren mit ihm und seiner netten aber leicht bematschten Dulcinea (die auch unsere Zimmerwirtin war) bei deshalb immer einem spaltweit geöffneten Fenster die Panamericana gen Süden.

Wie schon bei den zahlreichen Taxifahrten erlebt, bewahrheitete sich auch  hier, daß Autofahren in Peru ein ganz besonderes abenteuerliches Vergnügen ist. Auf unguter Piste und mit Latinomusik im Salon fährt man Bögen um Schlaglöcher, bremst vor mitten auf der Bahn befindlichen brutalen Bremsschwellen hart ab, um in Zeitlupe drüberzurollen (und schmerzverzerrt das Gesicht zu verziehen, wenn die tiefergelegte Karre dennoch ein „Krrrrrrz“ von sich gibt), überholt, wenn irgendmöglich den nächsten der unzähligen Laster vor einem, die Geschwindigkeitsvorgaben dabei nonchallant als eher unverbindlich ansehend („no hay controles de radar, acá“), weicht Straßenhunden, die sich für eine Spontansiesta mitten auf die Fahrbahn legen, aus, hupt vor Kurven, bei sonstigem Bedarf, vorsichtshalber oder aus Gusto, erwirbt, in Schrittgeschwindigkeit auf die Mautstation zurollend, durchs offene Fenster Kekse von der fliegenden Händlerin und hält gelegentlich zum Tanken und Pinkeln bei einer der staubigen „grifos“ an.

Und so fuhren wir viele, ingesamt acht Stunden, zunächst durch die potten- ja empörend häßlichen und bekannt-elenden Ausläufer Limas und dann durch zusehends interessanter bis hin zu spektakulär werdender Steppen- und Wüstenlandschaft, bis wir von der Straße auf eine Schotterpiste abbogen, die zu einem kleinen lokalen Flugplatz führte, von wo aus man mit kleinen nicht zu 100% vertrauenerweckend aussehenden Propellermaschinen für 100$ die berühmten Nazca-Linien überfliegen konnte. Der Flugplatz und die LuftaufsichtsWellblechbarracke darauf war Perú at its best: angeschangelte Ranzigkeit, gemischt mit Chaos, Geschäftstüchtigkeit, Opportunismus und Improvisation: ca. 5 oder 6 verschiedene Anbieter balgen sich dort, sich und ihre Preise gegenseitig niederschreiend, um die in der Wartehalle gelagerten Touristen, deren Kohle und die Gelegenheit, erstere in ein Flugzeugchen und letztere ins Portefeuille zu verfrachten und über insgesamt 32 von dort erreichbare Nazca-Linien zu fliegen. So auch uns (= Liebste und ich, da Julio das schon kannte und die Dulcinea ganz urplötzlich Schißbuchse hatte). Wir wurden von einer „Jalladora“ geschnappt, gewogen!, für flugwürdig befunden, belehrt, abkassiert und nach mit Empanadas, Fanta „cola ingles“ und Huancaina überbrückter Wartezeit (es gab einen kurzen Sandsturm, der sicheres Fliegen verunmöglichte), „checkten wir ein“, so mit Paß vorzeigen, Sicherheitskontrolle etc., saßen kurz darauf in einer kleinen zweimotorigen Cesna:

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und wurden von routinierten (Co-)piloten

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samt nur bruchstückhaft verständlichem Audiokommentar per Kopfhörer über die berühmten Hinterlassenschaften der Nazsa im Wüstenboden gejökelt:

 

Ein absolut faszinierendes, sensationelles Erlebnis. Die riesigen Figuren, „Geoglyphen“, die dort vor mehr als 2000 Jahren in den Boden geschrieben wurden, kann man nur aus der Luft richtig erkennen; die, die sie in grauer Vorzeit machten, haben sie nie so gesehen, wie wir. Unglaublich, atemberaubend, phantastisch! Unvergesslich!

Geflasht, erschüttert und begeistert fuhren wir weiter bis Nazca, wo wir uns ein Hotel suchten, abstiegen, kurz den sehr überschaubaren und nicht elogenwürdigen Ort erkundeten und schließlich in einer Chifa lecker Chifa schmausten.

Am nächsten Morgen fuhren wir zurück nach Norden Richtung Ica, wo wir anhielten, weil Julio uns unbedingt die lokaltypische Nascherei „Chocotejas“ kosten lassen wollte. Die weißen, so sprach er, mit Zitronen drin, seien besonders köstlich. Was nicht stimmte. Andere aber waren durchaus schmackhaft und so erwarben wir auch gleich ein Kästchen zum Mitnehmen. Ica selbst war, wie schon Nazca, nichts besonderes (es gab also nichts, was ich nicht in bisher allen peruanischen Städten vorgefunden hatte) und wir fuhren gleich weiter und zwar: in die Wüste von Ica in einen Ort namens Huacachina.

Und da überraschte und überwältigte dieses krasse Perú mich abermals, denn auf einmal standen wir mitten in einer Oase in der Wüste, umgeben von Sanddünen, einige 100e m hoch und einem Sandmeer bis zum Horizont:

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Ich kam aus dem begeisterten, ungläubigen Staunen nicht mehr heraus. Ne echte, ernsthafte, richtige Wüste! So viele Landschaftstypen in nur einem Land! Phänomenal. Und in dem Ort herrschte noch dazu so eine gechillte, hippiemäßige, urlaubsartige Feier- und Ferienstimmung. Es gefiel mir außerordentlich gut dort:

Huacachina is good to me

 

Wir suchten uns ein Hotel, das in einem alten Konventsgebäude oder so, lag und so viel Charme es außen ausstrahle, so stark waren die Kerker- und Zellenvibes in den düsteren, gewölbeartigen 4m-Decken-Zimmern, wozu auch das Unabhängigkeitskriegszeitbad und die marmor-und-supermansbizepsharte Bettstatt beitrug. Nun, ich hatte inzwischen gelernt, mich in Peru mit qualitätsarmer Bettruhe abzufinden und war ja auch sowieso nicht zum Schlafen da; zum Essen kehrten wir zum ersten Mal in ein nicht peruanisches Restaurant, eine Art Italiener, ein, wo ich lecker Pizzeken bekam.

Nach einer kleinen Siesta machten wir uns auf den Weg zu einem spektakulären Wüstenabenteuer, das wir zuvor beim Jallador „Mario“ gebucht hatten: Mario hatte uns einen Wüstenbuggy nur für uns und mir eine Partie Sandskiing und zum Abschluß noch den Genuß des Sonnenuntergangs ganz oben auf den Dünenkämmen versprochen und das kleine, keineswegs wortkarge und quirlige Männlein hatte Wort gehalten: bevor es losging, mußte ich noch zum Skiverleiher (was auch sonst in der Wüste?), der, konfrontiert mit der Information, daß ich Skischuhe der Größe 46 zu leihen begehrte, große Augen und dann einen Ausflug in den Keller machte, wo er die Elefantengrößen (aus peruanischer Sicht) bzw. Nicht-Legomännchengrößen (aus deutscher Sicht) lagerte. Ich erhielt schließlich Skischue, Skier, Skistöcke und eine alte Kerze, mit der, so schärfte der Höker mir ein, ich meine Ski trefflich zu wachsen hätte, wolle ich nicht ein ungedeihliches Gesichtspeeling mit Fresse in Sand erhalten.

Und dann fand ich mich in der absurden Situation, nebst nur der Liebsten (Julio kannte das schon und passte und die Dulcinea hatte wieder urplötzlich Schißbuchse) mit geschulterten Skiern bei knapp 30°C skistiefelhalber ungelenk hinter Mario her durch den Wüstensand zu staksen. Schwitzend und endlich erreichten wir unseren Buggy

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in dem unser tollkühner Fahrer mit uns, die Dunes ordentlich bashend, durch die Wüste, die Hänge hinauf und herab raste. Es machte einen Heidenspaß und wir feierten das Erlebnis begeistert. Oben auf einer Düne hielt er an und während wir noch ein paar Photos machten, wachste er schon einmal meine Skier – unzureichend, wie sich später herausstellte -, damit keine Zeit verloren ging, der Sonnenuntergang war nicht mehr fern. Ich schnallte an und stürzte mich den Sandhang hinunter: es war, als wäre ich nie weg gewesen von der Piste. Allerdings hatte sich auf 4/5 der Strecke das Wachs verbraucht, nicht jedoch meine kinetische Energie: die Skier blieben abrupt stehen, die Bindungen öffneten sich gnädig und yours truly machte geschmeidig den Adler :D – wenn man nicht alles selber macht, dachte ich –; die Liebste hingegen stürzte sich, auf einem Sandboard liegend, ebenfalls den Hang herab. Todesmutig würde ich nicht sagen, da ihre Fahrt erst begann, als unser Buggyfahrer, ihres „no quiero“-Gezeters müde, sie entschlossen in den Hand schubste: ihre Freude am Abenteuer jedoch, war sehr echt 😊

Wir verbrachten noch etwas Qualitätszeit mit Buggyfahren, Sandskiing und -boarding und wurden endlich zu einem sweet spot für die Inaugenscheinnahme des Sonnenuntergangs in der Wüste gebracht:

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Ein absolut phantastischer, adrenalin- und actionreicher und ein wenig auch romantischer Trip, der unglaublichen Spaß gemacht hat !!!

Bild (die Oase Huaca-fucking-china im Abendrot)

 

Nach einem Abendmahl beim selben Italiener, hart-unkommoder Nachtruhe und einem, wie gewohnt, mediokren Frühstück stiegen wir in den trauten Benz und fuhren nach Paracas, wo wir rechtzeitig eintrafen, um an Bord eines Bootes zu den faszinierenden Felsformationen bei Paracas rauszufahren.

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Auf einem Felshang ist dort der berühmte „Kandelaber“ zu sehen, eine weitere mehr als 2000 Jahre alte Geoglyphe, die man nur vom Wasser aus sehen kann.

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Es gab aber auch reichlich Fauna, lustige Vogelfreunde

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und einen Seelöwenpascha mit Harem zu bestaunen.

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Staunen taten aber nur wir, Julio, die Liebste und ich, denn die Dulcinea hatte sich unerwarteterweise zwar an Bord getraut, ihr wurde aber sofort übel, so daß sie die gesamte, zugegeben bisweilen wellenhalber holprige bzw. hopsige Fahrt mit zugepressten Augen, die Knie umklammernd in Fötusstellung verbrachte. Keinen Tag würde ich so leben wollen!

Zurück an Land begannen wir die lange Rückfahrt. Zuerst aber wollte uns Julio noch mit uns in einem von ihm geschätzten Restaurant, das in einem alten Hacienda-Gebäude, sagen wir, etwas abseits des Weges, man könnte auch sagen: JWD!, lag. Dort hinzukommen gestaltete sich rechtschaffen abenteuerlich, wozu auch beitrug, daß die in Perú lieber noch als google maps genutzte Navigationsapp „Waze“ einen überaus originellen Weg vorschlug: wir verließen die asphaltierte Straße und bogen in einen weniger befestigten Weg ein, der nach und nach erst zur dirt road völler Schlaglöcher und schließlich zu einem kaum von etwas anderes als einem Trecker fahrbaren exakt Kfz-breiten Feldweg, den wir ziemlich lange mit ca. 5 km/h entlangkrochen, vorbei an Feldern, Landschaft, sehr viel Nichts und ganz vereinzelt armseligen Häuschen und Hütten, wo in den einschlägigen Horrorfilmen die inzestgebeutelten Hillbillie-Killer hausen und verirrte Touristen schlachten, ausweiden und zu Sülze kochen würden. Hier saßen nur sehr alte, sehr indigene Cholos davor und staunten mit aufgerissenen Augen und zahnlosen Mündern über die mit Pitucos und Gringos vollgestopfte deutsche Nobelkarrosse, die in Zeitlupe und von den Unebenheiten und Schlaglöchern im Weg lustig auf- und abwippend an ihrer Behausung vorbeiömmelte. Dann geschah es: mitten im Nichts kam uns ein riesiger Laster entgegen:

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Keine Chance, aneinander vorbeizufahren, 2-3 km im Rückwärtsgang zurückzufahren wurde ebenfalls ausgeschlossen, auch der Laster konnte nicht zurück. Ich lehnte mich zurück, längst den peruanischen Stoizismus angenommen habend und war einfach nur aufrichtig gespannt, was jetzt wohl passieren würde, da Julio, der den Eindruck erweckte, immer noch den Ruhepuls eines Pandas im Winterschlaf zu haben, ausstieg und auf den es ihm gleich getan habenden Lasterfahrer zuging. Würden sie einander beschimpfen, des anderen Mutter beleidigen, drohen, ankündigen, ihren Onkel/Vater/Vetter zu rufen, schubsen, Schellen austeilen? Leider geschah nichts dergleichen, sondern sie arbeiteten an einer Lösung, die beinhaltete, daß Julios Benz in eine Bresche, die man in die Vegetation am Wegesrand schlug, kundig hineingewunken wurde, dabei einen Winkel von ca. 40°C einnehmend und der Laster im Schrittempo und wirklich nur Millimeter von des Benzens Lack entfernt, an ihm vorbeiglitt. Danach bugsierte Julio sein Kfz wieder auf den Weg und wir fuhren weiter. Abenteuerlich. Aber gelöst auf die peruanische Art 😊

Das Essen auf der beeindruckenden Hacienda, bei der wir irgendwann ankamen, war phantastisch und wir fühlten uns dort sehr kolonialherrenmäßig.

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Danach aber ging es zurück nach Lima, abermals stundenlang über die Panamericana bis wir, längst im Dunkeln, die häßliche Hauptstadt erreichten und ein anstrengender aber extrem eindrucksvoller, toller und unterhaltsamer Trip sein Ende fand und ich bin dem guten Julio sehr dankbar, daß er uns, seiner Cousine und ihrem Gringo, diese phantastischen Seiten seines Landes gezeigt und dabei einen so netten und verlässlichen Chauffeur für uns gespielt hat.

Dienstag, 10. Juni 2025

Durch den Süden Perus

Arequipa

Chivay und Colca Canyon

Puno und Titicaca

Cusco und Valle sagrado

 

Natürlich hatten wir nicht geplant, unsere gesamte Zeit in Lima verbringen und hatten uns deshalb lange im Voraus eine schöne Route zusammengestellt, die uns nach einem Flug nach von Arequipa von dort aus über den Colca Canyon und Puno am Titicacasee bis Cusco und zum „heiligen Tal der Inka“ führen sollte. Diese individuelle Tour hatten wir bei einem auf Peru spezialisierten Reiseveranstalter gebucht, da auch die Liebste sich nicht genug auskannte, um vernünftige Hotels, sichere Busse und ehrliche Führer finden zu können. Ach ja: Machu Picchu, eines der modernen Weltwunder, haben wir ausgelassen. Die Liebste war schon da und ich wollte und will mich nicht an seiner allmählichen Zerstörung beteiligen, die der Massentourismus dort unweigerlich und sehenden Auges der Gierigen anrichtet. Ich hätte es furchtbar gerne gesehen, aber noch lieber ist es mir, wenn es solange wie möglich der Welt und vor allem den Peruanern erhalten bleibt und meinen kleinen Beitrag dazu zu leisten. Ich gelobe, mir Photos und Dokumentationen über dieses Weltwunder anzusehen und mich über seine Geschichte und Bedeutung kundig zu machen, ohne ihm Schaden zuzufügen!

 

Arequipa und Colca Canyon

Wir flogen also von Lima nach Arequipa, was relativ reibungslos funktionierte und dort erwartete uns mit Namensschild schon ein Taxist am Ausgang, der sehr nett und redselig und sichtlich stolz auf seine Heimatstadt Arequipa war. Es war eine sehr krasse klimatische Veränderung vom eher kühlen, klammen, grauen Lima zum sonnigen, mittags sehr warmen und sehr hoch (2.335 m) gelegenen Arequipa. Es dauerte auch nicht lange und die sogenannte „Höhenkrankheit“ („sorrocho“ auf Peruanisch) machte sich bei uns Flachlandtirolern bemerkbar: das Herz schlägt merkbar schneller und kräftiger und man verspürt den Zwang, tiefer und häufiger zu atmen. Auch kleine, eigentlich alltägliche Aktivitäten, wie einen Koffer tragen oder eine Treppe steigen, strengen enorm an und man ist sofort außer Atem und allgemein eher platt und abschlagen.

Die Fahrt vom vergleichsweise und in Anbtracht dessen, daß Arequipa Perus zweitgrößte Stadt mit mehr als einer Mio. Einwohnern ist, lächerlich kleinen Flughafen ins Zentrum, wo unser Hotel lag, war, wie schon zuvor in Lima, ernüchternd. Soviel Häßliches, Unfertiges, Schäbiges, Schmutziges, Armes und Heruntergekommenes! Erst, als wir das Zentrum erreichten, mehrten sich allmählich wieder die Kolonialbauten, die oft auch nicht in bestem Zustand waren, aber nicht ganz so elend und verkommen wirkten, wie die golemhaften Bauten der äußeren Regionen.

Wir hatten im netten kleinen Hotel kaum Zeit, anzukommen, einzuchecken und abzuladen, da mußten wir auch schon los, um die äußerst herzliche, nette Stadtführerin zu treffen, eine ältere Dame, die uns bei einer Privatführung nur für uns in einer Mischung aus Deutsch und Spanisch wichtige Orte, Dinge und Plätze in der „weißen Stadt“, wie Arequipa auch genannt wird, zu zeigen. Darunter natürlich die wunderschöne Plaza de Armas, wo auch Arequipas beeindruckende Kathedrale steht

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den Mercado, wo es nicht nur unendlich viele Hüte an ungezählten und scheinbar immer gleichen Ständen und Büdchen zu kaufen gibt, sondern wir auch eine Tüte exotischer Früchte erwarben, um des Gringos unterentwickelter Obstkunde beizuhelfen, und uns von einer casera noch - jeweils eher unterwältigende und leider sackwarme- Smoothies frisch und „para llevar“ anfertigen ließen,

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und natürlich das berühmte Kloster Santa Catalina, das das bedeutendste religiöse Bauwerk Perus darstellt:

 

Das Kloster ist in rot (wo die Novizinnen bis zu ihrer Weihe wohnten) und blau (wo man nur als „echte“ Nonne, die es ernst meinte, hindurfte) gehalten, ist so groß wie ein eigenes Stadtviertel, 20.000 qm, und hat eigene Straßen, Häuschen und Kapellchen.

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Am Morgen des nächsten Tages stiegen wir, noch immer schnaufend und nach Luft schnappend, in einen wenig kommoden Van, zusammen mit 6 anderen Reisenden, 4 unsympathischen Spaniern und 2 netten älteren Engländern und dem Guide „Wilmar“ und verließen Arequipa, um uns auf den Weg in den Colca Canyon zu machen, der noch viel höher als die weiße Stadt liegt.

Der höchste Punkt unserer Reise lag bei fast 5000 m; wir machten dort kurz Rast und in dieser Höhe nahmen die Ausfallerscheinungen drastisch zu, die Liebste kippte fast aus den Latschen und auch mir war zugegeben nicht unblümerant.

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Wir fuhren lange über mittelgute Straßen durch die peruanischen Anden, das altiplano, staunten und ließen die grandiose aber auch karge Landschaft und die gewaltigen Berge im Hintergrund auf uns wirken:

Bild (Hochplateau)

Dort laufen Llamas, Alpacas und die selten gewordenen Vicuñas in freier Wildbahn herum:

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Gegen Nachmittag erreichten wir Chivay, von wo aus wir am Folgetag den Colca Canyon erkunden würden und das auf über 3.600 m Höhe liegt. Diese Andenregionen, die Sierra, wie es hier heißt, sind recht extrem. Zu den Effekten der großen Höhe kommen auch tägliche Temperaturschwankungen von 25°C (in der Sonne) bis zu -5°C nachts. Unser Hotel, die „Casa Andina“, besteht aus kleinen strohgedeckten Hütten, die neben einem Haupthaus in einer netten Gartenanlage zusammen stehen. Wegen der nächtlichen Kälte (Heizungen gibbet beim Peruaner nich‘) hatte das Bett 4 Decken, eine davon beheizbar, außerdem stand ein winziger, strombetriebener Radiator in der Bude.

Wir nutzen den Nachmittag, um Chivay zu erkunden, zockelten japsend und im Rentertempo einher und waren zuerst ziemlich ernüchtert; niemand war auf den schmuddeligen, nicht asphaltierten Straßen der vermeintlichen Geisterstadt unterwegs, auch hier war alles arm, arm, arm, runtergekommen und angeranzt,

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hier und da gab es winzige Lädchen, in denen winzige Cholita-Omis ihre nicht vorhandene Rente durch den Verkauf von Keksen, Getränken, Bonbönchen und kleine Dingen des täglichen Bedarfs aufzubessern versuchen. Wieder fragte ich mich, wieviel Prozent der peruanischen Bevölkerung so arm leben muß und mir wurde klar, daß viele dieser Menschen ein arbeitsfreies Leben nach Jahrzehnten der Arbeit, eine friedliche Rentenzeit gar nicht kennen... Wir bogen um eine Ecke und standen unvermittelt vor einem kleinen Fußballstadion, wo gerade ein Spiel stattfand. Über einen Zaun hinweg sah man, daß der Rasen in gutem Zustand war, eine Tartanbahn den Platz umschloss und sogar eine kleine überdachte Tribüne existierte. Dafür ist anscheinend Geld da – Prioritäten eben… Neben uns standen kurz gewachsene Cholos, die so arm waren, daß sie sich den Eintritt von umgerechnet 2,5 € nicht leisten konnten, auf mitgebrachten Holzklötzen, um über den Zaun sehen und von draußen ihr Team anfeuern zu können. Das ist wirklich eine ganz andere Welt hier.

Abends aßen wir in einem absoluten Einheimischen-Lokal sehr lecker zu Abend, einer schmuddeligen Pollerìa und totalen Ranzbude, an deren wenigen Tischen sich vielköpfige peruanische Familien tummelten und ortslogischerweise Brathuhn vertilgten. Was aber dann nach dem Essen folgte, war eine der schlimmsten Nächte, an die ich mich erinnern kann: ca. 8 m gegenüber dem Fenster unseres Schlafzimmers stand ein Haus mit Blechtor, hinter dem ein offenbar von Asozialen UND Dämonen besessener, wahnsinniger und mit Meth gedopter Köter wütete und ohne Unterlass wie irrsinnig kläffte, er hörte und hörte nicht auf. Wir hofften, mit Ohrenstöpseln und von der Höhe immer noch völlig erschöpft, trotzdem einschlafen zu können,  doch zumindest mir gelang das nicht. Ich wälzte mich neben der Liebsten in unserem inzwischen eisig abgekühlten Zimmer auf einem kruppstahlbetonharten Bett hin und her und wachte entweder von Hundegebell oder vor Atemnot immer wieder auf; hinzukam ein weiterer, als „Höhendiurese“ bezeichneter Effekt der großen Höhe, der dazu führt, daß ich jede Stunde pinkeln musste- um 2 Uhr nachts, das Gekläffe war so rasend wie zuvor, gesellten sich zu der Liste der Grausamkeiten noch zunehmende Schmerzen des Zwerchfells beim Einatmen, das die andauernde tiefe Atmung nicht gewohnt und nun überlastet war. An Schlaf war nicht zu denken – wie sollte ich den Trip am nächsten Tag in den Canyon, der um 7 beginnen sollte, durchstehen?; um halb 3 konnten wir nicht mehr und baten bei der Rezeption um Hilfe. Es dauerte noch eine ganze Weile, aber irgendwann war Ruhe, nachdem man zuvor Stimmen gehört hatte, wir vermuten, daß die „Serenazgos“, die örtliche Polizei angerückt waren, denn diese Art von Ruhestörung ist sogar in Peru verboten. Ich fand dennoch keine Ruhe und war, als um dreiviertel 6 der Wecker klingelte, völlig gerädert.

Der Tag wurde dennoch gut, da ich, als ich gefrühstückt im Bus saß, doch nicht so vernichtet war, wie befürchtet und die Fahrt durch den Canyon und etliche kleine Andendörfchen, wo wir zu Besichtigungszwecken anhielten, bis zum Aussichtspunkt, von dem aus man hoffentlich Condore würden fliegen sehen können, doch genießen konnte.

Und wir hatten Glück, denn die Condore kamen. Und wie:

Begeistert, beseelt und glücklich, diese grandiosen und zugleich majestätischen wie potthäßlichen Aasfresser noch erlebt zu haben (in Peru gibt es nur noch 300 von ihnen) fuhren wir zu einem Buffet-Restaurant zum Mittagessen, wo ich unter anderem leckeres Alpaca-Steak aß. Der Nachmittag war frei, wir verbrachten ihn mit einem langsamen Rentnerspaziergang durch Chivay, wo die Liebste ein Baby-Alpaca fütterte

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und aßen abends in einem komplett leeren, sehr kalten aber nicht schlechten Restaurant, wo ich maximum level Peru erreichte und höhenhalber immer noch nach Luft schnappend aber mit Gusto ein gebratenes Meerschweinchen verspeiste. Am nächsten Morgen nach besserer aber nicht guter Nacht stiegen wir ein letztes Mal in den Van und verließen Chivay gen Puno.

 

Puno und der Titicacasee

Die Fahrt von Chivay nach Puno sollte etwa 5 Stunden dauern. Unterwegs machten wir für Middach an der phantastischen Lagunilla halt:

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Als wir uns Puno näherten und durch die Vororte fuhren, war mein Grausen noch größer, als wie bei Lima geschildert. Hier war alles noch schlimmer, unfertiger, ärmer, häßlicher, heruntergekommener, unordentlicher und prekärer als in der Hauptstadt. Kaum ein einziges Gebäude das fertiggestellt oder verputzt war, die Straßen in beklagenswertem Zustand, bettelarme Leute in schäbiger Tracht, die verzweifelt Tand, Tinnef und staubige Wasserflaschen auf Decken auf dem Boden sitzend zum Verkauf anboten. Nicht zu fassen, daß so viele Leute hier so leben müssen. (Ich habe kurz recherchiert: in der Tat soll Puno zu dem ärmsten Regionen Perus gehören)

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Auch hier wurde es etwas besser, als wir uns der Innenstadt näherten. Durch aberwitzig enge Straßen und um Haaresbreite an Menschen, Hausecken und anderen Autos vorbei fuhr uns der wackere José bis kurz vor unserem, sehr netten kleinen Hotel, wo wir uns von ihm und Wilmar verabschiedeten.

Solange die von der langen Fahrt steifen Beine die müden und sauerstoffunterversorgten Leiber trugen tappten wir noch durch Puno, aßen ein Eis, besahen uns die Plaza de Armas und ich mußte minutenlang schmunzeln, als eine winzige Cholita-Greisin auf der Treppe vor der Kathedrale die Liebste als „Gringa“ anrief, die doch bitte etwas bei ihr kaufen möge. Nach einer sehr reichlichen und schmackhaften Mahlzeit bei einer sehr authentisch-ranzigen Chifa, die abgerundet wurde durch den unterirdisch trashigen „Service“ der dort Dienst tuenden ca. 13-jährigen, die vom unverdienten Trinkgeld der Liebsten so erschüttert war, daß man denken mußte, es wäre ihr erstes im Leben gewesen, hießen wir das Gewesene einen Tag und überantworteten die gebeutelten Kadaver den, wieder einmal pritschenharten Kojen.

Am nächsten Morgen wurden wir nach fast schon lächerlich furchtbarem Frühstück abgeholt und mit einer Art Sammeltaxi zum Hafen gebracht. Da sahen wir ihn zum ersten Mal richtig: den gewaltigen Titicaca-See, den höchstgelegenen schiffbaren See der Welt, in prachtvollem Dunkelblau mit einer Fläche von 8.372 qkm, davon 60% (Titi) zu Peru und 40% (caca, wie man hier witzelt) zu Bolivien gehören.  Wir bestiegen ein bequemes Passagierschiff und traten die Fahrt, betreut von „Junior“, zu den schwimmenden Schilfinseln der „Uro“, an. Nach ca. 15 min gelangen wir dort an, aus dem Fenster sah man, wie zahlreiche Schiffe wie das unsere an verschiedenen Uro-Inseln anlandeten. Das ganze ist leider eine groteske Massentourismus- und, wie bei fast allen touristischen Aktivitäten, die wir hier unternommen haben, -verkaufsveranstaltung.

Wir, d.h. die touristische Schiffsbesatzung, saßen auf Schilfballen im Kreis und ließen uns von Junior und „Jacob“, dem Uro-Inselchef (oder so ähnlich) von der Lebensweise dieser Leute, wie sie Schilf ernten, wie sie neues schwimmendes, torfartiges Material auf dem See suchen und finden müssen, um eine neue Insel zu machen und dahin umzusiedeln, wenn nach ein paar Jahren ihre altenn Insel endlich und trotz fortlaufender Wartungen unweigerlich untergehen, erzählen

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Nachdem wir dann an Verkaufstischen mit z.T. in China gefertigtem Ramsch vorbeigeführt wurden, wurde uns angeboten, für 15 Soles mit einem der Uro-Schilfboote über den See zu einer anderen Insel zu schippern, wo es Kaffee uns Klos gäbe. Alternativ hätte man auch dableiben können. Wir schipperten also – und das heißt nicht: wurden von tüchtigen Uros gerudert sondern von einem Uro in einem Motorbötchen geschoben, tranken keinen Kaffee und wurden von dort nach einer Weile von unserem ursprünglichen Boot abgeholt.

Dann ging es in 1,5 stündiger Fahrt zur Insel „Taquile“; auf dieser 5,5 km langen und 1,6 km breiten Insel leben heute noch etwa 1600 Quechua. Sie wurden erst spät entdeckt, weil sie sich bei Ankunft von Fremden vor diesen versteckten. Berühmt sind die Inselbewohner heute wegen ihrer strickenden Männer:

 

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Wer nicht strickt, heiratet nicht

Auch hier schoben sich die Touristen und Krempelverhökerer umeinander; wir nahmen’s gelassen, hofften, es möge den armen Menschen dort wenigstens weiterhelfen, kraxelten noch eine Weile auf der schönen Insel herum, genossen die Ausblicke

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und später noch ein Mittagessen auf einer sehr schönen Terrasse

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Hernach wanderten wir quer über die Insel zu einer anderen Anlegestelle als der, an welcher wir der Barke entstiegen, wo uns dann selbige wieder aufnahm und wir die anderthalb Stunden Richtung Puno zurück schipperten.

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Dort angelangt hatten wir noch Zeit, mehr von Puno zu sehen, z.B. einen großen peruanischen Supermarkt, der nicht viel anders ist, als die heimischen und wo es Preise gab, die für uns erschwinglich für einen Großteil der sehr armen Punorier…. Punoten…. Punisten…. Punicaner? aber höchstwahrscheinlich außer Reichweite sein dürften. Um die Peru-Experience zu vervollständigen bestand die Liebste zudem darauf, schnell mit dem Mototaxi zum Hotel zu fahren, wo wir die Einkäufe deponieren wollten: gleich vor dem Hypermarkt stand eines, darin ein ältlicher Asiate als Fahrer, der auf Anfrage unser Hotel aber nicht kannte. Während die Liebste noch den Straßennamen recherchierte, schepperte ein weiteres Mototaxi dem von uns auserkorenen hintendrauf, was den Fahrer wie einen Springteufel aus seinem Gefährt schießen und auf den unfähigen Trottel, wie er ihn zieh, einschimpfen und -fuchteln - er könne wohl nicht aufpassen und er sei ohnehin ein nutzloser Dirnenspross - und ihm einen Satz verdienter Schellen androhen ließ. Die Situation eskalierte (leider) nicht, das Spektakel zweier sich auf offener Straße lustig keilender und unflätig beschimpfender dreikäsehoher Mototaxisten bleibt uns unglücklicherweise verwehrt, stattdessen stiegen wir in das winzige und fragil wirkende Gefährt, in dem wir, jetzt da der Fahrer wußte, wohin es gehen sollte, durch den Punoer-Verkehr flitzten, waghalsige Abbiege- und noch waghalsigere und an der Grenze zur Lebensbedrohlichkeit rangierende, allerletztaugenblickliche Bremsmaneuver selbstverständlich inbegriffen.

Zum Dinné gelüstete es die Liebste auf einmal nach einer peruanischen Fastfood-Variante, den „Salchipapas“, Pommes mit klein geschnittenen Würstchen, dazu eine ganze Batterie verschiedener Saucen und Tunken. Und so suchten und fanden wir eine Bude, die uns dergleichen kredenzte und legten uns danach zufrieden zur Ruhe.

 

Von Puno nach Cusco

Um halb 7 wurden wir von einem José Luis und einem von ihm befohlenen Taxisten vom abermals erbärmlichen Frühstück im Hotel erlöst, die uns zum Busbahnhof kutschierten, wo ein großer, recht ordentlicher Touristenreisebus und der Reiseführer Daniel auf uns warteten. Pünktlich um 7 Uhr begannen wir darin unsere 10-stündige Fahrt nach Cusco, die durch mehrere Zwischenhalte an interessanten Orten unterbrochen wurde:

-          Pukara: dort gab es ein kleines Inka-Museum, darin eine Original Inka-Mumie saß

 

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-          La Raya: dort hielten wir nur ganz kurz, dieser beeindruckenden Kulisse halber

 

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-          Sicuani: dort spachtelten wir vom vorzüglichen Mittags- und noch vorzüglicheren Nachtischbuffet mit angenehmer Aussicht auf Wasserfälle im Vorder- und die Anden im Hintergrund

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-          Raqchi: dort begingen wir die äußerst interessanten Ruinen einer Inka-Lagerstätte und eines Inka-Tempels

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-          Andahuaylillas: wo wir eine der wichtigsten Kirchen des „barocco andino“ besichtigten, in der man, mißtrauisch beäugt von gleich mehreren Watchimen, keine Photos machen durfte. Das war mißlich, da das prachtvolle Innere der Kirche uns außerordentlich gut gefallen hat und sicher zum Schönsten gehört, was wir an Kircheninneren so kannten, erst recht in 3100 m Höhe (man kann sich das gute Stück aber zum Glück hier ansehen); so in etwa sah es aber aus:

 

Die lange Fahrt verging für mich dennoch sehr schnell, da wir fast die ganze Zeit durch spektakuläre Anden- und Hochebenenlandschaften mit Bergen, Feldern, endlosen Steppen, Flüssen und Grasland, auf dem wilde Llamas und Alpacas weideten, fuhren, das alles unter einem stahlblauen unendlichen Himmel. Ich kann mich an so etwas kaum sattsehen.

 

Cusco und das heilige Tal

Absolut faszinierend und unvergleichlich. Der Aussage unseres Reiseführerbuches, derzufolge es sich bei Cusco um die interessanteste Stadt Perus handle, ist vollumfänglich zuzustimmen! Doch der Reihe nach: Melina von der Reiseagentur und der Fahrer Romario holten uns, bei bereits einbrechender Dunkelheit (was in Peru pünktlich und ohne viel dämmernden Federlesens gegen 18 Uhr recht abrupt der Fall ist) endlich in Cusco angekommen, vom Bus ab und karrten uns im Schneckentempo durch gänzlich wahnwitzigen Verkehr zu unserem ziemlich originellen und auch annehmbaren Hotel, zu dessen unbestreitbaren Vorzügen gehört, daß dort Kiki, das hauseigene Baby-Alpaca wohnt, das das Hotel, nachdem dessen Mutter erfroren war, gerettet und ihm ein neues Zuhause gegeben hatte.

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Nun wohnt Kiki im unüberdachten Hotelfoyer in einem kleinen Häuschen und läuft tagsüber frei rum, wodurch allenthalben großes Frohlocken und Gestreichel ausgelöst wird. Kein Frohlocken löste allerdings das Bett aus, das wieder einmal hart war, hart wir der Knüppel von Räuber Hotzenplotz, das Brot sibirischer Kettensträflinge und das Los einer babylonischen Tempelhure. Dafür aber brachte uns jemand vorsorglich zwei Wärmflaschen für die Nacht, allerdings so lange vor der Nachtruhe, daß jene, als man sich diese anzutreten anschickte, bereits erkaltet waren. Nun…der gute Wille war da.

Wir nutzen den fortgeschrittenen Tag, um noch ein bißchen Cusco zu erkunden, insbesondere wollten wir die berühmte Plaza de Armas sehen und etwas essen. Wir strawanzten durch das bereits dunkle Cusco, wunderten uns über die unglaublich vielen Menschen die unterwegs waren und verstanden den Grund dafür, als wir an der Plaza ankamen: in Vorbereitung für das Ende Juni stattfindende Inti Raymi-Fest war die Plaza bereits zu einer Tanzarena umgerüstet, mit abgesperrten Bereichen für riesige Tanzgruppen und Umzüge und eigenen Zuschauertribünen. Die Tanzvorführen verschiedenster Gruppen in wilden bunten Trachten und Kostümen, natürlich mehrerer gleichzeitig, deren schon für sich genommen unschöne bis garstige Musiken auch alle gleichzeitig liefen, war bereits in vollem Gange und erzeugte eine affenartige Kakophonie.

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Lange hielt man das nicht aus, so flohen wir und suchten uns lieber noch ein Plätzchen zum Speisen. Am nächsten Morgen, nach etwas weniger deprimierendem Frühstück (es gab so eine Theke, wo man sich frische Mehlspeisen anfertigen lassen konnte, die, zusammen mit meinem stets mitgeführten Glas Nutellas, die Stimmung zu heben vermochten) holte uns die des Deutschen einigermaßen kundige Elisa ab, um, wieder gefahren von Romario, mit uns ein paar außerhalb Cuscos gelegene Inka-Stätten abzuklappern:

-          Saqsaywaman

-          Pukapukara

-          Tambomachay

-          d

Danach kehrten wir nach Cusco zurück und begingen noch den Inka-Sonnentempel, der irgendwie in einen spanischen Kolonialbau integriert wurde und die gewaltige Kathedrale von Cusco alles unter kundigen Erläuterungen Elisas. In der Kathedrale hing ebenfalls ein Bild vom letzten Abendmahl, wo J.-Man und Spießgesellen sich lecker Cuy genehmigen – folgerichtig und amüsant. Den Rest des Tages verbrachten wir mit unseren üblichen Tausende-Schritte-Märschen im Zentrum Cuscos, um einen rechten Eindruck von der Stadt zu bekommen:

Wir ließen die für Cusco berühmte Mischung aus Inka- und Kolonialerbe auf uns wirken; immer wieder sahen wir die berühmten Inkamauern, die zu von den Spaniern geschliffenen Sakralbauten o.ä. gehört hatten und dann von ihnen als Fundament für ihre eigenen Buden, gerne auch Kirchen, genutzt worden waren. Vor allem im Zentrum Cuscos steht eine Sehenswürdigkeit neben der nächsten und schnell war uns klar, daß wir in der Zeit, die wir hier haben würde, nur einen Bruchteil würden sehen können. Cusco gefiel uns aber so gut, daß wir uns vornahmen, zurückzukehren, mit mehr Zeit. Auch in Cusco, entfernt man sich etwas von Zentrum, gibt es aber die chaotischen Schmuddelstraßen, mit schmalen, von Verkäufern verstopften Bürgersteigen, Verkehrschaos, Geschrei und Gelärme:

 

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Abends kehrten wir schließlich noch in einer absolute Ranzbude ein, wo es aber die uns versprochenen großen Portionen, „der Peruaner ißt gerne viel“, gab.

Am zweiten ganzen Tag, den wir in Cusco verbrachten, ging es um 9 Uhr, abermals privat geführt von Elisa, ins heilige Tal, wo wir vier Ziele in Folge besuchten:

-          Ollantaytambo

 

-          Moray

 

 

-          Salzterrassen von Maras

 

-          Chinchero

 

Nach diesem prallgefüllten Tag auf den Spuren der Inka erkundeten wir Cusco noch weiter zu Fuß, stiegen hoch bis zu einem charmant-chaotischen (vs. Ranzig-chaotischen) Künstlerviertel beschlossen wir unseren Cusco-Trip mit einem Abendessen in einer Pollería, wo ich endlich leckeres „Pollo Broaster“ bekam.

Ich habe auf unserem Trip durch den Süden natürlich sehr viel von/über den/die Inkas gesehen, gehört und gelernt und bin spätestens jetzt rechtschaffen beeindruckt von dieser untergegangenen Zivilisation und ihren, v.a. architektonischen Errungenschaften, der Größe ihres ehemaligen Reiches und offenbar ihren Visionen und gewaltigen Schaffenskraft. Besonders die berühmten Inka-Mauern mit ihren perfekt passenden aber keinesfalls ebenmäßigen Steinen und ihrer 14°-Neigung, die sie, im Gegensatz zu den Kolonialbauten der Spanier, sehr erdbebenresistent machen, versetzten mich immer wieder in Staunen.

Übrigens: so ganz untergegangen sind die Inkas ja gar nicht; ihre Errungen- und Hinterlassenschaften finden sich nicht nur an vielen Orten in Form von Ruinen bzw. gut restaurierten Sehenswürdigkeiten, darunter natürlich und vor allem „Machi Picchu“, sondern sind zurecht fester Bestandteil des peruanischen Nationalstolzes und -bewußtseins, ihre Sprache, „Quechua“ wird auch heute noch von vielen, von manchen als einziges gesprochen und das indigene Erbe Perus blickt einem auch heute noch aus dem Großteil aller peruanischen Gesichter, z.T. noch unverändert und zum Glück in Spuren auch aus dem meiner Liebsten, entgegen.

 

Am letzten Morgen in Cusco gabelte uns ein netter Taxist auf, der uns zum lustig kleinen Flughafen in Cusco expedierte, wo wir ohne größere Probleme den Rückflug nach Lima antraten.